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Biel-Mett

Eine Maschinenpistole, ein VW und ein DNA-Treffer

Die Hoffnung auf Aufklärung eines Mordes vom Juni 1999 war schon fast erloschen. Doch eine vergleichsweise kleine Tat brachte neue Erkenntnisse. Nun sitzt ein Tatverdächtiger in Haft. 

Beim Tötungsdelikt wurde unter anderem eine solche Maschinenpistole des Typs Uzi gestohlen. Bild: PD
Hans Ulrich Schaad
 
Es ging zwar nur um einen inszenierten Einbruchdiebstahl in einen Kiosk. Der Täter wollte damit Versicherungsgelder in der Höhe von 5400 Franken erschleichen. Das war Ende 2015. Aber die DNA-Spur an einer Glasscherbe führte zu einem lange ungeklärten Tötungsdelikt.
Und zwar zu jenem in Biel-Mett im Juni 1999, bei dem ein 22-Jähriger erschossen worden war. Ein lange ungeklärtes Verbrechen, ein sogenannter Cold Case, wurde für die Ermittler mit einem Mal wieder ganz heiss.
 
Aber erst vor gut zwei Monaten wurde publik, dass die Polizei dank diesem Treffer einen mutmasslichen Täter identifizieren konnte. Damals veröffentlichte das Berner Obergericht einen Entscheid, in dem es die Untersuchungshaft gegen jene Person verlängerte, welche die
DNA an den beiden Tatorten hinterlassen hatte. Aufgrund einer weiteren DNA-Spur am Tatort in Biel werde der Mann dringend verdächtigt, mit dem Mord etwas zu tun zu haben. Das Bundesgericht bestätigte dieses Urteil.
 
Inzwischen hat das Obergericht zwei weitere Urteile im Zusammenhang mit dem Bieler Tötungsdelikt von 1999 publiziert. Sie beinhalten neue Details zu den möglichen Hintergründen und den Tatverdächtigen. Das Motiv könnte laut einem Polizeirapport vom November 2020 ein illegaler Waffenhandel im Zusammenhang mit der Befreiungsarmee für den Kosovo (UCK) sein. Das spätere Opfer und sein Bruder sollen rund zwei Wochen vor der Tat einem UCK-Aktivisten eine Maschinenpistole des Typs Uzi verkauft haben. Der Käufer habe sich in der Folge «betrogen gefühlt». Die Konsequenz daraus, so schliesst die Polizei, sei der gewaltsame Tod des 22-Jährigen gewesen.
 
Vom DNA-Treffer nach dem fingierten Einbruch bis zur Anhaltung von drei Hauptverdächtigen im Januar 2021 vergingen rund fünf Jahre. In dieser Zeit setzte die Polizei auch verdeckte Ermittler ein, wie aus den Gerichtsakten hervorgeht. Gegenüber einem dieser Ermittler hat ein Verdächtiger – jener mit der DNA-Spur – Ausführungen über diesen Waffenhandel gemacht.
 
Immer eine Waffe dabei –und bereit sie einzusetzen
Weiter gab der Mann gegenüber dem Ermittler an, immer eine Waffe im Auto mitgeführt zu haben. Und er wäre auch bereit gewesen, diese einzusetzen, «seinem Kontrahenten eine Kugel in den Kopf zu jagen». All diese Umstände, fasste das Obergericht zusammen, deuteten auf sein damaliges kriminelles Potenzial hin.
 
Im Zentrum der Ermittlungen steht auch jenes Fahrzeug, das unmittelbar nach der Tat in Biel beobachtet worden war. Der VW Scirocco mit Solothurner Kontrollschildern wurde gut zwei Monate später kontrolliert. Im Wagen befanden sich zwei Männer, die nun zu den Hauptverdächtigen zählen.
 
Eine vierte Person, die an der Tat beteiligt gewesen sein könnte, wurde im Ausland befragt. Sie befinde sich dort wegen eines anderen Delikts in Haft, schreibt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Die Hauptverdächtigen verkehrten in denselben Kreisen und kannten sich. Auch wenn sie das in den Befragungen zum Teil abgestritten haben. Bei Hausdursuchungen Anfang Jahr wurden zudem Schusswaffen sichergestellt. 
 
Details zum aktuellen Stand der Untersuchung gibt die Staatsanwaltschaft nicht bekannt. Auch nicht, ob inzwischen weitere DNA-Treffer vorliegen. Die polizeilichen Ermittlungen seien zwar «grösstenteils abgeschlossen». Aber man könne noch keine Prognose machen, wann die Untersuchung beendet sei und ob allenfalls Anklage erhoben werden könne, erklärt die Staatsanwaltschaft. Nur noch eine Person befindet sich in der Schweiz in Haft. 

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