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Biel

Firmen pfeifen auf Zweisprachigkeit

Wer in Biel aus dem Zug steigt, der erblickt vor allem deutschsprachige Werbeplakate. Dadurch fühlen sich die Romands in der eigenen Stadt fremd. Nur langsam ändert sich etwas. Das BT war auf einem Rundgang.

copyright:peter samuel jaggi/bieler tagblatt

Deborah Balmer


Es ist ein sehr heikles Terrain: 59 Prozent der Bielerinnen und Bieler sprechen Deutsch. Gleichzeitig leben in der Stadt 41 Prozent Romands. Doch auf Werbeplakaten werden die französischsprachigen Einwohner noch immer nicht im gleichen Verhältnis berücksichtigt.


Das führt zu einem Unbehagen bei den frankophonen Bielern. «Sind wir so unwichtig in Biel?», fragte ein Romand kürzlich in einer E-Mail an David Gaffino. Gaffino ist der Generalsekretär des Rats für französischsprachige Angelegenheiten des zweisprachigen Amtsbezirks (RFB) in Biel. Der RFB setzt sich dafür ein, dass die Zweisprachigkeit bei Plakaten und Werbung in der Stadt Biel besser berücksichtigt wird.


Den Firmen zu teuer
Das BT hat sich mit Gaffino am Bahnhof Biel getroffen. Beim Tor zur zweisprachigen Stadt sozusagen. Doch wer mit dem Zug in der zweisprachigen Stadt ankommt, der sieht fast ausschliesslich deutschsprachige Werbeplakate. Für Smart wird geworben, die BLS preist Tageskarten an, Ikea, Migros, Coop und die Krebsliga werben auf den Perrons und in der Unterführung. Auch Burger King und Swisslos. «Wir Romands spielen Lotto, doch diese Werbung habe ich beispielsweise noch nie auf Französisch gesehen», sagt Gaffino.

Manchmal sieht man ein paar Schritte weiter tatsächlich ein gleiches Plakat auf Französisch. Doch das Missverhältnis der Sprachen ist offensichtlich. «Die meisten Werbeagenturen gehen davon aus, dass in Biel alle Deutsch verstehen.» Plakate in beiden Sprachen zu drucken, kommt vielen Firmen zu teuer. Zwingen kann man sie nicht.

auf digitalen Werbetafeln geworben (das BT berichtete). In der Bahnhofshalle etwa, flimmert die Werbung neuerdings öfters in beiden Sprachen auf. «Die digitale Werbung könnte tatsächlich Abhilfe schaffen, denn so ist es einfacher, in beiden Sprachen zu werben», sagt Gaffino.


Ein paar Schritte weiter auf dem Bahnhofplatz und der nahen Bahnhofstrasse wird ebenfalls alle paar Meter geworben. Aus Eigeninteresse geschieht das manchmal vorbildlich in beiden Sprachen:So wird der Flug nach Kreta und Zypern vom Reiseanbieter sowohl französisch, wie deutsch angepriesen. «Büroflächen zu vermieten» steht allerdings nur auf Deutsch. «Das könnte Französischsprachigen den Eindruck geben, dass sie nicht unbedingt willkommen sind», sagt Gaffino, der ergänzt, dass sich die Lage in den letzten Jahren etwas verbessert habe, es aber ein heikles Thema bleibe. Ein wenig besser geworden ist es auch dank des Forums für Zweisprachigkeit, das mit der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG) verhandelte: Diese hat ihre Verkaufsberater seither auf das Thema sensibilisiert.


Neues Reklamereglement
Positiv wertet Gaffino, dass sich derzeit auch die Politik mit der Werbung in der Stadt beschäftigt. Der Entwurf des neuen «Reglements über die Reklame» in Biel war kürzlich in der Vernehmlassung: Darin ist festgehalten, dass bei Werbung auf Stadtgrund grundsätzlich beide Sprachen berücksichtigt werden müssen. «Dies würde eine klare rechtliche Grundlage schaffen, die sich auf kantonalem Recht stützt.»


E-Mails, in denen sich ein Romand vernachlässigt fühlt, weil in einem grossen Geschäft in Biel nur auf Deutsch geworben wird, würden dann überflüssig. Bis dahin bleibt der RFB am Thema dran.

Stichwörter: Reklame, Biel, Zweisprachigkeit

Kommentare

Robert Kunz

Die meisten Welschen sind uns sicher dankbar, dass wir sie mit dem überbordenden Werbeunsinn verschonen!


Biennensis

Ob jetzt auf einem Schild Aktion oder Action angeschrieben steht sollte wohl jedem klar und verständlich sein. Mein Erfahrung sagt, dass die Welschen als "kleine" Minderheit wie so oft "viel Lärm um/für nichts" machen!


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