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Biel

Die Stadt will Vorreiterin sein 
und alle Angestellten testen lassen

Stadtpräsident Erich Fehr (SP) will, dass sich die Angestellten der Stadt regelmässig einem Corona-Massentest unterziehen. Ein grosser Stolperstein sind jedoch die Kosten.

So wird Testen angenehmer: Der Kanton Bern stellt zurzeit um auf Speichel-PCR-Schnelltests. Diese sollen auch bei Massentests eingesetzt werden. Symbolbild: Keystone

Hannah Frei

Die Stadt Biel will ihre Angestellten systematisch auf Covid-19 testen lassen. So sollen die rund 2500 Angestellten der Stadt in regelmässigen Abständen an Massentests teilnehmen, um auch diejenigen Coronafälle zu entdecken, die keine Symptome zeigen, so Stadtpräsident Erich Fehr (SP). Die Teilnahme sei jedoch freiwillig. Fehr sieht solche Massentests nebst der Impfung als wichtiges Mittel zur Bekämpfung der Pandemie. «Ich bin der Meinung, dass das Thema Testen bisher viel zu zögerlich angegangen wurde. Wir müssen so viel testen wie nur möglich», so Fehr. Deshalb wolle die Stadt Biel diesbezüglich nun vorpreschen.

Das Interesse an solchen Massentests habe die Stadt vor rund zwei Wochen beim Gesundheitszentrum Medin in Biel deponiert; seither laufen Abklärungen mit den betroffenen Stellen, beispielsweise dem Kanton, so Fehr. Auf die Antwort will er jedoch nicht mehr lange warten. «Es muss nun schnell gehen. Wenn wir bis nächste Woche keine Antwort erhalten, werde ich auf politischer Ebene aktiv», so der Stadtpräsident.

 

Wer übernimmt die Kosten?

Erich Fehr ist davon überzeugt, dass die Angestellten der Stadt Biel bei Massentests rege mitmachen würden. Doch ein grosses Fragezeichen bleibt: Werden Massentests nicht vom Kanton angeordnet, muss die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber die Kosten übernehmen. Die Stadt sei zwar bereit, finanzielle Mittel für die Tests und die dafür nötige Logistik zur Verfügung zu stellen. Den gesamten Betrag könne die Stadt jedoch nicht stemmen. Daher hofft Fehr, dass der Bund in seiner Teststrategie die Kostenübernahme für Massentests neu regelt. Mit der Anfrage beim Kanton erhofft sich Fehr, die Rahmenbedingungen für den Massentest in Biel festlegen zu können, um herauszufinden, wie gross der Aufwand für die Stadt wäre – und vor allem, mit welchen Kosten die Stadt rechnen müsste.

 

Medin rüstet sich

Wäre die aktuelle Testkapazität für solche Massentests für die Stadt Biel überhaupt ausreichend? Laut Medin-Direktor Michael Stettler ist das Testzentrum am Bieler Bahnhof zwar gut besucht, Kapazitäten gebe es aber dennoch. Es sei schwer zu sagen, wie viel Aufwand solche Massentests beanspruchen. Dies hänge stark von der vom Kanton oder den Betrieben gewählten Testmethode ab. Ein Antigen-Schnelltest, für den ein Rachenabstrich nötig ist, benötige deutlich mehr Zeit und Personal als etwa der neue Speichel-Schnelltest, so Stettler. Je nach Erwartung des Kantons müsse das Testteam in Biel folglich erweitert werden. Unabhängig davon setze der Kanton auch für individuelle Tests weiter auf das Bieler Testzentrum, was bedeutet, dass das Zentrum mindestens bis im April weiter in Betrieb sein wird.

Klar ist auch, dass der Covid-Truck für einen Massentest, wie ihn die Stadt Biel wünscht, nicht in Frage kommt. Der Truck muss für vom Kanton angeordnete Massentests zur Verfügung stehen.

Stettler stellt sich grundsätzlich hinter Fehrs Aussage, so breit wie möglich zu testen. Daher sei das Medin zurzeit daran, eigene Lösungsansätze für Betriebe und Institutionen, die prophylaktisch testen wollen – wie eben die Stadt Biel – auszuarbeiten und diese anschliessend dem Kanton zu unterbreiten. Das Konzept dafür werde Anfang nächster Woche auf dem Tisch sein.

 

Kanton berät und unterstützt

Beim Kanton scheint der Ablauf für die Massentests jedoch klar zu sein: Interessierte Betriebe können eine Anfrage senden. Gundekar Giebel, Mediensprecher der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion, hält fest: «Es kann sich jedes Unternehmen, jede Institution oder Verwaltung bei uns melden, wenn sie Massentests durchführen möchten.» Der Kanton unterstütze beratend und vermittle Partner. Organisieren müssen die Massentests aber die Betriebe selbst.

Auch in puncto Kosten ist das Testkonzept des Kantons klar: Die Testkosten werden nur dann übernommen, wenn eine Anordnung des Kantons besteht, folglich Ausbrüche festgestellt oder vermutet werden, wie das zuletzt am Dienstag in der Berner Schule Länggass der Fall war. Laut Giebel gibt es aber auch Ausnahmen: produzierende Betriebe, in denen ein erhöhtes Übertragungsrisiko besteht. Welche Betriebe dies betrifft, bestimmen die Kantone in ihrer Teststrategie. Giebel nennt für den Kanton Bern das Beispiel der Lebensmittelindustrie. Bei der Stadt Biel besteht lediglich in einzelnen Bereichen ein solches erhöhtes Übertragungsrisiko.

Die Entscheidung, ob alle Massentests oder nur solche unter bestimmten Kriterien bezahlt werden, liegt aber weiterhin in der Kompetenz des Bundes.

 

Pilotprojekt mit Selbsttest

Welche Art von Tests bei der Stadt Biel zum Einsatz kommen soll, weiss Stadtpräsident Erich Fehr nicht. Als die Idee vor zwei Wochen auf den Tisch kam, seien die neuen PCR-Speicheltests noch kein Thema gewesen, weshalb man noch davon ausging, dass Antigen-Schnelltests zum Einsatz kommen würden.

Das ist heute anders: Im Kanton Bern sind PCR-Speicheltests bereits im Einsatz. Der Kanton geht jedoch im Alleingang noch einen Schritt weiter: Er hat 1000 Speichel-Schnelltests bestellt, die sich zum Selbsttest eignen. Beim Bund gehören Selbsttests bisher jedoch nicht in die Teststrategie – zugelassen wurden daher bisher auch keine.

Der Pilotversuch in Bern soll starten, sobald das Material eingetroffen ist, sagt Giebel. Denkbar sei die Erprobung dieser Tests im kantonalen Test-Truck. Laut Giebel könnten dort zusätzlich zu den regulären Speichel-PCR-Tests auch Speichel-Schnelltests durchgeführt werden. Die Testwilligen müssen dann also zweimal spucken. Die beiden Testergebnisse sollen anschliessend verglichen werden, um die Genauigkeit des neuen Tests zu prüfen. Laut Giebel ist für den Kanton klar, dass man nun vorwärtsmachen muss. Denn mit der Möglichkeit von Speichel-Schnelltests für die Selbsttestung würden in der Bevölkerung die Hemmungen für die Durchführung von Corona-Tests fallen. An den Ergebnissen des Pilotprojekts habe der Bund bereits Interesse bekundet.

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