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Lindenquartier

«Es ist unerträglich, hier zu wohnen»

Mehr als 300 Züge rauschen jeden Tag an der neuen Überbauung «Triangolo» vorbei. «Das ist der reinste Horror», klagen die Bewohner.

Und täglich rasen sie vorbei, die Züge der SBB. Für die Bewohner des Lindenquartiers ist dies ziemlich nervenaufreibend, Bild: Martin Arn

von Martin Arn

Es sei «ein Bauchentscheid» gewesen, nach Biel zu ziehen, sagt Sabine Schneeberger: «Wir hatten mehrere Jahre in Zürich gewohnt. Ich wollte wieder zurück in den Kanton Bern.» Bei der Wohnungssuche stiessen sie und Partner Sven Freese im letzten Sommer auf die neue Überbauung «Triangolo» zwischen Pianoplatz und Lindequartier.

Die Werbung im Internet war vielversprechend: «Drinnen ist es stets ruhig und frisch. Dafür sorgt die fortschrittliche Gebäudetechnik. Suchen Sie das Stadtleben und wollen ruhig und modern wohnen? Dann kontaktieren Sie uns!»

«Das war ein grober Fehler»
Sabine Schneeberger und Sven Freese sitzen am Küchentisch. «Es war genau das, wonach wir gesucht hatten», sagt sie. Ohne sich die Überbauung vor Ort anzuschauen unterschrieben die beiden den Mietvertrag. «Das war ein grober Fehler», sagt Sven Freese.

Denn davon, dass die Überbauung nur wenige Meter neben sieben SBB-Gleisen liegt, steht im Internet natürlich nichts. «Die ersten Abende waren der reinste Horror», berichtet Sven Freese: «Ich glaube, ich habe kein Auge zugetan.»

Die beiden stehen vor dem Fenster, das die Sicht auf die Gleise freigibt. Im Minutentakt rauschen Waggons vorbei. Laut SBB verkehren mehr als 300 Personen- und Güterzüge auf den sieben Gleisen – pro Tag. «Unsere Fenster sind immer geschlossen», sagt Sabine Schneeberger. «Aber selbst so ist der Lärm unerträglich. Man versteht die Stimmen im Fernseher kaum mehr wenn der Zug vorbei fährt.»

Sven Freese nimmt’s mit Galgenhumor: «Früher wohnten wir in Rümlang beim Flughafen Zürich. Da hatten wir Fluglärm – heute haben wir Zuglärm.» Gekündigt hat das junge Pärchen noch nicht.  «Aber alt werden wir hier auch nicht», sagt Sven Freese.   

Albträume statt Nachtruhe
Luli Rama wohnt mit seiner Frau und den zwei Kindern einen Stock höher. Ein Traum sei in Erfüllung gegangen, als sie die neue Wohnung im Sommer bezogen hätten, erzählt er. Ziemlich schnell ist die Familie Rama aber aus diesem Traum erwacht.

«Die Wohnungen sind top», sagt Luli Rama: «Aber es gibt ein Riesenproblem.» Er tritt einen Schritt zur Seite und zeigt zum Kinderzimmer am Bahndamm. «Die Kleinen wachen jedes Mal auf, wenn ein Zug vorbeifährt. Es ist, als würden die Waggons durchs Wohnzimmer fahren.»

Besonders schlimm seien die Güterzüge: «Sie fahren langsamer und machen noch mehr Lärm.» Luli Rama arbeitet als Chauffeur. Er hat unregelmässige Arbeitszeiten: «Manchmal bin ich tagsüber zuhause, manchmal abends. Der Lärm ist immer derselbe.»

Architekt Beat Müller vom gleichnamigen Architekturbüro in Ipsach hat «Triangolo» gebaut. Wie viele Züge täglich vor seinem Projekt durchfahren, kann er nicht beziffern. Zur Kritik der Bewohner mag er telefonisch nicht Stellung nehmen.

«Wir würden ihn gerne einladen. Nur für ein paar Stunden. Einfach, damit er sieht, wie laut es hier ist», sagt Sabine Schneeberger.

Es ist zehn nach fünf geworden und die Sonne hinter dem Jura untergegangen. Sabine Schneeberger zeigt zum Fenster hinaus. Unten fährt der Regio-Express nach Moutier vorbei. Zwei Minuten später der Inter-Regio nach Konstanz. Wieder zwei Minuten später der Regionalzug Richtung Olten, gefolgt von einem Güterzug: Eine Zuckerrübenlieferung, die zum Rangierbahnhof gebracht wird.

«Das geht den ganzen Tag so», sagt Sabine Schneeberger: «Und in der Nacht ist es auch nicht besser!»

Kommentare

LID

Ein Blick auf Google Maps hätte ja gereicht, um die Lage zu erkennen.


Biennensis

"Villa Wahnsinn": Der Neubau wurde auf leicht erhöhter Lage neben einem Bahndamm erstellt. Darunter sind 2 Hauptlinien der SBB, dazu kommen 4 Güterzugslinien der SBB. Auf "bester" Höhe, nur wenige Meter vom "Triangolo" entfernt eine Starkstromleitung der BKW. In einer Gegend, wo sich die Sozialhilfebezüger die Türklinken gegenseitig in die Hand drücken!


wilsch28

...wie um den Flughafen Kloten herum: MAN SOLLTE SICH VORHER ERKUNDIGEN, WO MAN WOHNEN WILL!!!!


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