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Biel

Heute wird am Gymnasium geimpft

Der Kanton startet eine Impfoffensive und schickt mobile Teams in die Gymnasien und Berufsschulen. So können sich heute die Schülerinnen und Schüler am Bieler Gymnasium eine Dosis holen. Eine Einwilligung der Eltern brauchen sie dafür nicht.

Mit den mobilen Impfteams will der Kanton die Hürden für die Unentschlossenen senken. haf/a
Hannah Frei
 
Heute wird am Bieler Gymnasium gegen Corona geimpft. Ein mobiles Impfteam hat sich in einem der Räume am Strandboden eingerichtet, ausgerüstet mit 300 Impfdosen. Für den Piks brauchen die Schülerinnen und Schüler im Kanton Bern keine Einwilligung der Eltern. An der Aktion nehmen das Gymnasium Biel-Seeland (GBLS) sowie das Gymnase français teil. Laut der GBSL-Konrektorin Sabrina Rupp wurden die beiden Bieler Gymnasien von der Berner Gesundheitsdirektion (GSI) für die Teilnahme angefragt. Der Rektor und die Rektorin der beiden Schulen, Leonhard Cadetg und Christine Gagnebin, seien sich rasch einig gewesen, dass sie mitmachen möchten. «Als Schule wollen wir unseren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten», sagt Rupp.
Um die Planung zu erleichtern, wurden impfwillige Schülerinnen und Schüler gebeten, sich bis letzte Woche für einen Impftermin anzumelden. Es bestehe jedoch auch die Möglichkeit, sich spontan impfen zu lassen, so Rupp.
 
Demo gegen Impfungen
Doch gegen die Impfoffensive des Gymnasiums regte sich Widerstand: Die Anti-Coronademonstration, die am Donnerstagabend in Biel stattfand, hat die Aktion sogar auf ihrem Flyer erwähnt. «Hände weg von unseren Kindern. Stopp Impfdiktatur! Impfen im Gymnasium Biel», ziert den rot-gelben Zettel. An der Demo selbst wurden zudem Flyer verteilt, auf denen der Plan für das weitere Vorgehen festgehalten wird: Aus Angst, dass bald auch Impfbusse vor den Oberstufenzentren stehen könnten, sollen bald Flyer vor den besagten Schulen verteilt werden, um die Kinder und Jugendlichen vor einer Impfung zu warnen.
 
Trotzdem sagt Rupp: «Die Demonstration macht uns keine Sorgen. Wir waren in keiner Weise involviert.» Die Organisatorinnen und Organisatoren der Demo hätten nie den Kontakt zum Rektorat oder zur Lehrerschaft gesucht. Rupp weiss auch nicht, wer dahinter steckt. Sie beteuert, dass es auf die Aktion kaum negative Rückmeldungen gegeben habe, und zwar weder von Schülerinnen noch von Eltern oder Lehrern. Im Gegenteil: Die Mehrheit begrüsse es, dass die Bieler Gymnasien bei der Impfkampagne mithelfen.
Dass durch die Aktion bei den Schülerinnen und Schülern ein Impfdruck entstehen könnte, weist Rupp zurück. Die Impfung sei längst ein Thema in der Schule geworden, «wie in der Gesamtbevölkerung auch». Jedoch werde darauf geschaut, dass die Impffrage nicht zu einer Spaltung innerhalb der Klassen führe. «Wir sorgen dafür, dass niemand aufgrund der Impffrage ausgegrenzt oder diskriminiert wird», sagt Rupp. Eine Herausforderung für die Lehrerinnen und Lehrer. Denn gleichzeitig seien sie gebeten, die Impffrage im Unterricht nicht zum Thema zu machen, um eben keinen zusätzlichen Druck aufzubauen.
 
150 Anmeldungen
Laut GSI-Mediensprecher Gundekar Giebel seien die Anmeldungen für die Aktion verhalten angelaufen, und zwar an allen Schulen. Um die 150 Schülerinnen und Schüler sind für die Impfung heute am Gymnasium in Biel angemeldet, 300 Impfdosen werden bereitstehen. Falls sich am Vormittag ein grosser Andrang abzeichnen sollte, könne das Impfteam innert kürzester Zeit zusätzliche Dosen auftreiben.
Der Kanton fragte alle Schulen der Sekundarstufe II und die Berufsschulen im Kanton an, insgesamt piksen die Impfteams an 25 Standorten. Nicht alle angefragten Schulen machen mit. «Manche Schulen wollen sich an dieser Aktion wohl lieber nicht aktiv beteiligen», sagt Giebel.
 
Die Aktion sei entstanden, weil die Bevölkerung nach mehr Impfmöglichkeiten gesucht habe, besonders nachdem bekannt wurde, dass die meisten Impfzentren im Kanton rückgebaut oder geschlossen werden. «Das Impfen ist heute nicht mehr auf Wunsch jederzeit möglich», sagt Giebel. Daher sei es umso wichtiger, zusätzliche Angebote zu schaffen. Die einfachste Lösung: zu den Impfwilligen hingehen.
 
 Dass es etwa im Bieler Medin zurzeit kaum Impftermine für die Erstimpfung gibt, sei der verzahnten Umstellung von Erst- auf Zweitimpfungen zu verschulden. Das heisst: Vor rund einem Monat liessen sich etliche zum ersten Mal impfen, weshalb die Termine zurzeit hauptsächlich für die zweite Impfung benötigt werden. Abfangen will der Kanton die neuen Impfwilligen mit dem Impftruck und eben den mobilen Impfteams, wie heute in Biel.
 
Auch Giebel ist der Meinung, dass die Impfaktion an den Schulen zu keinem sozialen Druck der Schülerinnen und Schüler führe. «Das ist eine Fehleinschätzung der Lage», sagt er. Bald seien rund 70 Prozent der Bernerinnen und Berner geimpft, übrig bleiben noch etwas über 300 000 Personen im Kanton. Rund 120 000 davon können sich nicht impfen lassen, unter ihnen sind etwa Kinder unter zwölf Jahren. Bleiben also noch 180 000. Giebel geht davon aus, dass sich zirka 80 000 davon kaum umstimmen lassen. «Und die restlichen 100 000 müssen wir nun aktiv ins Boot holen», sagt Giebel. Von einem Impfgraben zu sprechen, sei daher falsch. Es gehe um eine Minderheit. Die jungen Erwachsenen seien zurzeit die Gruppe, die am längsten zuwarte. «Es ist die Gruppe, die manchmal sagt, ihnen könne Corona nichts anhaben», sagt Giebel. Deswegen sei dieses niederschwellige Angebot an den Schulen besonders wichtig. Verabreicht wird heute der Impfstoff Moderna, so Giebel.

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