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Biel

«Einige bekommen langsam Angst»

Der kantonale Baudirektor Christoph Neuhaus (SVP) hat gestern Abend im Kongresshaus die Fragen der Bieler Bevölkerung zum Westast beantwortet. Eines wurde schnell klar:Die Stimmung ist alles andere als entspannt.

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Deborah Balmer

Die beiden wichtigsten Requisiten des gestrigen Abends im Bieler Kongresshaus waren: der zusammenfassende Bericht der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion (BVE) des Kantons, der das Ausführungsprojekt der A5-Westumfahrung mit dem Alternativvorschlag von «Westast – so nicht!» vergleicht und der beim Eingang auflag. Und ein Mikrofon, das später im Publikum herumgereicht wurde, um dem kantonalen Baudirektor Christoph Neuhaus (SVP) Fragen zur geplanten Autobahn zu stellen.

Über eine Stunde lang erläuterten Neuhaus und seine Expertengruppe nochmals die Gründe, weshalb man die Alternative zum Westast – vom Regierungsrat stets als «Alternatividee» bezeichnet – nicht länger verfolgen werde: Sie entlaste die Quartiere zu wenig vom Verkehr, die zweispurige Röhre mit Gegenverkehr sei sicherheitstechnisch bedenklich, die Kosten könnten wegen unsicherem Baugrund während des Baus in die Höhe schnellen und obwohl die Bauzeit kürzer wäre, wäre die Alternative ohne die beiden Anschlüsse später fertig als das geplante Projekt. Kurzum, Neuhaus machte erneut klar: Die Alternative sei nicht zu Ende gedacht, das Ausführungsprojekt hingegen technisch machbar und baureif. «Der Regierungsrat hält am Ausführungsprojekt fest», sagte er mehrmals.


«Thema, das bewegt»
Gut möglich, dass es ein taktischer Zug war, als er zu Beginn seiner Präsentation mit Blick in den Saal sagte, der Westast sei ein Thema, das bewege. «Deshalb finde ich es schade, sind heute Abend nicht mehr Menschen gekommen.» Immerhin: Geschätzt 200 Interessierte dürften anwesend gewesen sein im Saal.

70 Minuten beanspruchte Neuhaus und die Experten aus drei verschiedenen Ingenieurbüros sowie der Kantonsoberbauingenieur Stefan Studer, um den 70-seitigen Bericht nochmals Schritt für Schritt durchzugehen. Zu erfahren waren die erwähnten Alternativnachteile, die man bereits aus den Medien kennt (das BT berichtete). Dann wurden die Zuhörer zu Fragestellern, das Mikrofon wurde vom Moderator rege weitergereicht. Schnell war klar: Im Publikum war kein einziger Westastbefürworter auszumachen. Die Stimmung gegenüber dem Besucher aus Bern war dafür umso gereizter.

«Stimmt es, dass wenn die Region den Westast nicht will, er auch nicht gebaut wird? Und falls ja, was müssen wir tun, damit nicht gebaut wird?», fragte der Erste. Neuhaus schwieg zuerst und wiederholte sich dann mit der Äusserung, er sei enttäuscht vom Aufmarsch, er habe einen vollen Saal erwartet. Jemand aus dem Publikum hatte dann aber eine mögliche Erklärung: «Die Menschen denken, dass man sowieso nichts mehr tun kann, man hat das Vertrauen verloren.» Für diese Aussage erntete er tosenden Applaus.

 

Vermutung: Alibiübung
Eine Westastgegnerin vermutete, dass es sich vonseiten des Regierungsrats um eine Alibiübung handle, und am Ende alles zubetoniert und kein Verkehrsproblem gelöst sei. Ein 24-Jähriger sprach im Namen der Jugend und fragte: «Wieso muss es immer das Auto sein?» Viele in seinem Alter würden schon gar keinen Führerschein mehr machen und es sollte mehr Geld in Velowege investiert werden. Auch in der Stadt Biel. Auch er erntete unterstützenden Beifall. Laut Neuhaus sei es aber gerade das Ausführungsprojekt, das es erlaube, mehr Raum für Fahrradfahrer zu gestalten. Während bei der «Alternatividee die Ländtestrasse und das Weidteilequartier stark belastet bleiben würden».

Mehrmals erwähnte Neuhaus, dass Biel eine Autostadt sei, deren Verkehrsproblem es zu lösen gelte. Während aus dem Publikum zu vernehmen war, dass doch eben neue Strassen auch mehr Verkehr anziehen würden.

Nicht immer machte der Baudirektor, der seit Anfang Juni das BVE führt, einen souveränen Eindruck: So vermutete er, dass es unter den Westastgegnern solche gibt, die die Gesellschaft komplett ändern möchten. «Doch heute Abend sind nicht alle Bieler vertreten», sagte der Regierungsrat, «und glauben Sie mir, einige bekommen sogar langsam Angst.» Die Frage wovor diese denn Angst bekämen, liess er unbeantwortet. Angesicht der Tatsache, dass es sich gestern um einen Dialogabend für die Bevölkerung handelte, kam das schlecht an.

 

Kamine oder Häuser
Die Stimmung war bereits in den letzten Tagen aufgeheizt: Im Bericht des Kantons gebe es «eklatante Falschaussagen», hiess es vonseiten des Komitees «Westast – so nicht!». Es stimme nicht, dass der Alternativvorschlag Lüftungs- und Fluchtschächte mit Kaminen mitten in der Stadt benötige, sagte Catherine Duttweiler vom Komitee auch gestern wieder.

Doch Neuhaus blieb dabei, dass es diese sogenannten Multifunktionalstellen mit Lüftungsschächten und Kaminen brauche, das habe auch das Komitee so gesagt. Duttweiler äusserte dann die Vermutung, dass der Kanton wohl Häuserskizzen für die erwähnten Kamine hält, die ähnlich dem Müvekamin in den Himmel ragten.

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