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Biel

Eine Lärmschutzwand, die Lärm macht

Lärmempfindungen lassen sich nur schwer messen. Doch der Bieler Eventtechniker Tobias Müller ist sich sicher, dass es in seinem Garten lauter geworden ist, seit die Lärmschutzwand steht. Die SBB streiten das nicht ab.

  • 1/6 Tobias Müller: «Seit die Lärmschutzwände stehen, fehlt uns der Blick in die Weite, der unserem Haus einen besonderen Charme gab.» Bilder: Daniel Müller
  • 2/6 Tobias Müller: «Seit die Lärmschutzwände stehen, fehlt uns der Blick in die Weite, der unserem Haus einen besonderen Charme gab.» Bilder: Daniel Müller
  • 3/6 Tobias Müller: «Seit die Lärmschutzwände stehen, fehlt uns der Blick in die Weite, der unserem Haus einen besonderen Charme gab.» Bilder: Daniel Müller
  • 4/6 Tobias Müller: «Seit die Lärmschutzwände stehen, fehlt uns der Blick in die Weite, der unserem Haus einen besonderen Charme gab.» Bilder: Daniel Müller
  • 5/6 Tobias Müller: «Seit die Lärmschutzwände stehen, fehlt uns der Blick in die Weite, der unserem Haus einen besonderen Charme gab.» Bilder: Daniel Müller
  • 6/6 Tobias Müller: «Seit die Lärmschutzwände stehen, fehlt uns der Blick in die Weite, der unserem Haus einen besonderen Charme gab.» Bilder: Daniel Müller
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Deborah Balmer


Tobias Müller lebt seit 18 Jahren im gleichen Haus an der Brüggstrasse 55 in Biel. Die Strasse ist stark befahren. Doch nicht nur das: Das Haus grenzt auch direkt an die Bahnlinie: einerseits an die Linie Biel-Bern, andererseits an die Linie Biel-Solothurn und an das Rangierkreuz. «Die Strasse und die Bahn gehören zu unserem Haus wie der Garten und die grosse Terrasse», sagt der Eventtechniker. «Nicht ganz ruhig leider, doch an den Lärm haben wir uns gewöhnt.»


Über all die Jahre hat Müller die Entwicklung der Lärmemission der SBB wahrgenommen und miterlebt: «Früher musste man, während ein Zug vorbeifuhr, bei einem Gespräch auf der Terrasse eine Kunstpause einlegen.» Das veränderte sich aber mit dem neuen Rollmaterial massiv zum Besseren. «Immer im Frühling, wenn die Terrasse wieder nutzbar wurde und wir die Abende draussen verbrachten, merkten wir die Veränderungen deutlich.»


Idyllische Weitsicht
Vor ein paar Jahren dann haben die SBB Müller über die Lärmschutzwand informiert, die errichtet werden sollte (rote Linie auf Grafik). «Wir erwarteten diesen Bau mit Zwiespalt», erinnert er sich. Denn:«Die Aussicht über die Gleise wertete unser Haus auf. Sie gab uns eine Weite und einen besonderen Charme, die den Lärm in den Hintergrund rücken liessen.»  


Seitdem die Lärmschutzwand seit letztem Herbst steht, ist diese Weitsicht verschwunden. Aber nicht nur das. Laut Müller hat sich der Lärm kaum verändert. Zwar seien die Rollgeräusche der Züge zwischen Biel und Bern, die direkt hinter der Mauer fahren, ein wenig leiser. Aber: «Da praktisch nur noch Doppelstockzüge verkehren, wird dieser Effekt wieder aufgehoben. Denn der Lärm geht vom zweiten Stock über die Mauer hinweg.» Hinzu komme, dass die Wand die Züge der Linie Biel-Solothurn und die häufig nächtlichen Rangierzüge nicht dämpfe. Die Mauer sei zu weit weg von der Lärmquelle, um den Schall zu reduzieren. Und die Güterzüge seien oft mit altem Rollmaterial ausgestattet.


Und noch etwas:Müller musste mit Schrecken feststellen, dass der Strassenlärm im Garten und vor allem auf der Terrasse massiv lauter geworden ist. Die gesamte Emission der Brüggstrasse wird von der Mauer reflektiert. «Egal ob Motorenlärm oder Menschen: Häufig haben wir das Gefühl, dass sich fremde Personen in unserem Garten aufhalten.» Müller kann das alles nicht beweisen. Er habe es verpasst, die Werte vom ursprünglichen Zustand zu messen. Doch Müller hat den SBB einen Brief geschrieben und die Verantwortlichen eingeladen, bei ihm auf der Terrasse eine Tasse Kaffee zu trinken und sich ein Bild zu machen.


SBB wiegeln ab
Die Antwort blieb nicht aus. Eine Lärmschutzwand, so die SBB, könne den Lärm nie in Ruhe verwandeln. Dank der Wand auf der Bahnböschung habe sich die Immission aber um etwa 12 Dezibel reduziert. Eine Reduktion um 10 Dezibel werde als Halbierung des Lärms wahrgenommen. «Da Lärm nachts Menschen im Schlaf stört, ohne dass diese das zwingend bewusst wahrnehmen, ist eine Lärmreduktion von mehr als 10 Dezibel von grösserem Nutzen, als die Beurteilung der Lärmdifferenz bei einem Kaffee auf der Terrasse vermuten lässt», heisst es im Schreiben.


Nicht ausschliessen wollen die SBB, dass an der Rückseite der Wand andere Lärmquellen reflektiert werden. Doch sie wiegeln dann sogleich ab: Da die Wand schräg von der Seite und von unten durch den Strassenlärm getroffen werde, reflektiere der Lärm eher gegen oben zurück. «Er findet deshalb nur zu sehr geringem Anteil wieder den Weg an die Hauswand Ihrer Liegenschaft», schreiben sie.


Für Müller reicht der reflektierte Lärm von der Strasse allerdings, um vom Resultat der Lärmschutzwand mehr als enttäuscht zu sein.

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hpb

Dieser Artikel ist etwas fü die Fasnachtszeitung.


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