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Biel

Entdecken, was hier lebt

Ab Freitag findet in der ganzen Schweiz das Festival der Natur statt. Dabei dreht sich alles um die Artenvielfalt. In Biel zeigt eine Biologin etwa, wo man die Gelbbauchunke findet.

Das Mettmoos: An Orten wie diesen fühlen sich gefährdete Amphibien wohl. Coyright: Yann Staffelbach
Mengia Spahr
 
«Haben Sie noch etwas anderes als Vogelstimmen gehört?», fragt die Biologin und Exkursionsleiterin Lorenza Marconi. Doch niemandem ist das Quaken der Frösche aufgefallen. Ob es die Laute einer der gefährdeten Arten waren, die im Mettmoos, in der ehemaligen Abfalldeponie der Stadt Biel, leben? Das bleibt unklar, denn als wir aufmerksam horchen, wollen die Amphibien nicht mehr singen.
 
Seit dem Jahr 2000 wird am 22. Mai jeweils der internationale Tag der biologischen Vielfalt begangen. Um dieses Datum herum feiert das Festival der Natur die Biodiversität. Von diesem Freitag bis am 30. Mai stellen schweizweit zahlreiche Naturschutzorganisationen ihre Arbeit vor und laden zu Ausflügen ein. Über 750 kostenlose Veranstaltungen finden statt, neun davon in und um Biel.
 
Angeboten werden diese vom Verein zur Förderung der Kleinimkerei, von der Natur Schule See Land, vom Netzwerk Bielersee, von Pro Natura Seeland, vom Bienenzüchterverein Seeland und von den Seelandrangern. Das Festival wird in Biel bereits zum fünften Mal durchgeführt. Das Programm ist unter der Koordination der Stadt entstanden (siehe Infobox).
 
Mehr als Bienensterben
 
«Die Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner sollen erkennen, dass die Biodiversität im städtischen Raum gross und schützenswert ist», sagt die Bau-, Energie- und Umweltdirektorin Lena Frank. Daphné Rüfenacht, Leiterin der Dienststelle Umwelt, hat den Eindruck, dass sich bislang nur ein kleiner Teil der Bevölkerung für den Artenschutz interessiert. Das Bienensterben sei zwar vielen ein Begriff und Frank fügt an, dass manchmal ältere Personen erzählen, sie müssten nach dem Autofahren weniger Insekten von der Windschutzscheibe putzen als früher – aber ansonsten sei der Artenschwund für die meisten nicht wahrnehmbar. Anders als der Klimaschutz habe die Bedeutung der Biodiversität noch keinen festen Platz im gesellschaftlichen Bewusstsein.
 
Das Festival der Natur will dies ändern. «Es kommt dank sehr viel Freiwilligenarbeit zustande», so Frank. Doch auch die Städte und Gemeinden müssten ihren Auftrag wahrnehmen. Frank verweist darauf, dass Biel 2020 den Aktionsplan Biodiversität verabschiedet hat. Wie Rüfenacht ausführt, ist die Artenvielfalt in der Stadt oft grösser als auf dem Land, wo Monokulturen, wenig Lebensraum für verschiedene Lebewesen bieten. Die Stadt Biel biete aufgrund der Lage am Jurasüdfuss mit den mageren Kalkböden sowie den Feuchtgebieten des Grossen Moos verschiedene erhaltenswerte Lebensräume. Ein besonders artenreiches Stück Land ist das eingangs erwähnte Mettmoos.
 
Grosses Interesse
 
Marconi führt die Gruppe zu einem künstlich angelegten Tümpel. Vom Regen der letzten Tage ist der Boden der Wiese aufgeweicht. Man hört das schmatzende Geräusch, wenn die Schuhe aus dem Matsch gezogen werden. Die Biologin leitet am Festival der Natur die Veranstaltung «Frösche und Kröten – Exkursion im Mettmoos», die vom Verein Natur Schule See Land organisiert wird. «Wir wollen, dass die Menschen einen emotionalen Bezug zur Natur herstellen», sagt Marlyse Siegrist, die Präsidentin des Vereins. Marconi besucht mit Schulklassen etwa eine Kiesgrube und zeigt ihnen, welche Lebewesen sich in diesem kargen und dreckigen Umfeld wohlfühlen.
 
Auch die Teiche im Mettmoos würden wohl viele als nicht besonders schön bezeichnen. Doch sie seien ausgezeichnete Lebensräume für die Gelbbauchunke und die Kreuzkröte, welche in der Schweiz auf der Liste der gefährdeten Arten aufgeführt werden. Seit 1990 ist das Mettmoos im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung eingetragen.
 
Die Exkursion hierhin im Rahmen des Festivals ist bereits ausgebucht. Rüfenacht führt das grosse Interesse in diesem Jahr darauf zurück, dass während der Coronapandemie viele Personen die Natur für sich entdeckt hätten. Dass die Wälder extrem gut besucht seien, bringe zwar den Nachteil von Störungen mit sich, doch die Vorteile durch eine Auseinandersetzung mit der Natur würden überwiegen.

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Naturerlebnisse in Biel – das Programm:

Sonntag, 23. Mai: «Kennen Sie die Stadtbienen in Biel?» (ausgebucht)
Dienstag, 25. Mai: «Naturgarten-Paradies in Biel»
Donnerstag, 27. Mai: «Frösche und Kröten – Exkursion im Mettmoos» (ausgebucht)
Samstag, 29. Mai: «Biber und Auenwald, das ideale Paar»; «Vogelstimmen, wilde Küche»; «Die Bewohner extensiver Wiesen und Weiden in Vauffelin» (ausgebucht); «Natur und Jagd»
Sonntag, 30. Mai: «Feuer und Wildpflanzen»; «Honigbienen als Bestäuber in Obstkulturen». mrs
Info:Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Weitere Infos und Anmeldung unter www.festivaldernatur.ch/biel-bienne 

 

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