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Kafipause

Einregionalisieren

Im persönlichen Blog berichten BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch und Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Einregionalisieren.

Bernhard Rentsch
  • Dossier

Bei unserem «Sprachpapst» Matthias Knecht und seinen Kolleginnen und Kollegen in der Produktion fällt so manches bei der Produktion des «Bieler Tagblatt» der Zensurschere zum Opfer. Einige Müsterli lesen Sie jeweils in der entsprechenden Kolumne im Kontext am Freitag. Das ist gut so, denn Turnübungen in der deutschen Sprache sind bekannt und weit verbreitet. Und die Flügel der geflügelten Worte sind zu stutzen, so sie denn wirklich unnötig sind. Der Aspekt des Einregionalisierens und sogar diese eigene Wortkreation allerdings haben überlebt.

Im Rahmen eines internen Workshops wurden wir kürzlich vom externen Dozenten angesprochen, was denn dieses Einregionalisieren bedeute. Dieses Wort gebe es doch nicht. Bei uns schon: Es geht um Themen und Personen, die wir aus regionaler und lokaler Sicht bearbeiten/beschreiben. So rücken «grosse Fragen» für uns und unsere Leserinnen und Leser sofort näher und werden interessanter. Kleine Probleme bei andern werden bei uns gross, Unbekannte zu Heldinnen und Helden.

Spannend ist der Vorgang beim Einregionalisieren von Personen. Es ist ein Phänomen, das man insbesondere im Sport- und Kulturumfeld bestens kennt: Ein erfolgreicher EHC-Biel-Spieler kann seine Wurzeln haben, wo immer das sei – wenn er sportlich erfolgreich ist, wird er rasch zu einem der «Unseren». Viele Athletinnen und Athleten, die in Magglingen trainieren und als Wochenaufenthalter gelten, werden zu Seeländerinnen und Seeländern. Und wer betont schon nicht gerne, dass Pegasus eine Bieler Band ist, auch wenn deren Hauptquartier längst in Zürich ist, zeitweise sogar in London. Die Wurzeln aber eben, die sind bei uns.

Externe nehmen wir gerne mit dem Einregionalisieren bei uns auf, sofern der Stern im grösseren Rahmen zu leuchten beginnt. Wie enttäuscht war ich entsprechend, als kürzlich in einer Talkshow bei SRF der bekannte Autor Arno Camenisch zwar mit einem temporären Wohnort Madrid oder seiner Heimatgemeinde Tavanasa in Verbindung gebracht wurde. Aber gleichzeitig kam Biel mit keinem Wort zur Sprache, obwohl Camenisch hier lebt und sein Talent am Literaturinstitut zur Perfektion schleifen konnte. Zugegeben: Madrid ist als bekannte Grossstadt eine andere Nummer und Tavanasa tönt halt einfach besser. Für uns ist aber Arno Camenisch ein Einheimischer. So geht Einregionalisieren.

brentsch@bielertagblatt.ch

 

 

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