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„Krawattenzwang“

Gewalt am Kaffeeautomaten

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Gewalt am Kaffeeautomaten.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Montagmorgen, im Bieler Medienzentrum: Bereits im Eingangsbereich treffen die frühzeitig das Tageswerk Startenden auf uniformierte Männer. Polizei im Haus, das löst automatisch Nervosität aus. Gefährlich war es dann aber nie. Die Abklärungen hatten mit einem (wiederholten) Diebstahl zu tun: Geknackt wurde die Kasse des Kaffeeautomaten. Mit Gewalt aufgebrochen, um letztlich einige Franken, vorwiegend in Kleinmünzen, zu ergaunern. Es folgten routinemässige Nachfragen, alle Anwesenden wurden um Informationen angegangen. Verdächtige gab es zu diesem Moment keine. An sich also eine harmlose Situation. Aber halt doch nicht alltäglich – zum Glück.

Wer tut so etwas? Und – wie gesagt, zum wiederholten Mal? Ein interner Jux kann und darf es nicht sein, das wäre zu «krass». Dennoch bittet die Polizei, auch diesen Verdächtigungen nachzugehen. Denn eigentlich ist das ganze Gebäude über das Wochenende komplett geschlossen. Natürlich, in einem Mediengebäude mit Betrieb fast rund um die Uhr gibt es diverse Schlupflöcher und offenbar ist die Fantasie beim Ausüben von kriminellen Delikten fast grenzenlos. Nachgeforscht wird also intern wie extern.

Das stimmt nachdenklich und ängstlich. Ist jemand, der einen Kaffeeautomaten knackt, allenfalls auch gewalttätig? Müssen wir uns bei unregelmässigen Anwesenheiten speziell schützen? Das ist in diesem Fall sicher nicht nötig. Die Motivation zum Aufbrechen der Münzkasse zeigt keine grosse Gewaltbereitschaft. Zudem sind die internen Sicherheitsvorkehrungen geprüft und intakt. Aber dennoch, das ungute Gefühl bleibt. Ein Diebstahl bleibt ein Diebstahl, egal, wie gross die Beute ist.

Bei uns ist/war es zum Glück harmlos – das Diebesgut beschränkte sich auf eine kleine Summe. Wie immer sind der Mobilarschaden und der administrative Aufwand das grössere Übel. Der Lieferant hat nun entschieden, auf einen Automaten mit Münzeinwurf zu verzichten. Es steht jetzt eine neue Maschine da, zu bedienen ist sie mit separat zu kaufenden Kapseln. Weniger «gäbig», dafür besserer Kaffee – so die interne Bilanz. Und Kleinmünz braucht auch niemand mehr zu sammeln, um an das beliebte Heissgetränk zu kommen.

An die Diebin/an den Dieb: Ein Einbruch im Communication Center lohnt sich nicht mehr – es gibt keine Kaffeekasse mehr.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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