Sie sind hier

Corona-Blog

Fussballknüller in Zeiten von Corona

Auf einen Matchbesuch muss ich leider noch verzichten. Auch am TV lässt in Coronazeiten kaum etwas die Fussballherzen höher schlagen.

Symbolbild Keystone
  • Dossier

Francisco Rodriguez, Sportredaktor

Bundesliga-Geisterspiele ohne Stimmung will ich mir nicht antun und den Champions-League-Wiederholungen fehlt das Überraschungsmoment. Den Final von 2005 zwischen Liverpool und Milan habe ich mir zwar gemeinsam mit meinen Söhnen noch einmal hineingezogen. Beim Stand von 3:0 für Milan zu wissen, dass Liverpool nach einer Aufholjagd das Penaltyschiessen für sich entscheiden wird, raubt dem denkwürdigen Fussballknüller jegliche Spannung. Kürzlich schaute ich meinen Jungs beim Spielen auf der neuen Konsole über die Schultern. Erinnerungen an meine Fifa-Abende in den 90er-Jahren wurden wach. Allerdings lässt sich Fifa 20 nicht mit den steinzeitlichen Versionen von damals vergleichen. Der Versuch, es gegen meinen jüngeren Sohn aufzunehmen, scheiterte kläglich. Nach der 0:12-Blamage beliess ich es wieder in meiner Rolle als Zuschauer – und fand zunehmend Gefallen daran.

Endlich war sie wieder da, diese elektrisierende Stimmung im Stadion. Unglaublich, wie realitätsgetreu der Fussball präsentiert wird. Das Spektakel in der virtuellen Welt ist sogar noch viel grösser als beim Vorbild. Traumhafte Angriffsaktionen über mehrere Anspielstationen, gespickt mit wunderbaren Dribblings, werden am Ende gekrönt durch Treffer, von denen es jeder in die Topten der schönsten Tore des Jahrzehnts schaffen würde. Unter dem frenetischen Jubel des Publikums feiern die Schützen mit originellen Einlagen ihre Torerfolge. Fasziniert verfolgte ich, wie mein Sohn mit Real Madrid Liverpool eliminierte. Der Treffer von Benzema mit der Hacke war Weltklasse! Im Final trafen die Madrilenen auf die Bayern. Die umkämpfte Partie im vollen Atatürk-Olympiastadion in Istanbul blieb lange Zeit offen, ehe Bale den Ball aus 20 Metern mit Links per Aussenrist ins hohe Eck schlenzte. Die Real-Anhänger waren aus dem Häuschen, und ich gestehe, dass die Emotionen auch mit mir durchgingen. Der Ausgleich durch Goretzka war zwar ein kleiner Dämpfer. Als dann aber Hazard mit einem Fallrückzieher das 2:1 erzielte, sprangen wir ekstatisch auf dem Sofa herum. Danach stieg die grosse Meisterfeier. Im Konfettiregen stemmte Captain Ramos den Pokal in die Höhe und präsentierte ihn den Fans und auch uns zuhause. Wow, war das ein stimmungsgeladener Fussball-Abend – trotz Corona! 

frodriguez@bielertagblatt.ch

Stichwörter: Coronablog, Sport, Fussball

Nachrichten zu Biel »