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Gastronomie

Frischer Wind für Bieler Traditionslokal

Im «Au Rendez-Vous» an der Bieler Mühlebrücke wirten neu Susana Ribeiro und Antonio Castro. Was im Lokal mit der langen Geschichte anders wird – und was bleibt.

Copyright: Yann Staffelbach / Bieler Tagblatt

Maeva Pleines/pl

Susana Ribeiro und Antonio Castro bewirtschaften seit einigen Tagen «Au Rendez-Vous», das Bieler Lokal mit langer Tradition. Das neue Pächterpaar an der Mühlebrücke 8 versteht sich auf Arbeitsteilung: Er, der Bernjurassier mit spanischen Wurzeln, empfängt mit einem breiten Lächeln, seinem Markenzeichen. Temperamentvoll kümmert er sich um den Empfang der Gäste.

«Manchmal tut er zu viel des Guten», sagt die Partnerin scherzend. Sie ist für die Arbeiten hinter der Theke zuständig. Zur Rollenverteilung meint die Wirtin: «Er ist mit dem Kopf in den Sternen, und ich stehe mit beiden Beinen auf dem Boden.»

 

«Ihr seid verrückt»

Die zwei hatten ihre Bewerbung trotz der schwierigen Pandemiebedingungen eingereicht. «Freunde meinten, wir seien verrückt. Aber ich glaube an meinen guten Stern», sagt Castro. Er setzt darauf, dass Menschen sich immer ernähren müssen, egal unter welchen Umständen.

«Wenn es zu neuen Schliessungen kommt, werden wir uns anpassen», ergänzt Ribeiro. Sie hat bereits Gaststätten in Biel und Neuenburg geführt. Nach einigen Jahren Pause kehrt sie nun in ihren Lieblingsberuf zurück. Vorübergehend war sie in der Medizintechnik tätig, aber am Ende kam sie zur Überzeugung: «Mein Glück liegt im Gastgewerbe.»

Das Paar war vom «Au Rendez-Vous» angetan, weil es ganz im Stil der Belle Epoque gebaut ist. «Der Glanz des Alten erinnert an die Zeiten, in denen Biel ‹Klein Paris› genannt wurde», ergänzt die Wirtin.

Die typische Einrichtung des Cafés wurde von einer Innenarchitektin aufgewertet. Dieser Punkt war für den Zuschlag an die Pächter entscheidend, wie Castro erklärt: Es hätten sich viele Interessenten für das Lokal gemeldet. Trotzdem traf zwei Tage nach ihrer Bewerbung die Einladung zum Gespräch ein: «Wir wurden ausgewählt, weil wir den Charakter des Ortes bewahren wollten.»

Die frühere rote Farbgestaltung ist blauen und grünen Noten gewichen. Der grösste Teil des Mobiliars blieb erhalten. Die mit Bedacht gewählten Anpassungen zeigen sich in fleckenabweisenden Polsterstoffen und einer indirekten Beleuchtung. Das Café strahlt jetzt eine schlichte Eleganz aus.

 

Spanien, Portugal, die Schweiz

«Wir möchten ein familiäres Ambiente bieten. Das hier ist mehr als nur ein Restaurant: Es ist unser Baby», so Castro. Seine Partnerin pflichtet ihm bei: «Unser Antrieb ist das Herzblut, mit dem wir den Betrieb führen.» Diesen Geist vermisst Susana Ribeiro gelegentlich im Gastgewerbe. Bei ihr würden die Speisen nicht immer von der rechten Seite gereicht, aber dafür verlasse kein Gast den Tisch, solange er noch hungrig sei: «Selbst wenn die Küche geschlossen ist, richten wir etwas Kleines zum Essen an.»

Auf der Speisekarte finden sich Meeresfrüchte und Fisch. Neben portugiesischen und spanischen Spezialitäten stehen auch Schweizer Gerichte im Angebot. So gibt es Weine und Käsesorten aus allen drei Ländern, Jurawurst mit Absinth und Tintenfisch nach galizischer Art. Die Küche soll «della Nonna» sein, reich an Kräutern und Olivenöl. Für Vegetarier halten die Gastgeber auf Wunsch Vorschläge bereit. Die beiden haben alle Produkte selber getestet. Zu den Besonderheiten zählen ein glutenfreies Bier, eines ohne Alkohol und ein anderes mit Oliven: «Wir sind für Allergiker, Schwangere und Individualisten gerüstet», so die beiden.

In Zukunft soll das «Au Rendez-Vous» besser in Szene gesetzt werden. So sind die alten Öffnungszeiten von 5 Uhr bis am Mittag nicht mehr zeitgemäss. Dafür hat das Café jetzt eine Terrasse, auf der sich Antonio Castro gerne mit Gästen unterhält.

Stichwörter: Biel, Lokal, Tradition, Geschäft, Region

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