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Bielersee

Er verkauft Pizza mitten auf dem See

Weil er nicht ins Ausland reisen konnte, hat sich Junggastronom Laurent Forrer auf einem Boot eine Art Foodtruck eingerichtet. Bald bietet er dort Pizza und Bier zum Mitnehmen an – und zwar auf dem Wasser.

Copyright: Yann Staffelbach / Bieler Tagblatt

Theresia Mühlemann

Es kostete immer wieder Geduld. Die Eröffnungsfahrt hätte vor bald zwei Wochen stattfinden sollen, aber das Hochwasser und das Schifffahrtsverbot machten dem jungen Unternehmer Laurent Forrer aus Colombier einen Strich durch die Rechnung.

Doch nun, wo der Wasserpegel langsam sinkt, und der See für Wassersport und Boote teilweise wieder freigegeben wurde, rückt die Premiere in greifbare Nähe: Die erste Fahrt des Pizza Boat.

 

Pizza essen auf dem SUP

Noch liegt Forrers blaues Boot in Lüscherz vor Anker und harrt seiner grossen Auftritte an verschiedenen Standorten auf dem Bielersee. Schon bald kann, wer beim Segeln, Stand-Up-Paddling (SUP) oder Baden auf dem See Lust auf ein kühles Bier oder ein Glacé verspürt, Ausschau nach Forrers blauem Boot halten. Meist am Wochenende bei schönem Wetter, aber auch für private Anlässe, schippert das Pizza Boat von seiner Anlegestelle in Lüscherz los. Der «schwimmende Foodtruck», wie Forrer das Boot auf der Facebooksite betitelt, wird eben dort im Vorfeld seinen Standort bekannt geben, für all jene, die einen Besuch planen möchten.

Jeweils zu zweit wird in dem besonderen Restaurationsbetrieb gearbeitet. «Unser Pizzaofen ist der kleinste, professionellste Pizzaofen, den es gibt. Er kann mit Holzkohle und Gas betrieben werden. Bei 450 Grad backen die frisch zubereiteten Pizzas auf Stein innert Minuten durch», erzählt Forrer, sichtlich stolz, für all die kleinen und grossen Herausforderungen eine Lösung gefunden zu haben.

Die Idee, auf dem See Pizza zu backen, sei daraus entstanden, dass der junge Seeländer nach Abschluss der Hotelfachschule coronabedingt nicht wie geplant für einige Zeit ins Ausland arbeiten gehen konnte. Ein anderes Projekt musste her.

Also kaufte der junge Mann einen alten gebrauchten Kahn in Erlach – und verbrachte nunmehr seine Tage und manchmal auch Nächte mit Scheinwerferlicht, um aus dem unscheinbaren alten Schiff mit Baujahr 1959 eine leuchtend blaue, schwimmende Pizzeria zu machen.

Das Wissen dazu hat er sich beim Segelsport, den er seit Kindertagen ausübt, und bei der Arbeit in einem Geschäft für Bootszubehör angeeignet. Vieles war «Learning by doing», denn das Tüfteln gehört für ihn dazu.

Pioniergeist und Erfindertum waren denn bei diesem Projekt auch von Nöten. Einerseits musste das kleine Schiff an die geforderten Hygienestandards angepasst werden, es bedurfte eines Waschbeckens, Chromstahlarbeitsflächen. Ununterbrochene Kühlketten für die Produkte mussten garantiert werden können, dies wohlbemerkt auf dem See, ohne Strom.

Auch für das Regierungsstatthalteramt handelte es sich um einen «Präzedenzfall», weswegen es etwas länger dauerte, bis eine Betriebsbewilligung erteilt werden konnte.

 

Keine Konkurrenz für Beizen

Wenngleich Forrer scheinbar alleine als kreativer Kopf hinter dem Pizza Boat steht, ist es ein Gemeinschaftswerk, wie er sagt. Ohne seine Familie und Freunde hätte er es nicht geschafft, dieses Projekt zu verwirklichen, geschweige denn das Restaurantboot zu betreiben.

Und auch die Gemeinde Lüscherz sei ihm stets zur Seite gestanden, als es darum ging, die nötigen Bewilligungen einzuholen. «Was wir sicher nicht möchten, ist, den Hafenrestaurants am Ufer des Bielersees Konkurrenz zu machen», betont Forrer.

Deswegen fände man das Pizza Boat auch nur in Ausnahmefällen, wie für private Buchungen, am Ufer vor. Es solle wirklich ein ergänzendes Angebot sein, etwas Besonderes, das es zuvor noch nicht gegeben habe.

Und die Zukunft? «Ein Pizza Boat auf jedem See in der Schweiz, das wäre es natürlich», scherzt der See-Pizzaiolo, «aber nun möchten wir erst einmal loslegen.»

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