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Biel

Dieser Stau ist künstlich provoziert

Seit der Inbetriebnahme der neuen Ampelanlage vor zwei Tagen kommt es bei der Bahnunterführung auf der Madretschstrasse zu langen Rückstaus. Die flankierende Massnahme zum A5-Ostast löst heftige Kritik aus.

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Finden Sie flankierende Massnahmen wie Ampeln im Zuge der Ostumfahrung gut?



Lino Schaeren

Sie hupen, schimpfen, gestikulieren. Gestern herrschte bei der Bahnunterführung, bei der Madretsch- undMettstrasse ineinanderübergehen, ein regelrechtes Verkehrschaos. Grund ist die neue Lichtsignalanlage, die am Dienstag in Betrieb genommen wurde. Neu ist die enge Unterführung für den motorisierten Individualverkehr (MIV) wechselseitig nur noch im Einbahnverkehr passierbar.

Neue Fahrradstreifen wurden aufgezeichnet, ebenso auf beiden Seiten der Unterführung eine Busspur. Zwischen Brühlplatz und dem Bahndamm-Durchstich bedeutet dies Einbahnverkehr für den MIV stadtauswärts. Die Anpassungen sind sogenannte verkehrlich flankierende Massnahmen zum A5-Ostast – und sorgten in den ersten beiden Tagen nach der Inbetriebnahme für teils heftige Reaktionen.

Vorab in den sozialen Medien liessen Autofahrer ihrem Unmut über das neue Verkehrshindernis freien Lauf. Die zentrale Frage in den teils kaum zitierbaren Äusserungen: Wieso? Wieso wird der Autofahrer schikaniert, nachdem sich die Verkehrssituation dank der Eröffnung des A5-Ostasts auf der städtischen Südachse doch deutlich verbessert hatte? Biels Baudirektorin Barbara Schwickert (Grüne) gibt die Antwort: Weil es eben genau Ziel dieser Massnahmen sei, dass der MIV nicht ungehindert über die Südachse rollt. «Es geht um das übergeordnete Ziel, die Quartiere dank der Verschiebung des Verkehrs auf die Autobahn vom Verkehr zu entlasten», sagt sie.


Bund zahlt grössten Teil
Erreicht werden soll dies, indem künftig nur noch die Südachse nutzt, wer keine andere Option hat. Oder anders gesagt: Wer von Madretsch nach Mett will oder umgekehrt. Der ganze Rest soll auf die neue Autobahn. Dafür sollen die nun ergriffenen Massnahmen sorgen. Diese sind Teil des «Richtplans verkehrlich flankierende Massnahmen», der zusammen mit dem Ostast-Ausführungsprojekt genehmigt wurde. «Die Stadt macht hier also nicht einfach irgendwas, es handelt sich um eine Vorgabe, die es umzusetzen gilt», sagt Schwickert. Der Bund zahlt denn auch grösstenteils für die Massnahmen.

Beim nun entstandenen Verkehrschaos auf beiden Seiten der Unterführung handelt es sich also um einen bewusst künstlich herbeigeführten Stau. Baudirektorin Schwickert nennt dies Engpasssteuerung, Pablo Donzé, Leiter Bereich Verkehr bei der Stadt, einen Kapazitätsengpass. «Es handelt sich jedenfalls um eine Durchgangserschwerung», sagt er. Für jene, die keine andere Route nutzen könnten, reiche die Kapazität weiterhin aus.
Die Stadt will aber nicht nur die Autofahrer durch provozierende Einschränkungen zur Nutzung der Autobahn erziehen. Sie will auch verhindern, gestützt auf den Richtplan «verkehrlich flankierende Massnahmen», dass die Südachse nach der bereits erfahrenen Entlastung quasi wiederentdeckt wird, da sie nun zumindest teilweise vom Verkehr befreit ist. «Wenn wir nun nichts machen, haben wir in zwei Jahren dieselben Probleme wieder wie vor der Autobahneröffnung», sagt Donzé.


Anwohner werden gestört
Profitieren tut von den Einschränkungen für den MIV der Langsamverkehr, für den die Sicherheit in der engen Unterführung deutlich verbessert wurde. In der Vergangenheit war es an dieser Stelle auch schon zu Unfällen mit Todesfolge gekommen. Und auch der öffentliche Verkehr gehört zu den Gewinnern, der sich dank der neuen Busspuren jeweils zuvorderst in die Kolonne bei den Ampeln einreihen kann. Oder können sollte. Denn zumindest auf Seite Mettstrasse hat dies bislang noch nicht wirklich geklappt, da der Stau zumindest zu Spitzenzeiten immer wieder weiter zurückreichte als die neue Busspur.

Bei der Stadt hat man offenbar ein gewisses Verständnis für die vielen Unmutsbekundungen der Autofahrer. Schwickert spricht von Gewohnheiten, die sich nicht von heute auf morgen ändern würden. «Der Verkehr muss sich neue Wege suchen, das dauert seine Zeit.» Und Donzé sagt, dass er nicht damit gerechnet habe «Liebesbriefe zu erhalten». Es gehe nun darum, sowohl den Autofahrern als auch den Anwohnern Sinn und Zweck der Massnahmen näher zu bringen.
Denn auch die Geduld der Anwohner an der Madretsch- und der Mettstrasse wird auf die Probe gestellt. Auch für sie bedeutet der Wechsel vom Durchgangsverkehr zum Rückstau eine Verschlechterung der Situation, mehr Lärm und mehr Abgase. «Es führt zu einer Störung der direkten Anwohner», sagt Donzé, «aber diese müssen wir mittelfristig in Kauf nehmen, wenn wir die Quartiere im Süden der Stadt nachhaltig vom Verkehr entlasten wollen.»

Donzé sagt, dass die neue Verkehrsregelung bei der Bahnunterführung «eine Schlüsselmassnahme des Richtplans» sei. Diese ist nun also umgesetzt. In den nächsten zwei bis drei Wochen folgen weitere: die Einführung des Einbahnverkehrs bei der Bahnunterführung Mühlestrasse beim Bahnhof Biel Mett, die Verkehrsberuhigung in Mühlefeldquartier mit Einbahnverkehr auf der Zielstrasse zwischen Moser- und Grenzstrasse oder die Bus-Priorisierung auf dem Portplatz und der Brüggstrasse Höhe Friedhof. Auch nach Umsetzung dieser Massnahmen dürften bei der Stadt in einem ersten Moment eher wenige Liebesbekundungen von Autofahrern eingehen.

Stichwörter: Biel, Ampel, Ostast

Kommentare

bmb

Entlastung? Mehr Stau!


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