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„Krawattenzwang“

„Fly sein“ – verstehen Sie?

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: „Fly sein“ – verstehen Sie?

Krawattenzwang: Bernhard Rentsch
  • Dossier

Letzte Woche wurde das Jugendwort des Jahres gewählt: „Fly sein“. Fly was, werden viele wie ich denken. Kenne ich nicht, nutze ich nicht. Kein Problem. Hier die Übersetzung: „Etwas oder jemand geht besonders ab.“ Also nichts Neues. Fly sein kennt man auch in Altersklassen, die nicht (mehr) die klassische Jugendsprache pflegen.

Ein Beispiel: Es gibt sie noch, die beruflich Sesshaften. Wir beim BT mussten letzte Woche Abschied nehmen von unserem Kollegen Reinu. Reinu gilt für Pflichtbewusstsein, für Exaktheit, für Pünktlichkeit. Er tritt den wohlverdienten Ruhestand an. Zuvor hat er während 44 Jahren dazu beigetragen, dass das „Bieler Tagblatt“ attraktiv daherkommt und pünktlich erscheint. Er war Abschluss-Layouter und hat täglich als Letzter über die Seiten geschaut und diese dann per Tastendruck zur Druckerei geschickt. Es gibt zum Glück überall und immer wieder diese wertvollen Reinus. Sie fallen nicht auf durch falschen Glanz, sie drängen sich nicht in den Vordergrund – aber sie sind da, wenn man sie braucht. Und sie sind fast unersetzbar. Reinu war also immer fly – er ging immer besonders ab. Merci.

Gerne können Sie mir laufend besondere Leistungen von Menschen aus unserer Region melden – besondere Jubiläen, besondere Auszeichnungen, besondere Aktivitäten. Menschen sollen stets im Zentrum des „Bieler Tagblatt“ stehen. Ich will sie kennen lernen.

Jugendsprache, Jugendverhalten, Jugendkleidung: Das ist in der Tat manchmal weit weg von uns „Alten“, manchmal aber auch gar nicht. Raus aus Hemd und Anzug, raus aus T-Shirt und Jeans. Das hiess es letzte Woche für mich. Ich war eingeladen an einem Anlass, wo „Fotoshooting Bauernkalender“ als Motto vorgegeben war. Also hinein in die Lederhosen, die Frauen ins Dirndl. Und schön zu sehen, dass auch junge Leute solche Dinge mitmachen. Auch wenn beim Schuhkauf für die weibliche „Verkleidung“ die (junge) Verkäuferin beim Ausdruck „Dirndl“ nur grosse Augen machte. Sie hat etwas gelernt. Manchmal ist auch Tradition „fly“.

Übrigens: Das Jugendwort steht immer wieder in der Kritik – vor allem deshalb, weil die Jugendlichen die Wörter gar nicht benützen oder sie bei der Wahl längst wieder out sind.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

 

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