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Coronablog

Ich habe mehr als nur einen Vogel

Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass Rotschwänzchen Maxi und seine Auserwählte bei uns auf der Veranda nisten werden. Heuer sind wir Corona bedingt viel zu oft zuhause, fürchtete ich.

Symbolbild Keystone
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Letzte Woche kamen die beiden plötzlich doch noch mit Grashalmen angeflogen. Natürlich verschmähten sie das extra für sie gekaufte Vogelhäuschen und wählten denselben Platz wie letztes Jahr, auf dem Holzbalken direkt über unserem Gartentisch. Das Paar arbeitete speditiv und ordentlich: Heruntergefallenes Baumaterial trugen sie erst zu einem Haufen zusammen und transportierten es dann wieder nach oben.

Leider tun sie sich mit uns noch schwer. Bislang wagten sie sich nur selten an ihren Platz, wenn wir draussen sind. Wir bemühen uns zwar, ihnen Ruhe zu gewähren, aber wochenlang auf unseren Sitzplatz verzichten wollen wir nicht. Spätestens wenn der Nachwuchs pausenlos nach Essen schreit, werden sie uns
ignorieren müssen, um den Lieferservice aufrecht zu erhalten.

In den letzten Wochen hatte ich ungewohnt viel Zeit, um all meine gefiederten Mitbewohner zu studieren. Am grössten, frechsten und lautesten ist die Spatzen-Gang. Die Vögel leben in einer Dachnische und baden gern in den Gartenbeeten. Auf der anderen Dachseite haben die Stare ihr Nest. Ihr Gesang klingt nach Botschaften aus dem All. Sobald sie sich im Juni zu Schwärmen zusammentun und sich über die Kirschen hermachen, finden wir Menschen sie aber weniger lustig.

Herr Amsel, der schon im Winter regelmässig auf Nahrungssuche durch den Garten gehüpft ist, hat eine Partnerin gefunden. Er imponiert allen mit seinem kunstvollen Gesang. Ich versuche ihm pfeifend zu antworten und scheitere kläglich. Ob sie schon genistet haben oder noch nach einem geeigneten Platz suchen? Unsere Rotschwänzchen jedenfalls fühlen sich gestört, wenn sich die Amseln ihrem Nest zu sehr nähern.

Auf einem trockenen Holzhaufen ruht sich gelegentlich ein Buntspecht aus, und um die wunderschönen rot-schwarz-köpfigen Stieglitze anzulocken, haben wir Sonnenblumen gepflanzt, deren reifen Kerne sie im Spätsommer so lieben.

Auch nach dem Abflug von Maxi und Co. in den Süden bleibt der Garten belebt: Den freien Platz nehmen die Kohl- und hoffentlich auch die Blaumeisen ein. In Deutschland macht Letzteren leider gerade eine Lungenkrankheit (!) zu schaffen. Unser liebster Wintergast ist das zutrauliche Rotbrüstchen.

abutorin@bielertagblatt.ch

Stichwörter: Coronablog, Vogel, Lockdown

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