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Nidau

Für unnötige Luxusprojekte hat er kein Gehör

Neben der SP macht auch die SVP ihren Anspruch auf das Stadtpräsidium geltend: Der Nidauer Gemeinderat Roland Lutz will mit seiner langjährigen politischen Erfahrung punkten.

Der 66-Jährige Roland Lutz bezeichnet sich als pragmatisch und lösungsorientiert. Yann Staffelbach
  • Dossier

von Carmen Stalder

Ende September stehen in Nidau Gemeindewahlen an. Obwohl sich der Stichtag noch in weiter Ferne befindet, ist schon jetzt klar: Es wird spannend. Da wären einerseits die Grünliberalen, die als neue Partei das Feld aufmischen. Andererseits ist das Stadtpräsidium begehrt, anders als vor vier Jahren, als Sandra Hess (FDP) in stiller Wahl bestätigt wurde. Alle Zeichen sprechen dafür, dass die amtierende Stadtpräsidentin erneut antreten wird. Ende März hat der SP-Stadtrat Tobias Egger seine Kandidatur bekannt gegeben. Und letzte Woche hat nun auch die SVP mitgeteilt, dass sie Anspruch auf das Präsidium erhebt (das BT berichtete).

Die Eidgenossen schicken ihren Gemeinderat Roland Lutz ins Rennen. Sie setzen damit auf einen bewährten Politiker, der die Abläufe im Stedtli bestens kennt. Von 1993 bis 2005 sass er im Nidauer Stadtrat, damals allerdings noch für die FDP. In seinem vorläufig letzten Jahr amtete er als Stadtratspräsident. Danach legte er alle politischen Ämter nieder, um sich vermehrt seinem grossen Hobby, dem Tauchen, zu widmen.

Nach vierjähriger Absenz kämpfte die SVP 2013 um eine Rückkehr ins Nidauer Politgeschehen – und holte sich dabei Unterstützung von Roland Lutz. Dieser wurde auf Anhieb in den Gemeinderat gewählt, wo er bis heute sitzt und dem Ressort Soziales vorsteht. Die Freude am Politisieren hat der 66-Jährige längst wiedergefunden. Dass er nun jedoch Nidauer Stapi werden könnte, bezeichnet Lutz keineswegs als lang gehegten Wunsch. «Ich habe enormen Respekt vor dieser Aufgabe und habe mir die Zusage gut überlegt», sagt er.

Innerhalb der Partei sei man sich dagegen schnell einig gewesen, sagt Leander Gabathuler, Fraktionspräsident und Wahlkampfleiter der SVP. Für das Amt brauche es langjährige politische Erfahrung, welche Lutz mitbringe. Als einziger SVPler wirkt er in der Regierung mit – das erhöhe die Glaubwürdigkeit der Kandidatur, ist Gabathuler überzeugt. Obwohl derzeit noch offen ist, wer am Ende alles in den Kampf ums Präsidium einsteigen wird, malt er sich gute Chancen für seinen Parteikollegen aus. Gemessen am Wähleranteil ist die SVP in Nidau nach der SP die zweitstärkste Kraft. Entsprechend erachtet Gabathuler die Zeit als reif, das Stadtpräsidium aus den eigenen Reihen zu besetzen.


Mehrheit zurückgewinnen

Blickt Roland Lutz auf die politischen Entscheide der letzten Jahre zurück, ist er nicht wirklich zufrieden: In Nidau werde zu viel Geld für unnötige Luxusprojekte ausgegeben. Als Beispiele nennt er die kürzlich beschlossene Sanierung des Guggerhauses oder die geplante Neugestaltung des Spielplatzes an der Zihl. «Da bin ich ganz der Privatwirtschafter: Geld sollte man vernünftig ausgeben, und zwar so, dass keine Schulden entstehen.»

Die ausgabefreudige Politik schreibt er auch der links-grünen Mehrheit im Stadtrat zu. Diese gelte es an den Wahlen unbedingt durch eine bürgerliche Mehrheit zu ersetzen. Im Parlament hätten seine Parteikolleginnen und -kollegen in der laufenden Legislatur viele Abstimmungen verloren, das sei frustrierend. Über sich sagt Lutz, schon immer sehr ehrgeizig gewesen zu sein. «Ich bin eher ein schlechter Verlierer – in der Politik noch mehr als im Sport.» Gegen aussen zeige er das nicht, vielmehr grüble er zuhause darüber nach, wenn ein Entscheid entgegen seiner Vorstellung gefällt wurde.


Tiefere Sozialhilfequote

Zufrieden zeigt sich der SVPler mit der Arbeit, die in seinem Ressort geleistet wurde. Seit seinem Amtsantritt konnte die Sozialhilfequote in Nidau erstmals seit Langem wieder unter zehn Prozent gesenkt werden, 2019 lag sie bei 9,5 Prozent. «Das galt zuvor als fast unmöglich», sagt er nicht ohne Stolz. Unter seiner Führung wurde die Organisation der sozialen Dienste gestrafft, Prozesse und Kosten konnten reduziert werden. Er sei jedoch ein zurückhaltender Mensch und würde nie von seinem eigenen Erfolg sprechen: «Das ist der Verdienst der Abteilung.»

In einer Medienmitteilung schreibt die SVP, dass diese Erfolge auch Lutz’ harter Gangart gegenüber Sozialbetrügern zu verdanken seien. Der Gemeinderat, der einen klaren rechtsbürgerlichen Kurs verfolgt, bestätigt, in diesem Bereich streng zu sein und sich für strikte Kontrollen starkzumachen. Gegenüber Sozialschmarotzern habe er von seinem ersten Tag an eine Nulltoleranz gepflegt. «Ich bin für Sozialhilfe, allerdings nur für diejenigen Menschen, die sie wirklich nötig haben», sagt er.


Unzumutbarer Verkehr

Die gescheiterten Grossprojekte Westast und Agglolac hätten im Stedtli zu einer gewissen Resignation geführt, sagt Roland Lutz. Es sei nun an der Zeit, frischen Wind in die verfahrene Situation zu bringen. «Agglolac muss man noch einmal neu denken», sagt er, der mit der Ablehnung des Grossprojekts nicht unglücklich ist.

Ein Anliegen ist dem Nidauer auch der Verkehr, der sei «kaum mehr auszuhalten». Lutz plädiert dafür, den Bau des Porttunnels möglichst bald in Angriff zu nehmen, da das Verkehrsproblem damit wenigstens teilweise gelöst werden könne. Wichtig ist ihm auch, das Erscheinungsbild des Stedtli zu verbessern, den Bibliotheksplatz bezeichnet er als besonders unansehlich. Viel Geld müsse man für die Verschönerung nicht in die Hände nehmen, findet Lutz. Denn oftmals könne man auch mit einfachen Mitteln einiges erreichen.

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Zur Person

  • Geboren am 18. März 1955.
  • Der gebürtige St. Galler wohnt seit 1980 in Nidau. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und einen Enkel.
  • Nach der Lehre zum Automechaniker hat er diverse Weiterbildungen absolviert und an der höheren Fachschule ein Diplom als Betriebsfachmann erlangt. Daraufhin leitete er mehrere Betriebe und Abteilungen, teilweise mit 20 bis 30 Mitarbeitern. Seit vergangenem Jahr ist er pensioniert.

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