Sie sind hier

„Krawattenzwang“

Ein ausserordentliches Guggentreffen muss her

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, Chefredaktor „Bieler Tagblatt“, wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Ein ausserordentliches Guggentreffen muss her.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Das Thema dominiert: Coronavirus. Seit letztem Freitag und den entschiedenen bundesrätlichen Massnahmen ist nichts mehr wie vorher. Notabene sind die Vorsichtsmassnahmen richtig und zu begrüssen. Denn ganz klar: Die Gesundheit von uns allen geht vor und ist in jedem Fall zu schützen. Und alles was Freizeit und Hobbys betrifft, muss im Krisenfall ohnehin zurückstecken. Wir wollen den Teufel aber nicht an die Wand malen und hoffen, dass sich unser Leben auch in diesem Bereich baldmöglichst normalisiert.

Denn wir merken zurzeit deutlich, wie schnell wir in unseren Gewohnheiten, aber auch in unserem stark vernetzten Wirtschafts- und Gesellschaftssystem verletzlich sind. Die allgemeine Situation der Verunsicherung und vor allem auch das generelle Verbot für Anlässe mit über 1000 Besuchenden – mittlerweile sind de facto quasi alle Events betroffen – gehen tief. Es ist einerseits Spassbremse, andererseits aber ein sehr ernst zu nehmender wirtschaftlicher Einschnitt. Das wird vermutlich die eine oder andere ganz strube Konsequenz haben. Ganz abgesehen davon, was im Gesundheitssektor noch auf uns zukommen mag.

Jeder verschobene und abgesagte Kultur- und Sportanlass ist zu bedauern. Das betrifft alle, die kommerziell und damit existenziell damit verbunden sind. Das betrifft aber auch alle, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren und mit den Events entsprechend emotional liiert sind. Besonders, wenn das Verbot einen nur einmal jährlich stattfindenden Anlass betrifft und die befohlene Wartezeit nicht «nur» einige Wochen umfasst.

Ich denke da zum Beispiel an die Fasnachtsanlässe, die in den letzten Tagen abgesagt werden mussten. Zugegeben, man kann auch ohne Fasnacht leben. Aber alle, die sich gefreut haben, und die Geld und vor allem Zeit in die Vorbereitung investiert haben, sind verständlicherweise frustriert. Die viel gerühmte Freiwilligenarbeit wird hart auf die Probe gestellt. Ein Jahr Wartefrist, ohne in Maske und Kostüm so richtig auf die Pauke zu hauen und den Marsch zu blasen – kaum vorstellbar.

Ein Vorschlag ans närrische Volk in Biel: Jetzt muss ein ausserordentliches SGT her, ein Schweizerisches Guggentreffen. Einfach so zur Freude, ohne Wettkampf, ohne Konkurrenz. Basler und Berner sowie weitere «betrogene» Fasnächtler würden sich allenfalls gerne in der Mitte treffen. Gute Idee?


brentsch@bielertagblatt.ch
Twitter: @BernhardRentsch

Nachrichten zu Biel »