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Nidau

Festivalbesucher sollen mehr als nur Konzerte hören

Mit Bieler Musikern startet heute das Lakelive. Gemäss den Veranstaltern soll die ganze Region vom Festival profitieren. Das lokale Gewerbe schaut dem Grossanlass erwartungsvoll entgegen – doch das Geschäft läuft dank des Prachtsommers auch so schon gut.

Der Aufbau des Lakelive. Peter Samuel Jaggi
  • Dossier

Carmen Stalder

Vor genau 233 Tagen haben Lukas Hohl, Marcel Sallin und Fränk Hofer erstmals von ihrem Projekt erzählt. An einem grauen Dezembertag stellten sie ihr Projekt vor: Eine neuntägige Veranstaltung in der Bielerseebucht, gefüllt mit Musik, Sport und Kultur. Das Festival werde anders als alle anderen, betonten sie, und verkündeten den Namen, um den man in der Region derzeit nicht herumkommt: Lakelive. Nun, nach Monaten der Planung ist es heute soweit: Um 9.00 Uhr öffnen sich die Tore zum Festival auf dem Nidauer Expo-Gelände und im Bieler Strandbad.

«Wir sind gespannt und die Vorfreude ist gross», sagte Lukas Hohl an der gestrigen Medienkonferenz auf dem Solarkatamaran Mobicat. Allerdings seien er und seine Mitstreiter nicht mehr ganz so frisch wie damals im Dezember, fügte er lachend hinzu – und spielte damit auf die strengen Tage des Aufbaus an. Bisher hatten die Organisatoren das Glück auf ihrer Seite, die Vorbereitungen verliefen ohne Zwischenfälle.

«Der Vorverkauf für das erste Wochenende läuft sehr gut», sagte Sallin. Das OK hofft, dass Fotos der ersten Tage via Social Media noch mehr Menschen fürs Ticket-Kaufen mobilisieren. Für das ganze Festival erwarten die drei gegen 100'000 Besucher, 25'000 davon am ersten Wochenende – inklusive denen, die sich in den kostenlosen Bereichen aufhalten.

 

Kaum noch freie Zimmer
Immer wieder – so auch gestern – haben die Macher betont, dass von ihrem Festival die ganze Region profitieren solle. In der Hotellerie scheint dies aufzugehen: Tourismusdirektor Oliver von Allmen hat im Reservierungssystem für Hotels in der Region festgestellt, dass für die kommenden Tage zum Teil kaum noch freie Zimmer verfügbar sind. «Ein so grosses Festival schlägt sich in unseren Zahlen nieder», sagt er. Im Frühling und Herbst profitiere die Region vor allem von Kongressbesuchern, umso besser sei es, auch im Sommer einen Anziehungspunkt zu haben. Aktuell trage aber auch das Schachfestival zur guten Auslastung bei.

Tourismus Biel Seeland sieht das Lakelive als Chance für die Region. Damit Gäste von ausserhalb nicht nur für ein Konzert nach Biel reisen, ist die Tourismusorganisation am Festival mit einem eigenen Stand vertreten. «Wir wollen den Besuchern zeigen, was sie für Ausflüge in der Region machen können», so von Allmen. Er hofft, dass aus dem Lakelive eine längerfristige Sache wird. Denn nur so könne die Region davon profitieren. Schon jetzt habe das Festival Biel schweizweit zu einer guten Medienpräsenz verholfen.

Quasi mitten im Geschehen befindet sich die Lago Lodge. Gemäss Geschäftsleiter Nathan Güntensperger hat das Festival jedoch keinen allzu grossen Einfluss auf seinen Betrieb: «Für uns ist jetzt Hochsaison, da sind wir sowieso voll.» Er wisse allerdings, dass einige Gäste speziell für das Carlos-Vives-Konzert im «Lago» nächtigen. Die Musik wird in den nächsten Tagen direkt von der Bühne zum «Lago» hinüberschallen. Sorgen wegen des Lärms macht sich Güntensperger jedoch nicht. «Vielleicht werden sich einzelne Gäste beschweren. Aber schliesslich ist Ferienzeit, da geht man sowieso nicht früh ins Bett.» Er bedauert höchstens, dass das Festival ringsherum mit Sichtschutz eingekleidet ist. «Schade, ist der öffentlich zugängliche Bereich nicht offengeblieben.»

Ebenfalls nahe am Festivalgelände sind das «Lido» im Bieler Strandbad und das «Péniche» im Nidauer Barkenhafen. In beiden Restaurants lautet der Tenor, dass das Lakelive wohl keine grossen Auswirkungen aufs Geschäft haben wird. Denn: Die Lokale sind dank des prächtigen Sommerwetters sowieso gut gefüllt. «Wir pfeifen jetzt schon aus dem letzten Loch», sagt etwa Lido-Pächter Rolf Speidel, der das Lakelive als «schöne Sache» bezeichnet. Nick Ruch, Geschäftsführer des «Péniche», rechnet mit einigen zusätzlichen Gästen. «Wir haben genügend Mitarbeiter aufgeboten und lassen uns überraschen.»

 

Es droht ein Verkehrskollaps
Etwas zwiegespalten ist man dagegen im Bieler Strandbad. Während des Aufbaus und des Festivals ist der Zutritt zum Bad kostenlos, was bei einigen Saisonabonnement-Besitzern zu Reklamationen geführt habe, so der Betriebsleiter Michel Zbinden. «Wir haben vergessen, ihnen eine Verbilligung auf das Abo anzubieten, und suchen derzeit nach einer Lösung.» Andere Gäste würden sich hingegen über den Gratis-Eintritt freuen. «Das ist für uns natürlich eine gute Werbung.»

Ein kritischer Punkt ist das Bielerseefest am 31. Juli. Zusätzlich zu den gegen 60'000 Besuchern, die für das Feuerwerk jeweils an den Bielersee reisen, kommen nun zusätzlich noch Musikfans ans Lakelive. Allerdings fehlen wegen des Festivals die Parkplätze, die normalerweise auf dem Expo-Gelände den Big-Bang-Besuchern zur Verfügung stehen. Es droht ein Verkehrskollaps – ausser die Menschen folgen dem Aufruf der Veranstalter, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen. «Es ist sicher nicht optimal, dass beide Veranstaltungen auf dem gleichen Perimeter stattfinden», räumt von Allmen ein, der auch als Präsident des Vereins Bielerseefest amtet. Man habe diesbezüglich aber eng mit den Organisatoren des Lakelive zusammengearbeitet. «Wir machen das Beste daraus», verspricht er.

 

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Das erste Wochenende am Lakelive-Festival

Freitag, Main Stage (mit Ticket)
- 18.30 Uhr: James Gruntz
- 20.00 Uhr: Nemo
- 21.30 Uhr: Pegasus
- 23.00 Uhr: Cee-Roo

Freitag, Circus Stage (kostenlos)
- 18.00 Uhr: The Critical Experience
- 19.30 Uhr: Dana
- 20.30 Uhr: Douleurs d’Avion
- 22.30 Uhr: Landro

Samstag, Main Stage (mit Ticket)
- 20.00 Uhr: Loco Escrito
- 22.00 Uhr: Carlos Vives

Samstag, Circus Stage (kostenlos)
- 19.00 Uhr: Madera Latina
- 21.00 Uhr: Rodry-Go

Samstag, DJ Stage (kostenlos)
- DJ Xapa Kente
- DJ Desastre

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