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„Krawattenzwang“

Erinnerungen an die Plattensammlung

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Erinnerungen an die Plattensammlung.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Ideen und Themen zur Lebensgestaltung findet man heute ja bekanntlich (auch) im Internet und/oder in den sozialen Medien. So wird die Frage, wie man mit alten, persönlich zwar wertvollen, aber halt doch allmählich nutzlosen Sammlungen umgeht, intensiv diskutiert. Aktuell kenne ich einen Austausch unter Freunden, was mit einer CD-Sammlung zu geschehen hat. Die ist zugegebenermassen überdurchschnittlich üppig und ein ziemlicher Platzfresser. Also: Was tun? Da ist die Fraktion, die rät, Vieles zu behalten: «Man weiss ja nie.» Und: «Nostalgie und Erinnerung tut gut». Und da sind die radikalen Räumer, die das regelmässige Ausmisten propagieren und uns lehren, dass damit immer auch eine «Befreiung im Geist» einhergeht und dass dies gut tue.

Wie ist das bei Ihnen? Persönlich gehöre ich tendenziell zur Spezies der Jäger und Sammler, zu der ich den Mensch seit jeher zuordne. Vieles wird noch einen Moment gehütet – man weiss ja tatsächlich nie. Aber dann doch: Archive, die man während Jahren weder bewirtschaftet, beachtet noch benutzt hat, müssen überprüft werden.

Bei dieser Gelegenheit bin ich auf die Philosophie von Minimalisten gestossen, die uns aufzeigen, mit wie wenig wir leben können. Das Besteck in zweifacher Ausführung reicht. Und gesellt sich mal eine dritte Person dazu, kann sie Gabel und Messer unkompliziert mitbringen. Ja sicher, aber bitte nicht übertreiben. Sich von Liebgewonnenem zu trennen, ist nicht ganz einfach. Das erzählt mir auch ein Berufskollege, der – mittlerweile im Pensionsalter – von der Eigentumswohnung in der Agglomeration, wo auch die Kinder aufgewachsen sind, in die kleinere Stadtwohnung zügelt. Die Befreiung für einen Neuanfang steht dem Trennungsschmerz gegenüber. Es dominiert aber viel positive Energie.

Aber ist es nicht die gute alte Plattensammlung, die uns aufzeigt, dass zu viel und zu schnelles Wegschmeissen später bereut wird? Einerseits erlebt das Medium Vinilplatten ein Revival und man sich fragt, was an Vergangenem wieder auflebt. Und dass andererseits der Musikgeschmack von früher wieder salonfähig wird. Dass die alten Scheiben von Status Quo, Queen, Abba, Suzie Quattro und wie sie alle heissen, nicht mehr vorhanden sind, löst nostalgische Gedanken aus.

Frage unter den Plattensammlerinnen Plattensammlern von «früher»: Erinnern Sie sich noch an die erste Scheibe, die Sie immer wieder auf Ihrem Plattenspieler abspielten?


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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