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Nidau

«Die Sympathie für die Romands ist gross»

Der Nidauer PRR hat der Stadt ein Referendum mit 658 Unterschriften übergeben. Nun soll das Volk an der Urne entscheiden, wie es mit den französischsprachigen Schülern weitergeht.

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Deborah Balmer

Der Nidauer PRR-Stadtrat Jean-Pierre Dutoit hat gut lachen. Gemeinsam mit der Nidauer PRR-Präsidentin Annabelle Galley und PRR-Stadträtin Hanna Jenni hat er am Dienstagmorgen Vize-Stadtschreiberin Susanne Weber eine dicke Packung mit etlichen Unterschriftenbögen überreicht. In nur drei Wochen kamen für das vom Parti Radical Romand lancierten Referendum «Touche pas à mes Welsch à Nidau» 658 Unterschriften zusammen. Unterschriften von stimmberechtigten Nidauerinnen und Nidauern, die sich gegen den Entscheid des Stadtrates wehren, wonach frankophone Schüler nicht mehr in Biel die französischsprachige Schule besuchen dürfen. «Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir so schnell so viele Bögen zusammenbekommen», sagte Dutoit am Dienstag vor dem Nidauer Gemeindehaus. Die grosse Unterstützung freue ihn nun aber ausserordentlich. Sie zeige, dass die Sympathie für die Romands gross sei. Denn unterschrieben hätten auch viele deutschsprachige Nidauer. Das zeige doch: «Wir leben hier in Harmonie zusammen, und das soll auch weiterhin so bleiben», so der PRR-Stadtrat.


Drei Tage vor offiziellem Schluss


Die frankophonen Familien sollen nicht etwas verlieren, das jahrzehntelang möglich war, sagte Dutoit vor Medienvertretern, die zahlreich erschienen. Die Nidauer Schulfrage löst nicht nur in der Region ein grosses Interesse aus. Die Familien sollen keinesfalls die Möglichkeit verlieren, so Dutoit weiter, die Kinder in Biel in die Schule zu schicken. In Nidau herrsche ein offener Geist und «ich würde es bedauern, wenn er verschwände». Drei Tage vor dem offiziellen Ende beendete der PRR die Unterschriftensammlung. Nun gelte es, die Bevölkerung bis zum Abstimmungstermin weiter für das Thema Bilinguismus zu sensibilisieren. Denn gewonnen sei noch nichts, so Dutoit. Es handle sich erst um einen Etappensieg. Entscheiden müsse das Volk an der Urne. Er verglich die Situation mit dem Bau eines Hauses: Mit dem Stadtratsentscheid vom 21. November habe man den Romands in Nidau den Boden weggezogen. Mit dem Referendum sei nun der Boden wieder da und man könne darauf ein Haus bauen.


Pin-Aktion läuft weiter


Zur Sensibilisierung der Bevölkerung läuft auch die vor zwei Wochen lancierte Pin-Aktion von zwei Privaten aus der Region weiter. «Touche pas à mes Welsch à Nidau» und «Touche pas à mon bilinguisme» heissen die Slogans auf handförmigen Pins, die derzeit in einem Nidauer Geschäft im Stedtli und im Biel im Forum für Zweisprachigkeit verkauft werden. Dahinter stehen der deutschsprachige Möriger Unternehmensberater Roderich Hess und sein französischsprachiger Jugendfreund, der Bieler Lehrer Thierry Stegmüller. Ein guter Teil der 500 Pins sei bereits verkauft worden, sagt er. So seien 1500 Franken zusammengekommen. Auch Hess betonte am Dienstag: «Das zeigt doch einfach, dass die Deutschschweizer die Romands unterstützen. Man mag die Welschen in Nidau.» Man lebe hier zusammen, und das gut. Auch wenn der Betrag von 1500 Franken ein symbolischer sei. Das Geld komme in jedem Fall den frankophonen Nidauer Schülern zugute. Hess forderte die Anwesenden auf, die Pins zu tragen, um die wichtige Botschaft rüberzubringen.


Schicksal von elf Familien


Dutoit appellierte bei der Unterschriftenübergabe auch an die künftige Stadtpräsidentin Sandra Hess (FDP). Im Wahlkampf habe sie mit folgendem Slogan für sich geworben: «Nidau ist gut – gemeinsam machen wir es besser.» Das gelte es nun einzuhalten. «Ich hoffe, Frau Hess hält, was sie vor den Wahlen versprochen hat», so Dutoit.
Konkret geht es um das Schicksal von etwa elf französischsprachigen Schülern – sie werden ab dem kommenden Schuljahr entweder in Biel die Schule besuchen. Oder sie werden in Nidau in die deutsche Schule eingeschult.     
  

Referendum gegen den Stadtratsentscheid
• Am 21. November hat der Stadtrat die Streichung von Art. 4 des Schulreglements von Nidau beschlossen. Diese Bestimmung lautet heute wie folgt: Die Stadt Nidau bietet Schülern den Besuch einer französischsprachigen Klasse der Stadt Biel an.
• Der Gemeinderat regelt die Einzelheiten durch Vertrag mit der zuständigen Stelle der Stadt Biel.
• Die Unterzeichnenden verlangen, dass die Streichung dieses Art. 4 des Schulreglements von Nidau der Volksabstimmung unterbreitet wird (fakultatives Referendum).    

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