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Die Strassen beleben, und zwar ohne Autos

Eine autofreie Innenstadt und Altstadt, Gratis-ÖV: Die Partei der Arbeit möchte klare und strenge Regeln, um Lebensqualität und Umweltschutz zu steigern. Mit auf den Wahlrundgang kamen Stadtrat Peter Heiniger und die Kandidatin Marisa Halter.

Wollen, dass das Expo-Areal für alle offen ist: PdA-Stadtrat Peter Heiniger und Kandidatin Marisa Halter. Bild: Lee Knipp
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Sarah Zurbuchen

«Wir sind gegen diese monströse Überbauung.» Die Rede ist von Agglolac, der dies sagt, ist der einzige Vertreter der Partei der Arbeit (PdA) im Bieler Parlament, Peter Heiniger. Zusammen mit der Parteikollegin Marisa Halter steht er vor der Absperrung, hinter der ein Teil von Agglolac geplant ist. «Der Zaun ist eigentlich symbolisch dafür, was hier passieren könnte: Dass ein Teil der Bevölkerung ausgesperrt wird», so der Stadtrat weiter. Agglolac habe ein gutverdienendes Zielpublikum, dabei habe man den Leuten vor Jahren zugesichert, dass das Areal nach der Expo der ganzen Bevölkerung zur Verfügung stehen würde.

«Es braucht mehr freie Flächen, die wir unterschiedlich nutzen können», doppelt die Stadtratskandidatin nach. Ein gutes Beispiel sei das Terrain Gurzelen, nur dass dieses nur als Zwischennutzung gedacht sei. Sie fordert deshalb offene, legitimierte Flächen, deren Nutzung zeitlich nicht begrenzt ist. «Und warum nicht einfach einmal die Meinung der Bevölkerung erfragen, bevor ein fertiges Päckli präsentiert wird?»

Zudem werde mit Agglolac ein Teil des Seezugangs blockiert, der eh schon sehr reduziert sei. «Der See sollte für alle zugänglich sein», betont Halter. Auch aus der Optik des Umweltschutzes sei das Projekt eine schlechte Idee, finden die beiden PdA-Mitglieder. Denn eine solche Überbauung generiere zusätzlichen motorisierten Individualverkehr. «Dabei ist doch das Ziel, die Stadt vom Verkehr zu entlasten», so Berufsschullehrer Peter Heiniger.

Dem Westast opfern

Verkehr ist ein gutes Stichwort, um – natürlich mit dem Fahrrad – zum nächsten Posten zu fahren: das Areal zwischen Badhausstrasse, Ländtestrasse und Unterem Quai. Hier befindet sich etwa ein Brockenhaus, eine Tanzschule, das Maschinenmuseum Müller und alte Lager- und Wohngebäude der Firma Bührer. «Das alles», sagt Marisa Halter, «würde abgerissen und dem Westast geopfert». In diesen Häusern, die zur Geschichte von Biel gehörten, gebe es charmanten und günstigen Wohnraum. Hier wohnen auch die Mitglieder das Kollektivs «La Biu», das den Wohnraum von der Stadt zu günstigen Bedingungen nutzen darf. Genau diese Mischung aus kultureller Vielfalt, verschiedenen Lebensformen, Zweisprachigkeit und Offenheit sei typisch für Biel. «Deshalb habe ich mich vor 18 Jahren dafür entschieden, nach Biel zu ziehen», sagt die Betriebsleiterin des X-Project. «Diesen Geist müssen wir pflegen, damit er weiter wachsen kann.»

Das Ausführungsprojekt des Westasts ist laut Heiniger «völlig sinnfrei». «Eine Ausfahrt mitten in der Stadt, die noch mehr Verkehr hinein spült, ist eine Idee aus dem letzten Jahrhundert.» Und die Bauzeit von zirka 20 Jahren hätte zur Folge, dass mindestens eine Generation von Bielerinnen und Bielern den Strandboden nicht nutzen könnte.

Heute gehe es viel eher darum, den Verkehr aus der Stadt auszulagern und zu überlegen, wie die Bedürfnisse aussehen und wie sie zu lösen sind. «Wo keine Autos mehr fahren, beleben sich die Strassen wieder und auch das Gewerbe profitiert davon», ist der Stadtrat überzeugt. Für das Ein- und Ausladen und Beliefern könnten Umschlagplätze und Zubringerdienste sorgen. Eine autofreie Innenstadt ist denn auch ein weiteres Anliegen der PdA. Um die Menschen zu motivieren, fordert die Partei in einem Postulat die kostenlose Benutzung des öffentlichen Verkehrs. «Natürlich ist das System mit dem Libero-Netz mit den angrenzenden Gemeinden gekoppelt. Es gäbe aber durchaus Lösungen, etwa mit Gutschriften oder Gutscheinen für Bielerinnen und Bieler, und langfristig durch Umlagerungen.» Und Marisa Halter doppelt nach: In anderen Ländern, etwa in Luxemburg, sei kostenloser ÖV auch möglich.

Klar ist für beide, dass rasch etwas geschehen muss. Dazu gehöre auch ein konstanter und strenger Ausbau der Velowege. «Biel könnte auf diese Art eine Vorbildfunktion übernehmen», ist sie überzeugt. Und: «Wir müssen im Kleinen anfangen, um Grosses zu erreichen.»

Autofreie Altstadt

Weiter geht es auf zwei Rädern Richtung Altstadt. An der Obergasse, unter der mächtigen Kastanie beim Engelsbrunnen, befindet sich die dritte ausgewählte Station der Parteikollegen. Ratternd fahren hier Autos über das Kopfsteinpflaster, und trotz niedriger Geschwindigkeit sorgt dies für Lärmemissionen. «Auch die Altstadt soll endlich von Autos befreit werden», erörtert Heiniger. Er hat auch dieses Anliegen in einem Postulat formuliert.

Es braucht laut Heiniger weder an der Unter- noch an der Obergasse die Möglichkeit, mit dem Auto durchzufahren. Schliesslich sei eine verkehrsbefreite Altstadt auch am Podring oder am First Friday möglich. Besonders stören sich die beiden PdA-Mitglieder daran, dass viele die Obergasse nutzen, um die Mühlebrücke zu umgehen, wenn sie Richtung Beaumont fahren. «Und zwar bis spätabends», betont Marisa Halter. Dabei seien die Bielerinnen und Bieler doch so stolz auf ihre Altstadt. «Sie ist ein Bijou!», so Heiniger. «Und Kinder sollen hier wieder spielen und die Leute draussen sitzen können.»

«Grosser Wunsch: Zweiter Sitz»

Wahlziel der PdA ist die Verteidigung ihres Sitzes, «ein grosser Wunsch wäre ein zweiter Sitz», so Heiniger. Vor vier Jahren erlangte die PdA ihren ersten Sitz im Stadtrat. Diesen besetzte zunächst Judith Schmid. Im Herbst 2018 wurde sie von Peter Heiniger abgelöst. In der vergangenen Legislatur hatte die PdA zusammen mit der Passerelle die Fraktion «Einfach libres» gebildet.

Marisa Halter, Stadtratskandidatin PdA

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Die PdA-Liste

Peter Heiniger, 1965, bisher

Sabrina Beeler, 1990

Sandro Albanese, 1978

Marisa Halter, 1976

Damian Bugmann, 1958

Ursula Wils, 1961

Pir Ché Celik, 2000

Martin Christian Baumann, 1973

Olaf Veit, 1965

Emil Jan Mollet, 1962

Christian Stauffer, 1964

Markus Schumacher, 1962

Cédric Schlüchter, 1974

Fritz Ulrich Schneeberger, 1963

Rafael Marti, 1998

Michael Nydegger, 1975

Claude Meylan, 1960

Stichwörter: Bieler Wahlen, Politik, PdA

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