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Biel

«Es gibt keinen Grund zur Panik»

Die Anzahl Coronafälle hat sich im Kanton Bern innerhalb einer Woche verdoppelt. Auffallend viele positiv Getestete gibt es in der Stadt Biel. Noch lange kein Anlass zur Beunruhigung, heisst es aber bei der kantonalen Gesundheitsdirektion.

Copyright: Peter Samuel Jaggi / Bieler Tagblatt

Deborah Balmer

Die aktuellen Zahlen zu den Corona-Erkrankungen im Kanton Bern lassen sich auf der Kantonswebsite immer genau eine Woche zurückverfolgen. Vor wenigen Tagen rückte dort plötzlich die Stadt Biel in den Fokus: Plus 15 neu Erkrankte am Mittwoch, 10 am Donnerstag, 14 Corona-Neuerkrankungen am Freitag, 5 am Samstag. Die Fallzahlen waren höher als in der viel grösseren Stadt Bern. Ganz abgesehen davon, dass sich auch die Zahlen im gesamten Kanton innerhalb einer Woche verdoppelt hatten.

Doch was ist in Biel los? Gibt es hier einen Hotspot? Gundekar Giebel ist der Sprecher der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern. Er sagt: «Ich kann zwar bestätigen, dass sie sich die Fallzahlen im Kanton innerhalb einer Woche praktisch verdoppelt haben. Doch wir sind hier noch immer sehr gut unterwegs.»

Er spricht vor allem die Positivitätsrate an, die zwischen 2 und 3 Prozent liegt und somit tiefer als in anderen Region der Schweiz sei. Diese Rate wolle man so tief wie möglich halten, auch wenn es nicht zu verhindern sei, dass nun im Herbst die Fallzahlen weiter ansteigen werden. Von einem Hotspot zu reden sei aber aktuell für den Kanton nicht passend, so Giebel. Bei einer Million Einwohnerinnen und Einwohner sei man mit den aktuellen Fallzahlen sogar weit davon entfernt.

«Auch im Grossraum Biel gibt es keinen Grund zur Panik», sagt der Sprecher von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg weiter. Die gehäuften Fallzahlen in der Uhrenstadt seien einerseits auf die Fälle in drei Bieler Kitas und verschiedenen Schulklassen zurückzuführen, sagt Giebel weiter. Andererseits habe es innerhalb ein paar Familien, also in einem sehr beschränkten Umfeld, Virusherde mit mehreren positiv getesteten Personen gegeben.

 

Viele junge Menschen

Im Corona-Testzentrum am Bahnhof Biel heisst es ebenfalls: «Wir hatten in den letzten 14 Tagen eine Verdoppelung der positiven Coronatests. Ich spreche von bis zu zehn Fällen pro Tag», so die leitende Medizinische Praxisassistentin Nadja Fink, die für das Ärztezentrum Localmed arbeitet und in Zusammenarbeit mit dem Bieler Spitalzentrum Tests durchführt. Bei den positiv Getesteten hat es sich laut Fink in vielen Fällen um junge Erwachsene bis 25 Jahre gehandelt, die sich im Ausgang angesteckt hätten. Jeder Fall wird dem Bundesamt für Gesundheit gemeldet.

Getestet wird zahlreich: Bis zu 120 Test pro Tag führe man heute im Testzentrum beim Bahnhof durch. Schon jetzt sind das doppelt so viele wie Mitte August. Ziel sei es aber, die Test-Kapazität auf die kältere Zeit hin nochmals zu erhöhen. Die grösste Schwierigkeit dabei sei, genügend Personal zu finden. Pro Tag arbeiten heute sechs Personen im Zentrum, darunter ein Arzt oder eine Ärztin.

«Allgemein will der Kanton Bern diesen Ausbau auch finanziell unterstützen und damit die Testkapazitäten hochfahren», sagt Gundekar Giebel. In der Region Biel trifft dies auch auf die Seeländer Medizentren in Schüpfen und Täuffelen zu. Ziel sei es in jedem Fall, die Dunkelziffer aufzudecken, damit Infizierte möglich keine weiteren Personen anstecken. «Wir müssen unterscheiden, ob jemand eine Erkältung, eine Grippe oder Covid-19 hat», sagt er. Damit breit getestet werden kann, wird auch das Drive-in-Testcenter in Bern auf dem BEA-Gelände ab Oktober wiedereröffnen.

 

Familie: Platz eins

Doch wo stecken sich die Menschen derzeit eigentlich an? Laut dem Kanton passiert dies in den allermeisten Fällen in der Familie, gefolgt von Familienfesten und bei Freunden. An dritter Stelle folgt die Arbeit: Oft geschieht eine Ansteckung nicht während der Arbeitsausübung, bei der die Schutzmassnahmen eingehalten werden. Unvorsichtigsichtig werden viele erst beim Anstehen am Kaffeeautomaten oder in der Mittagspause. Noch immer tauchen auch die Ferienrückkehrer in der Statistik auf. An fünfter Stelle steht der Sport, die Schule, Clubs und Bars.

 

Spital: «Ein leichter Anstieg»

Auf der Website des Kantons sind nicht nur täglich die Gemeinden mit neuen Fälle aufgelistet, sondern auch, wie viele Coronapatienten sich aktuell in einem Spital befinden und wie viele davon auf der Intensivstation: Kantonsweit befanden sich gestern (Stand Vormittag) 21 Personen wegen Corona im Spital. 18 davon auf einer normalen Bettenstation, 3 auf einer Intensivstation; eine Person muss beatmet werden. «Die Anzahl Covid-19-infizierte Personen, die eine Spitalbehandlung benötigen, ist zwar leicht angestiegen, aber sie hält sich vorläufig glücklicherweise noch in Grenzen», sagt die Sprecherin des Spitalzentrums Biel, Marie-Pierre Fauchère. Im Spitalzentrum waren Stand gestern Vormittag vier Personen auf der Bettenstation, zwei auf der Intensivstation, beatmet werden musste wegen Corona niemand. In der Bieler Klinik Linde gibt es derzeit hingegen keinen Fall einer bestätigten Covid-19-Infizierung.

Link: www.medin-bielbienne.ch

Stichwörter: Biel, Coronavirus, Tests, Spital, Herbst

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