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Coronavirus

Firmen sorgen sich wegen Personalengpässen

Ein wichtiger Diskussionspunkt an der heutigen Bundesratssitzung sind die aktuellen Quarantäne- und Isolationsregeln. Die meisten Bieler Unternehmer würden eine Lockerung begrüssen. Aber es gibt auch andere Meinungen.

Leere Produktionsräume: Das wollen die Unternehmen verhindern (Symbolbild). Bild: Peter Samuel Jaggi

Manuela Habegger

Wird der Bundesrat heute die Quarantäne- und Isolationsregeln anpassen? Sehr wahrscheinlich. Die Forderungen danach wurden in den letzten Tagen immer lauter. Der Grund: Zu viele Menschen verweilen momentan in den eigenen vier Wänden anstatt am Arbeitsplatz, auch wenn sie nicht infiziert sind. Und jeden Tag werden es mehr. Das führt zu personellen Engpässen nicht nur in der Grundversorgung wie in den Spitälern oder Verkehrsbetrieben, sondern tangiert zunehmend auch das wirtschaftliche Leben.

So auch in der Region. Bei der Bieler Fischer Electric AG beispielsweise sind derzeit rund 8 Prozent der Belegschaft zuhause. Fehlende Fachkräfte im Kundendienst oder im Reparaturservice werden deshalb aus anderen Abteilungen oder Standorten eingezogen, wie Geschäftsführer Hans-Ruedi Minder erklärt. «Noch ist die Situation überschaubar. Die Projektleiter und das Montagepersonal werden aber bereits jetzt stark gefordert», sagt Minder. Der Vize-Präsident des Handels- und Industrievereins Sektion Biel-Seeland fordert deshalb vom Bundesrat «unbedingt» eine Kürzung der Quarantänepflicht.

 

Noch nicht dramatisch

Eine erhöhte Zahl von Ausfällen aufgrund der aktuellen Quarantäneregeln bestätigt auch die Bieler Cendres & Métaux. Man könne diese bis anhin in den Teams zwar noch gut kompensieren, sagt Mediensprecherin Barbara Hauert. Dennoch würde das Unternehmen eine Reduktion der Quarantänezeit auf fünf oder weniger Tage begrüssen, zumal man im Betrieb die Hygienemassnahmen gut einhalten könne. Für eine Kürzung der Quarantänedauer spricht sich auch der Lysser Autozulieferer Feintool aus, auch wenn die Situation mit Corona laut Mediensprecherin Karin Labhart im Betrieb noch nicht zu grösseren Personalausfällen geführt hat.

Die Lage scheint aktuell in den meisten Bieler Betrieben also noch nicht dramatisch, wie auch Christoph Loosli, Geschäftsführer der Baufirma Stettler AG und Mitglied des Zentralvorstands beim Schweizerischen Baumeisterverband (SBV), meint. Die Baubranche verweilt noch in der traditionellen Winterpause. Dennoch blicken die Unternehmerinnen und Unternehmer mit Sorge auf die steigenden Quarantäne- und Isolationsfälle. «Für Geimpfte sollte die Quarantänepflicht gänzlich fallen, für andere so kurz wie möglich sein», sagt Christoph Loosli.

 

Aber die Sorge wächst

Waren am letzten Freitag nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) knapp 90 000 Personen in Isolation und rund 28 000 Personen in Quarantäne, waren es am Montag bereits 107 000 und 39 000 Personen. Und in dieser Statistik sind nicht alle Kantone erfasst, weshalb die Zahl bedeutend höher sein dürfte. Die Zahlen werden heute aufdatiert und diese dürften den Trend wohl nicht umkehren. In welche Richtung der Bundesrat entscheidet, dürfte daher klar sein. Finanzminister Ueli Maurer liess bereits am Montag in der SRF-Sendung «Eco Talk» verlauten, dass eine Lockerung der Regeln geprüft wird. Denn es fehlten relativ viele Leute in der Wirtschaft, sagte Maurer. Gerade für kleine Unternehmen sei es schwierig, wenn die wichtigsten Angestellten ausfielen.

Die Frage ist also eher, wie weit der Bundesrat gehen wird. Gemäss den Tamedia-Zeitungen wollten die beiden SVP-Bundesräte Maurer und Guy Parmelin sogar die Abschaffung der Quarantänepflicht beantragen.

Und wie sieht es mit dem Schutz der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus? Der Schweizerische Gewerkschaftsbund zeigt sich offen für eine kürzere Quarantänepflicht, wie Alain Zahler von der Sektion Biel-Seeland/Solothurn auf Anfrage schreibt. Man müsse aber berücksichtigen, dass das Virus mit dieser Strategie mehr zirkulieren werde, insbesondere in den Unternehmen. Von daher müssten die Risikopersonen – und das seien viele – von erhöhten Schutzmassnahmen profitieren. Auch die Kontrollen seitens der Suva und der Arbeitsinspektorate müssten intensiviert werden, so die Forderung.

Auch wenn der Bundesrat heute die Regeln diesbezüglich lockern wird, gibt es in Biel nach wie vor Firmen, die seit Beginn der Krise auf strenge Schutzvorkehrungen setzen: «Wir haben intern entschieden, dass wir an der zehntägigen Quarantänefrist festhalten werden», sagt Susanne Giehl von der Harting AG. Das Unternehmen dürfte im Raum Biel mithilfe interner Massnahmen denn auch eine der höchsten Impfraten im Betrieb haben. Aktuell sind rund 90 Prozent der Belegschaft zweimal geimpft oder genesen und gegen 50 Prozent geboosert. «Wir haben im Dezember einen Boosterimpftag organisiert und werden im Januar noch einen durchführen», sagt die Unternehmerin.

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