Sie sind hier

„Krawattenzwang“

Es fehlt an farbiger Energie, es fehlt Gelb

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Es fehlt an farbiger Energie, es fehlt Gelb.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Das typische Februar-Wetter bringt in den Niederungen und ganz besonders am Jurasüdfuss das (leider) bekannte Bild: Grau in Grau, manchmal Weiss. «Unten grau, oben blau» heisst die Regel, die aktuell häufig zutrifft. Es fehlt an farbiger Energie, es fehlt Gelb.

Gelb bedeutet Leuchten und Helligkeit und vermittelt Freude. Wenn man sich eine leuchtend gelbe Umgebung vorstellt, bekommt man gute Laune. Gelb ist zugleich Wärme – ohne Sonne und Licht geht nichts.

Zur momentan in der Natur farblichen Tristesse haben wir einen Gegenpunkt gesetzt: Das aktuelle Thema im Leserfoto-Wettbewerb heisst denn auch nicht zufällig «Gelb». Und die auf der BT-Webseite hochgeladenen Fotos beweisen es: Die Auswahl an farblichen Lichtblicken ist riesig. Verweilen Sie in diesen Tagen kurz auf der letzten Seite der Zeitung und beachten Sie die Auswahl der besten Fotos. Die kreativen gelben Momente machen tatsächlich Freude. Und heissen schon bald den Frühling willkommen.

Das Schwärmen für die Farbe Gelb hat natürlich einen persönlichen Hintergrund: Es ist in der Tat meine Lieblingsfarbe. Nun ist es nicht so, dass alles in meiner Umgebung so daherkommt – es ist auch «nur» eine Geschmackssache. Ein gelbes Auto habe ich bisher nicht besessen, auch die Bettwäsche ist nicht in dieser Farbe. Dennoch, ohne tief greifende Hintergrunderklärungen: Gelb gefällt. Bei einigen Menschen steht die Vorliebe für eine Farbe mehr im Vordergrund. Das Rosa für kleine Mädchen und das Hellblau für kleine Buben wird nach den Babyjahren rasch einmal abgelöst durch unterschiedliche Faktoren und Beeinflussungen. Es gibt Menschen, die identifizieren sich komplett mit ihrem Farbgeschmack. Kleidung, Möblierung, Bilder- und Fotoauswahl – alles geht in eine ähnliche Richtung. Ein klares Statement, wie ich finde. Kann man so machen.

Modemässig freue ich mich auf die nächste Zeit, zumindest, was die Farben betrifft. Denn ganz offensichtlich sollen wieder Neonfarben im Trend sein. Das wurde mir am TV beim Vorbeiswitchen in einem Promi-Magazin so erklärt. Die New Yorker Szene scheint geprägt von den «Textmarker-Farben».

Hatten wir das nicht schon? Ja, wie bei vielen Trends ist es auch bei den Farben ein Kommen und Gehen. Schade, dass die bunten Dinger der Achtziger und Neunziger entsorgt sind. Aber gelb, ja damit ist immer ein Punktgewinn drin. Meine Meinung – und Ihre?


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

Nachrichten zu Biel »