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Randnotiz

Endlich eine Taschenlampe

An die in unbeholfenem Deutsch geschriebenen Gewinnbenachrichtigungen per E-Mail haben wir uns so gewohnt, dass wir sie kurz und schnurz ungelesen in den virtuellen Papierkorb werfen.

Peter Staub, Ressortleiter Region

Und dass uns Pouletgeschnetzeltes oder Schweinesteaks als «Frischeknaller» aus Anzeigen ins Gesicht springen, führt höchstens dazu, dass wir ernsthaft darüber nachdenken, Vegetarier zu werden.

Nun aber hat mich eine adressierte Zuschrift eines Versand-Shops erreicht, die mich beinahe vom Sofa haute. «100 % Gratis» sprang mich die Versuchung an. Natürlich hiess es im Kleingedruckten, dass dies erst ab einem Bestellwert von 79 Franken gelte, aber dies ist Nebensache. Der Clou war die nachgereichte Schlagzeile. «Das wertvollste Geschenk, das wir jemals vergeben haben!», stand es weiss auf schwarz. Hoppla. Und dann kommts: Es handelt sich um eine Taschenlampe! Gibt es tatsächlich Haushalte, in der nicht mehrere ungenutzte Taschenlampen in Schubladen verstauben? Bei uns sind Stromausfälle ja so häufig wie Schneestürme in der Sahara. Abgesehen davon: Die meisten Smartphones haben eine integrierte Taschenlampe. Vielleicht aber bin ich einfach zu pingelig, selbst wenn es um ein «Geschenk» geht. Immerhin kann man diese Lampe auch als Flaschenöffner und als Powerbank zum Aufladen des Smartphones benützen. Etwa, damit dort die Lampe wieder funktioniert.

Geliefert würde das «Geschenk» in einem «stabilen Schutzkoffer mit Schaumstoffpolsterung». Da ich sonst keine Ahnung habe, wie den Keller mit überflüssigen Verpackungen zu überstellen, überlege ich mir nun, Aktionssocken und ein Schlafkissen zu bestellen, um «diese Chance nicht zu verpassen». Wahrscheinlicher aber ist, dass ich das nächste Couvert dieses Shops mit «refusé» versehen in den nächsten Briefkasten werfe.

E-Mail: pstaub@bielertagblatt.ch

Stichwörter: Peter Staub, Randnotiz, E-Mail

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