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Nidau

Grünes Licht lässt auf sich warten

Bei Bauarbeiten sind Sensoren einer Ampel auf dem Guido-Müller-Platz zerstört worden. Die SVP Nidau beschwert sich wegen der langen Rotphasen über den «Ampel-Horror».

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Carmen Stalder

Fünf Sekunden lang ist die Ampel Grün. Drei bis vier Autos – je nach Reaktionsfähigkeit der Menschen hinter dem Steuer – können durchfahren, dann schaltet die Lichtsignalanlage zurück auf Rot. Während einer geschlagenen Minute stauen sich die Fahrzeuge zu einer Kolonne, die fast bis nach hinten zur BTI-Schranke reicht. Die Auspuffe der wartenden Autos und Lastwagen stossen stinkende Wolken in die nebelverhangene Dämmerung.

Diese Szene auf dem Guido-Müller-Platz wiederholt sich seit fast zwei Monaten unzählige Male, besonders morgens und während des Feierabendverkehrs. «Die Horror-Ampel schaltet nun seit Wochen bereits nach wenigen Sekunden immer wieder auf Rot (...), was wiederholt zu einem riesigen Rückstau bis zum Autobahnende beim Ostast geführt hat», trug die SVP Nidau letzte Woche voller Zorn in einer Fraktionserklärung im Stadtrat vor.

Die Ursache für den Unmut der Partei liegt bei Bauarbeiten: Das Strasseninspektorat der Stadt Biel hat Anfang Oktober Belagssanierungen durchgeführt. Dabei wurden die Induktionsschleifen zerstört, welche die Lichtsignalanlage steuern. Diese unter leichtem Strom stehenden Schleifen befinden sich zirka sechs bis sieben Zentimeter unter dem Belag. Fährt ein Auto über das Magnetfeld, wird ein Signal an die Ampel geleitet. Die Lichtsignalanlage erfasst und steuert so stets das aktuelle Verkehrsaufkommen. Dass die Sensoren bei den Arbeiten kaputt gingen, ist gemäss dem Bieler Strasseninspektor Silvan Kocher nichts Ungewöhnliches: «Dieser Vorgang ist bei Belagssanierungen im Bereich von Verkehrsregelungsanlagen ausnahmslos der Fall.»


Baustelle wurde unterschätzt
Konkret geht es in diesem Fall um die Ampel, die den Verkehr von der Bernstrasse aus Lyss herkommend links nach Nidau abbiegen lässt. Weil die Schleifen nicht mehr funktionstüchtig sind, weiss die Anlage nicht, wie lange sie die Grünphase anzeigen soll. Für den Fall, dass die Schleifen ausfallen, hat das dafür zuständige kantonale Tiefbauamt in der Steuerung fixe Zeiten programmiert – die sich nun als zu kurz herausgestellt haben. «Um diese zu verändern, braucht es eine Softwareanpassung, was sehr aufwendig ist», sagt Alain Maradan, Leiter Fachstelle Verkehrsmanagement beim Tiefbauamt.

Nun stellt sich die Frage, wieso dieser Missstand in all den Wochen nicht behoben wurde. Dafür gebe es mehrere Gründe, erklärt Maradan. So habe man nicht rechtzeitig festgestellt, dass so viele Schleifen kaputt seien. Und dann seien auch noch die Markierungen für deren Instandsetzung falsch aufgemalt worden. Beim städtischen Strasseninspektorat lautet die Begründung folgendermassen: «Aufgrund der verschiedenen Beteiligten des Kantons und der Städte Biel und Nidau war die Koordination für diese Baustelle komplex und wurde von der federführenden Stadt Biel vermutlich auch unterschätzt.» Missverständnisse unter den verschiedenen Beteiligten hätten schliesslich zur Verzögerung bei der Instandstellung der Induktionsschleifen geführt.

Ebenfalls gefehlt haben für eine gewisse Zeit die Pfeile am Boden, die das Einspuren nach links oder geradeaus anzeigen. «Dadurch wurde das Chaos perfektioniert, denn Nicht-Ortskundige spurten fast immer falsch ein», so die SVP Nidau. Strasseninspektor Silvan Kocher erwidert, dass Strassenbeläge eine beschränkte Lebensdauer hätten und periodisch erneuert werden müssten. «Dass dabei eine gewisse Zeit jegliche Markierung fehlt, ist Standard.» Die Pfeile sind mittlerweile wieder aufgemalt.


Eingeschränkte Nachtruhe
Seit Montagabend geht das Strasseninspektorat auch dem Problem mit der Ampel an den Kragen. Noch bis am Freitag fräst die Firma Kummler+Matter jeweils von 20 Uhr bis 5 Uhr morgens neue Induktionsschleifen für die Lichtsignalanlagen in den Boden. Das Strasseninspektorat hat deshalb ein Schreiben an alle Anwohner verschickt, um sie für die bevorstehende Ruhestörung um Verständnis zu bitten: «Die eingesetzten Maschinen überschreiten die Lärmgrenzwerte für die Nachtruhe», schreibt der Bauleiter. Die Verkehrsbehinderungen und Störungen beschränke man auf das Minimum.

Von diesen Arbeiten wusste die SVP Nidau bis vor Kurzem noch nichts. Sie monierte deshalb: «Wir erwarten vom Gemeinderat, dass er sich eine derartige Frechheit nicht bieten lässt und beim Tiefbauamt vehement reagiert und bei den verantwortlichen Personen Dampf macht.» Das angerichtete Verkehrschaos sei für die Bevölkerung unhaltbar. Wie sich zeigt, hat sich diese Forderung mittlerweile erledigt.

Und ob sich wirklich so viele am «Ampel-Horror» gestört haben, ist fraglich: Weder beim Strasseninspektorat noch bei den Verkehrsbetrieben Biel habe sich jemand beschwert. Und auch die Nidauer Gemeinderätin Sandra Friedli (SP) sagt, dass bei der Gemeinde keine Rückmeldungen aus der Bevölkerung eingegangen seien.

Also alles nur ein politischer Sturm im Wasserglas? Nicht ganz. Silvan Kocher räumt ein: «Im vorliegenden Fall wäre bei einer optimalen Koordination aller Beteiligten eine raschere Instandstellung möglich und das Unfallrisiko so minimiert gewesen.» Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass diese Woche das Wetter mitspielt – denn die nächtlichen Arbeiten können nur bei guter Witterung durchgeführt werden. Ansonsten müssen die Autofahrer auf dem Weg nach Nidau weiterhin viel Geduld mitbringen.

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