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Corona-Blog

Fitnessstudio nach Hause geholt

Was ich in meinem Hausarrest light am meisten vermisse, ist das Fitnessstudio. Das überrascht mich selbst, denn ich bin eigentlich nicht ein Bewegungsmensch, der Hummeln in der Hose hat, wenn er lange stillsitzen muss.

Symbolbild Keystone
  • Dossier

Beat Kuhn, Redaktor Region

Zweimal die Woche nach der Arbeit ins Fitness, das ist für mich nicht ein notwendiges Übel für die Gesundheit, sondern ein Mittel zum Zweck von mehr Lebensfreude und Resilienz in den Widrigkeiten des Alltags. Jedenfalls wenn ich dazu laut Musik hören und mich danach im Solebad entspannen kann. Seit das nicht mehr geht, bin ich aufgeschmissen: Jogging ist keine Alternative, wenn man über 100 Kilo wiegt, und Biken bringt nicht viel, wenn man nur ein E-Bike hat.

In den ersten drei Wochen Notstand habe ich den körperlichen Zerfall einfach hingenommen. Doch als meine Frau in ihrem Homeoffice – ehedem Wohnzimmer genannt –eines Tages zu mir rüber ausrief, sie brauche dringend ein Mätteli, um zuhause Gymnastik machen zu können, war das für ein Weckruf. Und so schaute ich mal im Internet nach, was die Online-Shops der Sportgeschäfte denn so feilbieten. Ich war baff: Vom Expander für 20 bis hin zur «Kraftstation» für 4000 Franken gibt es einfach alles.

Das Beste wäre für mich eine Kraftstation für ein Dutzend verschiedene Übungen gewesen. Es gibt ausgeklügelte All-in-one-Konstruktionen, die eine ganze Trainingshalle voll Geräte ersetzen. Und wozu haben wir schliesslich eine so grosse Terrasse! Umgekehrt gab ich sicher nicht einen vierstelligen Betrag für so ein Monstrum aus, das nach der Corona-Zeit ungenutzt herumstehen wird. Ein Gedanke, den die beste Ehefrau von allen – neben jener von Ephraim Kishon– lauthals unterstützte. Ich googelte weiter und fand eine einfache Kraftstation für schlappe 369 Franken. Die schien mir das Ei des Kolumbus zu sein – bis ich merkte, dass für diesen Betrag bloss eine kleine Zusatznutzung zu haben war, genannt Doppel-Seilzug. Das Basisgerät hingegen hatte wie alle anderen seinen vierstelligen Preis. Kam hinzu, dass, wie ich schliesslich bemerkte, all diese Geräte eine Lieferfrist bis mindestens Ende Mai hatten. Sofort geschickt bekam ich dagegen meine zwei Hanteln, die an sich für den Gebrauch auf Reisen gedacht sind: Um Gewichte zu haben, muss man acht Plastikhüllen mit je zwei Liter Wasser füllen. Nun stemme ich täglich Wasser.

bkuhn@bielertagblatt.ch

 

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