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Sozialdirektion

Hasenfuss oder Hasenjagd?

Seit gestern ist Gemeinderat Beat Feurer (SVP) ohne Sekretär und Sozialleiterin. Er sagt, die Direktion sei weiterhin funktionsfähig. Zurückhaltend äussert er sich zu den Untersuchungsergebnissen.

Nach dem Showdown heisst es für Beat Feurer: «The Show must go on». Doch was ist Show und was sind Tatsachen? copyright: Peter Samuel Jaggi/bieler tagblatt

Beat Feurer steht mit abgesägten Hosen da. Der SVP-Gemeinderat, der an der Senkung der 11,7-Prozent-Sozialhilfequote gemessen wird, erfährt durch die Administrativuntersuchung ein vernichtendes Urteil. «Gravierende Führungsmängel», stellt Experte Andreas Hubacher fest (siehe BT vom Samstag). Akzentuiert wurden die Aussagen am Freitag durch die von Stadtpräsident Erich Fehr (SP) geleitete Medienkonferenz, eine zusammengestrichenen Berichtsvariante sowie die Tatsache, dass der Experte selber nicht anwesend war. Unter gingen damit Aspekte, die vielleicht eher für Feurer gesprochen hätten. Beispielsweise die vom Experten attestierten fehlenden Personalressourcen oder eine gewisse Hilflosigkeit – Zitat Hubacher – «gegenüber dem als übermächtig und als nicht sehr kooperativ empfundenen Verwaltungsapparat».
Offen bleibt, ob die vom Gesamtgemeinderat beschlossenen Massnahmen den Expertenvorschlägen entsprechen oder auf einer Idee der Behörde selbst beruhen. Hat Hubacher vorgeschlagen, Sozialabteilungsleiterin Beatrice Reusser mit goldenem Fallschirm zu verabschieden? Hat er die Versetzung von Direktionssekretär Patrick Nyfeler empfohlen? Riet er dazu, Feurer unter gemeinderätliche Aufsicht zu stellen? Zumindest Letzteres scheint eher unwahrscheinlich, denn die Empfehlung streift keine Persönlichkeitsrechte und hätte im Bericht nicht geschwärzt werden müssen.


Feurer hofft auf Korrektur
Feurer schrieb gestern in seinem Blog einen Beitrag, in dem er die Schlüssigkeit des Berichts indirekt in Frage stellt. Am Telefon zeigte er sich dem BT gegenüber ebenfalls wenig zufrieden. Doch die «Ausrichtung auf eine erfolgreiche Zukunft und ein Zusammenrücken der Kräfte» müsse Priorität haben, schreibt er weiter. Dies, «obwohl ich der Überzeugung bin, dass es einiges zu sagen gäbe, das die Beurteilung des Berichts in ein massiv anderes Licht stellen würde». Er sei sicher, dass noch die eine oder andere Frage auftauchen werde, die für eine «Korrektur des Gesamtbilds» sorgen werde. Feurer schreibt, dass eine detaillierte Stellungnahme nur durch den Bruch mit dem Kollegialitätsprinzip möglich wäre, was einen Neuanfang erschweren würde. Dass er schweigen müsse, sei dennoch «eine gehörige mentale Anstrengung».


Keine Zeit zum Durchatmen
Zeit zum Durchatmen hat Feurer nicht. Die Arbeiten müssen weitergehen. Auf die Unterstützung seines Sekretärs kann er nach dessen Versetzung in die Finanzdirektion nicht mehr hoffen, ebenfalls geht mit dem Abgang der Leiterin Abteilung Soziales ein grosser Know-how-Verlust einher. Bekanntlich hat der Gemeinderat beschlossen, eine gemeinderätliche Delegation zur strategischen Führung im Bereich Soziales einzusetzen, die aus Feurer als Leiter, der Vize-Präsidentin des Gemeinderates Silvia Steidle (PRR) und dem Stadtpräsidenten besteht. In der Delegation werden alle strategischen Fragen zur Sozialhilfe sowie die Gemeinderatsgeschäfte besprochen und vorbereitet, was den Sozialdirektor in seiner Autonomie beschränkt. Die Delegation soll ihn auch bei der Neubesetzung von Kaderpositionen beaufsichtigen. Das Pflichtenheft dazu hat der Gemeinderat am 29. Oktober verabschiedet. Frei handlungsfähig bleibt Feurer in seiner zweiten, der Sicherheitsdirektion.
Mit der Delegation wird primär der Wegfall des Sekretärs kompensiert. Noch heute führt Feurer ein Gespräch mit einem verwaltungsinternen Mitarbeiter der Stadt, der die Aufgaben vorübergehend übernehmen könnte. Die Stelle wie auch jene in der Abteilung Soziales sollen gemäss Feurer in Kürze ausgeschrieben werden. Die Abteilung Soziales wird ad Interim durch die Geschäftsleitung geführt, die aus fünf Kadermitarbeitenden besteht. Reussers Stellvertreter und Sozialdienstleiter David Gilbert soll den Vorsitz übernehmen.
Eine Lösung für die bisher durch Nyfeler ausgeübte Projektleitung für die Reorganisation der Fachstelle Arbeitsintegration (FAI) wurde im externen Berater Kurt Jaggi aus Hinterkappelen gefunden. Seine vier Variantenvorschläge werden dem Gemeinderat am 10. Dezember präsentiert. Die FAI war einer der Kernpunkte, die zum Zerwürfnis zwischen dem Direktor und der Leiterin Soziales geführt hatten.   

Patrick Furrer

Kommentare

Demokrat

Eine Administrativuntersuchung eines einzelnen „Experten“, der bei Eröffnung seines Berichtes nicht einmal selber anwesend war, wirkt nicht glaubwürdig! Der Untersuchungsbericht wirft mehr Fragen auf, als das er Antworten gibt und ist sehr widersprüchlich. Das Ziel der geschassten Leiterin war von Anfang klar, gegen den neuen Chef arbeiten und mobben. Gemäss Bericht existiert das vorhandene Chaos bereits jahrelang und wurde von den übrigen Direktionsmitgliedern wissentlich mitgetragen. Ein Stadtpräsident, der von solchen offensichtlichen Mängel nichts weiss, hat seinen Laden nicht im Griff!


Fairfis

Haha. Team Solutions Projects: Siw kriegen also seit über zehn Jahren Geld von uns SteuerzahlerInnen um die Probleme der Sozialdirektion anzugehen! Gratuliere, das haben sie aber ganz gut gemacht!


Georges

Es kommt mir vor, als ob man Herrn Feurer die Hose abgezogen hat, mit dem Finger auf ihn zeigt und sagt: Schäm Dich ohne Hose dazustehen! Wie man im Kindergarten ein Kind bestraft, lächerlich macht, indem man es in die Ecke stellt und ihm eine Eselsmütze aufsetzt. Es ist auch klar, dass Die Rot/Grünen aus reiner politischen Vergeltung ihr Opfer nicht so schnell loslassen werden. Und dass sie vom Sozialamt und dessen Politik das gemacht haben, wofür Biel heute schweizweit bekannt worden ist, kümmert sie am wenigsten.


Martinelli

Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten wir für die Stadt Biel insbesondere für die Abteilung Soziales. Die momentane Hetzjagd gegen Gemeinderat Feurer können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Im Vergleich zu der vorhergehenden Amtsführung erleben wir Herr Feurer als kompetenten und offenen Ansprechpartner. Den Vorwurf, sich zu fest in das operative Geschäft einzumischen, sehen wir etwas differenzierter. Er mischt sich nicht ein, er schaut hin und arbeitet aktiv an Lösungen mit. In der Groupe de Réflexion (strategische Arbeitsgruppe für neue Lösungsansätze, welcher auch wir angehören) erweist sich Gemeinderat Feurer als sachkundige und reflektierte Sitzungsleitung. Es gibt noch unzählige weitere Beispiele, den interessierten Lesern erläutern wir diese gerne. Dass es mehr als zwei Jahre braucht, um die aktuellen Probleme im Bereich der Sozialhilfe der Stadt Biel anzugehen, ist selbstregend. Vor allem wenn man bedenkt, was für Altlasten Herr Feurer vorgefunden hat. Der festen Überzeugung, dass der Sozialdirektor auf dem richtigen Weg ist, bitten wir die Bieler Bevölkerung um Unterstützung und Vertrauen in Herrn Feurer. Team Solutions Projects GmbH, Biel Aldo Martinelli, Geschäftsleitung


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