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Leserfoto-Wettbewerb

Eine Frage der Beharrlichkeit

Das BT hat gestern die Jahressieger des Leserfoto-Wettbewerbs prämiert. Die Auswahl der Siegerbilder war keine leichte Sache. Die eingesandten Fotos waren auch im vergangenen Jahr von grosser Qualität. Die Siegerfotos zeigen: Mit Geduld und Ausdauer lassen sich die besten Motive ablichten. Wer zu früh aufgibt, der verpasst womöglich den besten Fotomoment.

  • 1/13 Copyright: Matthias Käser/Bieler Tagblatt
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Alice Henkes

Natürlich gibt es gewisse technische Fertigkeiten, die dabei helfen, ein gutes Foto zu machen. Erfahrungswerte, ein Auge für ein gutes Motiv, den richtigen Blickwinkel den passenden Ausschnitt. Aber oft hängt das Fotoglück auch von ganz einfachen, ganz «unfotografischen» Eigenschaften ab. Geduld zum Beispiel.

René Marti kann sehr geduldig sein, wenn es ums Fotografieren geht. Ganze Nachmittage verbringt er im Berner Zoo vor einem Tiergehege und wartet auf gute Momente. «Es gibt Kollegen, die nach einer halben Stunde aufgeben», sagt er. Meist bereuen sie ihre Ungeduld. Wer gute Fotos machen will, sollte es nicht eilig haben. Aber auch ein wenig Glück kann helfen. Glück war es auch, dass Marti eines Morgens im Frühnebel an der Aarebrücke bei Arch einen Bootsmotor hörte.

 

Ein Motor im Nebel
René Marti, der in Safnern lebt, kommt oft in der Morgenfrühe an die Aare, um Naturstimmungen und Tiere zu fotografieren. Das Boot konnte er zunächst gar nicht sehen. Nur das Motorengeräusch verriet ihm, dass da etwas war. Sobald Boot und Fischer sich im dichten Nebel abzuzeichnen begannen, versuchte Marti, das Motiv zu fotografieren. Das war gar nicht so einfach. Der Autofocus habe das Motiv zuerst nicht finden können. «Das hat Nerven gekostet», so Marti.

Jetzt wird seine Mühe belohnt. Sein Bild «Am Fischer si Heimat» wurde von der sechsköpfigen Jury des diesjährigen Leserfotowettbewerbs auf den dritten Platz gewählt. Leicht war es für die Jurorinnen und Juroren nicht, aus den qualitativ sehr hochstehenden Foto-Einsendungen der BT-Leserinnen und -Leser die drei besten auszuwählen.

 

Besondere Ambiance
Dennoch war das Wahlergebnis am Ende so eindeutig wie einhellig. René Martis Fischer im Morgennebel überzeugte BT-Fotograf Matthias Käser durch die professionelle Lichtführung. Auch Gastjurorin Danaé Panchaud, die neue Direktorin des Photoforum Pasquart, zeigte sich von der besonderen Ambiance dieses Fotos beeindruckt, und von der Ästhetik, die an die Anfänge der Fotografie erinnere: «Auf den ersten Blick ist es nicht leicht, einzuschätzen, wann dieses Bild entstanden ist», sagt sie. «Doch der Fotograf gibt uns rasch die notwendigen Schlüssel an die Hand, um das Bild verstehen zu können. Wenn man den Fischer aufmerksam anschaut, wird offenkundig, dass es eine zeitgenössische Aufnahme ist.»

René Marti verfügt freilich nicht nur über Geduld, sondern auch über sehr viel Fotoerfahrung. Das trifft auch für die beiden Wettbewerbs-Teilnehmer zu, die es mit ihren Bildern auf den zweiten und ersten Platz geschafft haben.

Andrea Zanella überzeugte die Jury mit der Schwarz-Weiss-Fotografie «Himmlische Freundschaft», die zwei Ordensschwestern auf einer Bank mit Fernsicht zeigt. Das Motiv habe sich spontan ergeben, erzählt die begeisterte Fotografin Zanella. Oder besser: mehr oder weniger spontan. Sie habe die beiden Nonnen, die auf dem Fronalpstock im Kanton Schwyz spazieren gingen, einige Zeit beobachtet, berichtet Andrea Zanella. Zuerst sei ihr der Kontrast zwischen der strengen Schwesterntracht und den Turnschuhen, die die beiden trugen, aufgefallen. Aber, das war nicht alles. «Ich habe gespürt, wie die beiden diesen Ausflug geniessen», sagt die in Ennetmoos lebende Wettbewerbs-Teilnehmerin. Als die beiden Ordensfrauen sich zur Rast auf eine Bank setzten, wusste Andrea Zanella, dass ihr Moment gekommen war.

Der Jury gefiel die Mischung aus klarer Komposition und erzählerischer Qualität des Bildes. Danaé Panchaud lobt an diesem Bild seine «Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, in die man sich leicht hineinversetzen kann.» Die beiden Nonnen lüden die Betrachter zu Spekulationen ein: «Kommen sie aus der Region oder sind sie auf Wanderschaft? Sind sie alte Freundinnen oder haben sie sich zufällig auf ihren Spaziergang in den Bergen getroffen?»

Andrea Zanella fotografiert bereits seit ihrer Kindheit. Sie hat den einen oder anderen Fotokurs besucht, sich aber vieles auch selber beigebracht. Die Schwarz-Weiss-Fotografie ist für sie noch relativ neu. «Ich habe vorher viele Makroaufnahmen gemacht, Tiere und Natur fotografiert», sagt sie. An der Schwarz-Weiss-Fotografie gefällt ihr, dass man den Fokus besser auf das Motiv lenken könne. Ihr Porträt der beiden Ordensschwestern ist dafür ein gutes Beispiel. Andrea Zanella erinnert sich gut an die intensive Farbigkeit der Blumen rings um die Rastbank der beiden Spaziergängerinnen. Auf dem Foto indes lenkt nichts von den beiden Frauen ab.

 

Klare Linienführung
Klar und konzentriert präsentiert sich das Foto auf dem ersten Platz mit dem Titel «ausladen bitte!». Urs Guggisberg aus Hermrigen hat es im Hamburger Hafen gemacht. Auch er ist mit Geduld zu Werk gegangen. «Die Arbeiter waren schon länger dort. Deshalb ist mir das Schiff auch aufgefallen.» Urs Guggisberg hat gleich eine ganze Serie aufgenommen. Ihm gefiel die klare Geometrie der Schiffsoberfläche im Wechselspiel mit den winzig anmutenden Arbeitern. Und das begeisterte auch die Jury. So rühmt Danaé Panchaud die meisterhafte Komposition des Fotos mit seinen strengen, kraftvollen Linien, die den Blick zwingend auf die Personen im Zentrum lenken. «Was dem Foto seine besondere Bedeutung verleiht, sind diese Personen, deren Gesichter und Blick unterschiedlichen Richtungen zugewandt sind.»

Wie auch seine beiden Co-Preisträger, geht Urs Guggisberg praktisch nie ohne Kamera aus dem Haus. «Ein oder zwei Kameras habe ich eigentlich immer dabei», sagt er. Oft deponiere er auch einen Fotoapparat im Auto. Für alle Fälle. Was die Motive betrifft, da ist er offen. Landschaften interessieren ihn. Bäume. Baumgruppen. Die technische Seite der Fotografie hingegen, die interessiert Guggisberg, der von Jugend an viel fotografiert hat, heute nicht mehr besonders. Früher habe er auch selber im Labor gestanden und die Abzüge seiner Aufnahmen gemacht. «Heute fotografiere ich nur noch digital», sagt er. Doch eigentlich geht es ja nicht um Technik, sondern um das Auge. Und um Geduld.

Danaé Panchaud, 
Direktorin Photoforum Pasquart

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Leserfoto-Jury

Die diesjährige Leserfoto-Jury setzte sich zusammen aus:

  • Bernhard Rentsch, Chefredaktor 
«Bieler Tagblatt»
  • Danaé Panchaud, Direktorin des Photoforum Pasquart
  • Simon Dick, Digital-Redaktor
  • Michael Lüdi, Grafiker
  • Matthias Käser, Fotograf
  • Alice Henkes, Teamleiterin Kultur und Fokus.

Die Wochensieger des Jahres 2017 stellten die Auswahl für die prämierten Bilder. ahb

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Monatsthemen 2018

Februar: Papier

März: Spiegelung

April: Analog

Mai: Grünes Licht

Juni: Wasser

Juli: Schwarz

August: Action

September: Vier

Oktober: Diagonal

November: Nebel

Dezember: Glanz

Januar 2019: Ruhe ahb

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