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Biel/Port

Die Velos mit dem Falz sind umgezogen

Elf Jahre lang hat Jonas Römer seine Faltvelos in der Altstadt von Biel verkauft. Nun ist er mit seinem Laden in die Agglomeration gezügelt und hofft, dass das Geschäft weiterhin gut läuft.

Zwei Jahrhunderte nach seiner Erfindung beleuchtet das BT Aspekte des Sport- und Verkehrsmittels.Mehr Fläche am neuen Ort: Jonas Römer verkauft seine speziellen Räder neu in Port. Matthias Käser
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Deborah Balmer

Altstadt Biel, Schmiedengasse 14: An bester Lage hat Jonas Römer seit 2006 die Velos mit dem Falz in der Mitte an Kunden von weitherum verkauft. Der Standort war so ideal, dass sein Business nach anfänglich bescheidenen Zeiten richtig gut ins Rollen kam. Doch nun hat Römer seinen Laden mit dem sinnigen Namen Faltbar (er beinhaltet auch eine einfache Café-Bar), von Biel an die Aegertenstrasse 1a in Port verlegt. «Mittlerweile kennt man mich gut genug, sodass meine Kundschaft mich hoffentlich auch in Port aufsucht.»

Seine Kundschaft kam vor allem zu Beginn aus der ganzen Schweiz nach Biel, um sich eines seiner speziellen Velos zu kaufen. Römer war lange der Einzige im Land, der Klappräder anbot. Noch heute kommen die Käufer manchmal auch aus dem Ausland in seine «Faltbar».

Oftmals sind es Velofans, die neben dem klassischen Stadtvelo, auch ein Mountainbike und ein Rennvelo besitzen. Und sich eben als Dritt- oder Viertvelo noch ein Faltvelo zulegen. Manchmal besitzen Römers Kunden einen Wohnwagen, ein Boot oder vielleicht ein Flugzeug und benutzten das Faltvelo, um sich an Land fortzubewegen. Immer mehr sind es auch Pendler, die ein solches Gefährt dabei haben, um schnell vorwärtszukommen. «Einigen wurde vielleicht schon mehrmals ein Fahrrad gestohlen und sie sagen sich: ‹Jetzt reichts!›. Sie kaufen sich dann ein Rad, dass sie immer dabei haben.» Das Faltrad lasse sich auch sehr gut mit anderen Verkehrsmitteln kombinieren. So fahre jemand vielleicht einen Teil einer Velotour und brauche dann für den Anstieg das Postauto.

Auch das Internet war bisher für Jonas Römer keine ernsthafte Konkurrenz. Die Kunden kommen gerne ins Geschäft, weil sie sich beraten lassen und die Auswahl sehen wollen. «Tendenziell ist ein Faltvelo etwas komplexer als ein herkömmliches Rad, vor allem wenn es ein teureres ist», sagt Römer, der seit Jahren auch für den Generalimport der Faltvelomarke Brompton verantwortlich ist.

Schuld an Römers Business ist Rom. Denn dort ist er mit dem Faltvelo-Virus infiziert worden, wie er dem BT einmal erzählte. In der Ewigen Stadt lebte Römer aufgrund eines Forschungsaufenthalts. Vor seinem Leben als Fahrradmechaniker und Barkeeper war der studierte Historiker Dozent an der Universität Luzern. Der öffentliche Verkehr in Rom sei so miserabel gewesen, dass zur Durchquerung der Stadt nur eine Vespa oder eben ein Faltvelo und die Metro in Frage gekommen seien, sagte Römer dem BT, der nach Rom den Laden in der Bieler Altstadt eröffnete.

 

Von Fallschirmjägern genutzt
Was weiss Römer über die Geschichte des Klapprades? Das erste seiner Art gab es bereits im 19. Jahrhundert, als Fahrräder noch Hochräder waren: ein zusammenfaltbares Hochrad war das also. Später wurden verschiedene Modelle fürs Militär weiterentwickelt und im Zweiten Weltkrieg ist das Folding Military Bicycle von britischen Fallschirmjägern benutzt worden, die sich nach der Landung mit dem Rad weiterbewegten.

 

Faltbar auch mit E-Motor
Die Ladenfläche im neuen Laden in Port ist in etwa gleich gross wie im alten Geschäft in der Altstadt. Doch Jonas Römer benötigt als Generalimporteur auch genügend Platz, um Fahrräder zu lagern, die er dann an Veloläden in der Schweiz weiterverkauft. Dafür hat er nun am neuen Ort mehr Raum.

Laut Römer gibt es heute zwischen einem guten Faltrad und einem herkömmlichen Velo keine qualitativen Unterschiede. Es gibt sogar faltbare Tandems, faltbare Liegevelos oder solche mit Elektroantrieb. Ein einfaches Faltvelo kostet zwischen 700 und 800 Franken. Im mittleren Segment bewegen sich die Kosten zwischen 1000 bis 2500 Franken. Wer sich einen Rahmen nach Mass konstruieren lässt, zahlt zwischen 3000 und 5000 Franken.

Der alte Laden der «Faltbar» wird übrigens bis im Januar zwischengenutzt. «Plein d’histoires» ist temporär eingezogen. Das Geschäft verschönert alte Möbelstücke und verkauft sie.

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