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Biel

Fasnächtler stehen nicht still

Die Coronakrise zwingt die Veranstalter von kulturellen Anlässen in den Stillstand. So auch die aktiven Bieler Fasnächtler. Hinter deren Kulissen steht aber trotzdem nicht alles still.

Copyright: Lee Knipp / Bieler Tagblatt

Heidi Flückiger

Corona macht dem Bieler Narrenvolk schon das zweite Jahr einen Strich durch die Rechnung. Würde dieser Ausnahmezustand die aktiven Fasnächtlerinnen und Fasnächtler nicht von ihrer närrischen Arbeit abhalten, wären sie jetzt im Stress und könnten vom 17. bis am 21. Februar der Fasnacht frönen.

Besonders schlimm für die Aktiven war die Unterbrechung der Bieler Fasnacht 2020 nach nur einem Narrentag. Betreffend der Bieler Fasnacht 2021 wiederum waren sie von der Hoffnung geprägt, dass alles besser wird. Aber auch dieses Narrenfest musste abgesagt werden (das BT berichtete).

 

Verspäteter Plakettenverkauf

Bei der Absage der diesjährigen Fasnacht war der Auftrag für die Herstellung der Fasnachtsplaketten 2021 schon unter Dach und Fach. Es war klar, dass die Embleme verkauft werden müssen. Als die Zunft pandemiebedingt weder ihre Generalversammlung durchführen noch den damit verbundenen Fasnachtsplaketten-Verkaufsstart sowie die Versteigerung des Plaketten-Unikats lancieren konnte, musste das Vorhaben hinausgeschoben werden.

Seit Januar waren die Plaketten bei der Keller Tabak AG und bei Spiess Idea in Biel sowie beim Restaurant Rebstock in Bözingen erhältlich. Nur wenige Tage nach der ersten Zustellung, verlangte die Keller Tabak AG Nachschub. Auf Interesse stiessen vor allem die Jubiläums- und die Bijou-Plaketten. Von den 125 Jubiläums-Plaketten wurden bis jetzt 60 Stück zu je 125 Franken verkauft und von den Bijou-Plaketten 80 Stück zu je 100 Franken. Der Zunftvorstand rechnet damit, dass der Plakettenverkauf zu einem späteren Zeitpunkt auch an anderen Orten aufgenommen werden kann.

Über die Internetplattform der Zunft konnten die Embleme schon seit November bestellt werden. Gemäss Steve Möri, Plakettenchef Faschingszunft Biel, wird dieses Angebot aber nur zögerlich genutzt. Möri hofft, dass die 22 000 Franken Herstellungskosten mit dem Verkauf der Plaketten getilgt werden können. Für eine normale Fasnacht lässt die Faschingszunft sogar für 35 000 Franken Plaketten herstellen.

Ebenfalls mit Verspätung kam auch das Fasnachtsplaketten-Unikat 2021 unter den Hammer. Über dessen Versteigerung wurden die Mitglieder schriftlich informiert. Wer mitbieten wollte, konnte sich bei der Zunft melden. Das edle Stück ging für 999 Franken an Rudolf Stettler, Vorstandsmitglied der Faschingszunft Biel. Die Übergabe fand am 11. Januar in der Wagenbauhalle statt. Die spezielle Plakette sei ihm den Preis wert, weil sie das 125-Jahr-Jubiläum der Faschingszunft Biel mitpräge und eine Plakette von einer Fasnacht sei, die nie stattfinden werde, sagte Stettler. Den höchsten Betrag für ein Bieler Fasnachtsplaketten-Unikat wurde vom Fasnächtler Hermann Bourquin für jenes vom Jahr 2020 bezahlt. Dafür legte er 2500 Franken auf den Tisch.

Rudolf Stettler war schon als junger Vater mit einer Gruppe aus dem Möösli-Quartier an der Bieler Fasnacht unterwegs. Als Erwachsener spielte er mit der Tanzband Les Asterix an Narrenfesten auf. Im Jahr 2005 wurde er von der Faschingszunft zum Bieler Carnaval-Prinzen gewählt. Seitdem ist er im Vorstand und aktuell für die Homepage, Finanzen und Mitglieder zuständig.

 

Kasse ist ausgeglichen

Die Einnahmen von den Plakettenverkäufen kommen jedes Jahr der Faschingszunft Biel zugute. Diese Gelder machten aber weder voriges Jahr und machen auch dieses Jahr den finanziellen «Braten» nicht feiss. Daniel Ochsner, Präsident Faschingszunft Biel, will trotzdem nicht klagen. «Die Vereinskasse der Zunft ist ausgeglichen», sagte er.

Bei etlichen anderen Vereinen sieht das düsterer aus. Vor allem bei jenen, die für die Fasnacht 2020 viel Geld investierten und keine Einnahmen generierten. Unterstützung kam vom Crowd-funding. Bei dieser Internet-Spendenaktion kamen 26 000 Franken zusammen, wovon etliche Fasnachtsvereine profitieren konnten. Die Höhe der Vergabungen hing von den Aufwendungen der Vereine ab. «Vom Crowdfunding floss kein einziger Franken in die Kasse der Zunft», sagte Samuel Suter, Kassier und Vorstandsmitglied der Faschingszunft Biel. Die Internetfirma, über die die Sammelaktion abgewickelt wurde, kam der Zunft sogar mit der Teiltilgung der Vertragskosten entgegen.

Trotz dem Fasnachtsstillstand liess sich die Zunft die Vergabe der Chlausersäckli an Kindern von Fasnachtsmitgliedern – eine über 80-jährige Tradition – nicht nehmen. Hingegen auf die traditionellen Chlauser-Besuche bei Behörden, Bieler Spitälern und Altersheimen verzichtete die Zunft. Um auch den direkten Kontakt mit den beschenkten Kindern zu vermeiden, wurden die Säckli bei den Adressaten in den Milchkästen deponiert oder an den Türfallen befestigt. Die finanziellen Aufwendungen für diese Aktion beliefen sich auf 3000 Franken. «Man geht sähen, um danach ernten zu können», lautet Daniel Ochsners Strategie. Was an Süssigkeiten übrigblieb, wurde jenen Schülerinnen und Schülern überbracht, die den Nidauer Weihnachtsbaum zweimal mitgestaltet haben.

 

Defekt am Dach

Auch die Vereinigten Wagenbauer Biel, deren Umzugswagen letztes Jahr gebaut wurden und seit einem Jahr in der Halle am Längfeldweg 12 in Mett unter Plastikblachen auf ihren Auftritt warten, leiden unter den Massnahmen der Corona-Ausnahmesituation. Das einzig Gute daran ist, dass die allfällige Dach-Reparatur in der Halle über dem Farb- und dem Konfettilager die Wagenbauer nicht bei der Arbeit hindern wird, weil sie wegen der Absage der Fasnacht in dieser Hinsicht momentan keine Arbeiten zu verrichten haben. Über den Defekt musste René Trösch, Präsident der Vereinigten Wagenbauer Biel, die Stadt informieren. «Ich befürchtete, dadurch einen schlafenden Hund zu wecken», sagte er. Trösch weiss, dass die in die Jahre gekommene Halle den Wagenbauern nicht ewig zur Verfügung stehen wird und dass sie früher oder später baulichen Massnahmen weichen muss.

Gemäss Seraina Casutt, Immobilienbewirtschafterin der Abteilung Liegenschaften Biel, ist die Arealentwicklung Gegenstand der strategischen Planung, die auf übergeordneter Stufe funktioniert. Als zuständige Bewirtschafterin ist es ihre Aufgabe, die Mieter über konkrete Massnahmen zu informieren.

Nach den erhofften Massnahmen können die Wagenbauer auch wieder den besagten Teil des Hallenareals nutzen. Nach einer Begehung mit Fachleuten vor Ort seien verschiedene Varianten denkbar, welche der Stadt von Firmen anhand einer Offerte dargelegt werden. Sobald dieser Prozess abgeschlossen sei, würden die Wagenbauer über die Massnahmen informiert, teilte Seraina Casutt mit. Zu welchem Zeitpunkt, ist heute noch nicht bekannt. Getilgt werden die Kosten von der Stadt Biel, der Besitzerin der Halle.

Trotz der bedrückenden Fasnachtssituation wurden von Seite der aktiven Fasnächtler keine Stimmen der Verzweiflung laut. Die Zunft plant sogar schon die nächste Fasnacht, die voraussichtlich im Jahr 2022 vom 2. bis am 6. März stattfinden wird. Ob diese Fasnacht nach zweimaligen Ausfällen auch mit 250 000 Franken Budget starten kann, weiss Daniel Ochsner zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Stichwörter: Fasnacht, Biel, Stadt, Region

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