Sie sind hier

Abo

Neulich

Ich sage Nein zum Kreiselzwang!

Letzten Montag bin ich auf dem Velo im Kreisel an der Bieler Murtenstrasse von einem Auto von hinten bedrängt worden, weil ich im Kreiselinnern gefahren bin.

Niklaus Baschung


Meine Fahrweise entspricht den Regeln und soll der Sicherheit dienen, weil Velofahrer und -fahrerinnen sonst seitlich angefahren werden können. Als Alternative werden sie nun von hinten angefahren. Immerhin werden dadurch keine Verkehrsregeln verletzt.

Lange hat der Gedanke in mir geschlummert, doch nun fordere ich die Aufhebung sämtlicher Kreisel im ganzen Land. Aus Sicherheitsgründen. Denn der Kreisel ist etwas Unschweizerisches. Er missachtet unser Selbstbestimmungsrecht, auf uns selbst und aufs Geradeausfahren, er lähmt den Freiheitswillen und entspricht nicht unseren jahrhundertealten Traditionen. Darüber hinaus wird der gesunde Menschenverstand ... der wird auch krank.

Eingerichtet wurden die ersten Verkehrskreisel um das Jahr 1900 in den USA, Frankreich und Deutschland, also im Ausland. 
Damals hatten wir in unserem Heimatdorf noch nicht einmal ein einziges Auto – und bis heute keinen Kreisel. Noch!

Aus diesen Ländern stammen die Kreisel-Verkehrsregeln. Wie der Linksvortritt. Noch nie in der Geschichte unseres Landes haben 
Personen den Vortritt erhalten, wenn sie von links gekommen sind. Schon der Gedanke daran ist absurd. Hat etwa Wilhelm Tell in der Hohlen Gasse den Vogt Gessler nicht erschossen, weil er von links gekommen ist? Sehen Sie!

Schikanös ist die Vorschrift, beim Verlassen des Kreisels vorher zu blinken oder auf dem Velo ein Zeichen mit dem Arm zu geben. So funktioniert ein Überwachungsstaat. Niemanden geht es irgendetwas an, wohin ich fahre oder wann. Das ist meine Privatsache. Ich könnte auf der Kreiselinsel einen Differenzler jassen, das ist Demokratie.

Ich verstehe nicht, dass sich fast die Hälfte der Autofahrer und -fahrerinnen an diese Vorschrift halten. Wollt ihr denn ewiglich als Untertanen in einer Tyrannei leben?

Vorteile des Kreiselverkehrs gegenüber einer signalgesteuerten Kreuzung sind laut Experten die Verkehrssicherheit und die höhere Durchlassgeschwindigkeit. Doch wer sind diese Experten? Das sind genau dieselben Kreise, welche die Kreisel bauen. Nachts schwärmen sie aus und bestimmen dann: Da ist noch Platz, und dort und dort. Und tags darauf ist wieder ein Kreisel mehr in die Landschaft gebaut. Dieses Tun muss gestoppt werden, sonst wird unser Land zu einem Dauerkreisel, aus dem wir nie mehr herausfinden.

Dieses Anliegen wollte ich zuerst den Kantonen zur Vernehmlassung schicken. Und diese werden dann, nicht wahr, moumou, luägemer mou, jäh so ... Dann fiel mir plötzlich wieder ein, dass ich auch Autofahrer bin und diese Velofahrer im Kreisel, also die finde ich dort echt: am falschen Platz.

 

Info: Von Niklaus Baschung sind alle 
drei bisher erschienen Kolumnenbücher wieder erhältlich. Mehr zum Autor und seinem Schaffen finden Sie unter 
www.niklaus-baschung.ch

kontext@bielertagblatt.ch

Niklaus Baschung

Stichwörter: Neulich, Kolumne, Meinung

Nachrichten zu Biel »