«Ich habe mich verliebt»

von Lino Schaeren

Hunderte Ehrengäste wurden eingeladen und hunderte sind gekommen. Bei der gestrigen offiziellen Eröffnung der Tissot Arena trafen sich Persönlichkeiten aus der nationalen, kantonalen und regionalen Politik sowie aus der Wirtschaft. So musste Biels Stadtpräsident Erich Fehr (SP) bei der Einleitung zu seiner Eröffnungsrede nicht nur den Herr Bundesrat, sondern auch den Herr Ständerat, den Herr Regierungsrat, die Herren Grossräte und die Herren Regierungsstatthalter auf der Place Publique begrüssen. Was dann folgte, war schon fast Routine, schliesslich war es nicht die erste Eröffnungsrede, welche Fehr in den neuen Bieler Sportstadien hielt.

Am begeisterten zeigte sich von den Rednern allerdings nicht der Stadtpräsident, nicht HRS-CEO Martin Kull und auch nicht die Architekten Nik Liechti und Laurent Geninasca: Es war Bundesrat Ueli Maurer (SVP) - vielleicht, weil ihn die Tissot Arena, anders als die anderen, nicht seit neun Jahren tagtäglich begleitet.

Die Rolle im Kanton Bern

«Sie alle kennen das Gefühl der Liebe auf den ersten Blick», sagte Maurer zu Beginn seiner Rede. «Als ich das Stadion für das Eröffnungsspiel des EHC Biel gegen Lausanne betrat, dachte ich: Wow, hier fühle ich mich wohl, hier will ich bleiben», so der Bundesrat. Und dann: «Ich habe mich tatsächlich verliebt.»

Etwas nüchterner ging es der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) an. Biel sei ein wichtiger Spieler im Kanton in Sachen Sport, sagte er. Neuhaus strich die Investitionen von über einer halben Milliarde Schweizer Franken hervor, welche im ganzen Kanton in der nahen Vergangenheit die Stadien der grossen Berner Sportvereine gesteckt worden seien. Zudem betonte der Regierungsrat die Wichtigkeit des Entwicklungsschwerpunktes Bözingenfeld für den Kanton, der durch die neuen Stadien noch einmal aufgewertet werde.

«Ende gut, alles gut»

Einer, der entscheidend beteiligt war, als der Stadienkomplex vor rund neun Jahren erstmals auf Plänen entstand, ist Architekt Liechti. Er sprach gestern von einer unglaublich intensiven Zeit. «Mir kommt es vor, als hätten wir während neun Jahren dauernd nur Playoff gespielt», sagte er in Anlehnung an die entscheidende Phase um den Meistertitel im Eishockey. Auch Maurer waren die anhaltenden Unsicherheiten, was die Finanzierung betrifft, offenbar nicht entgangen. Mit Blick auf die lange Wartezeit bis zur Realisierung der Tissot Arena schloss er denn auch seine Rede: Er werde wieder kommen, sagte Maurer, und «Ende gut, alles gut».

Etwas unter gingen die Einlagen der Frauenfussball Academy des Schweizerischen Fussballverbandes, die in der Tissot Arena stationiert ist. Weil die Mädchen ihre Ballküste nicht auf, sondern neben der aufgestellten grossen Bühne zeigen mussten, waren ihre technischen Kunststücke nur für die wenigsten Besucher sichtbar. Der Platz war zu Beginn der Feierlichkeiten gut gefüllt, leerte sich aber im Verlauf der vielen Reden zusehens.

Auch die Darbietungen der Bieler Stadtmusik kamen auf der grossen Place Publique nur teilweise zur Geltung. Während der Berner Marsch und der Schweizerpsalm zum Schluss der Zeremonie über den ganzen Platz hallten, waren andere, leisere Stücke dem offenen Platz nicht gewachsen und für viele Besucher kaum hörbar.

Noch einmal Führungen

Nach den offiziellen Ansprachen ging das Fest musikalisch weiter. Als Hauptact stand der Österreicher Parov Stelar auf der Showbühne.

Denn was jetzt noch folgt, ist der sportliche Höhepunkt des Eröffnungswochenendes. Heute empfängt der EHC Biel Ambri-Piotta - wohl vor grosser Kulisse. Die Stehplatztribüne war bereits am Donnerstag ausverkauft. Nach dem Match spielt auf der Place Publique Inner Circle ein Gratiskonzert (22.30 Uhr). Bereits heute Morgen zwischen 10 und 13 Uhr werden Führungen durch den Stadienkomplex angeboten.

Den Abschluss macht der FC Biel, der morgen im Derby Neuenburg Xamax begrüsst. Dabei wollen die Seeländer die Niederlage vom Donnerstag bei Wohlen (0:2) vergessen machen. Auch bei den Fussballern darf mit einem grossen Zuschaueraufmarsch gerechnet werden.