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Spitalzentrum

Im Ernstfall bereit

Am vergangenen Mittwoch fand im Spitalzentrum Biel eine aufwändige Rettungsübung statt. Das Szenario: Nach einem Störfall im Kernkraftwerk Mühleberg sind mehrere Personen durch radioaktive Substanzen kontaminiert worden, und diese müssen nun ärztlich versorgt werden.

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Text: Julien Baumann/plBilder: Frank Nordmann

Mittwochnachmittag, Punkt 16 Uhr: Das erste Ambulanzfahrzeug rollt auf den Parkplatz des Spitalzentrums Biel (SZB). Männer in gelben Kombinationen nehmen einen Verletzten in Empfang. Sie tragen Schutzmasken und Handschuhe. Eine Abschirmung wird errichtet. Geiger-Zähler beginnen zu knistern. Die unheimliche Szene erinnert an einen Katastrophenfilm.

Aber diese Aktion hat nichts mit Science-Fiction zu tun. Sie gehört nämlich zu einer dreitägigen Übung, die erstmals auch die Berner Spitäler auf einen ernsten Störfall im Kernkraftwerk Mühleberg vorbereiten soll. Für das SZB wurde folgendes Szenario entwickelt: Inmitten einer radioaktiv kontaminierten Zone ist ein Autobus verunfallt. Zwei Dutzend Verletzte werden dem Bieler Spitalzentrum zugewiesen. Aber bevor die Personen vom Notfalldienst aufgenommen werden können, muss ihre Belastung mit gefährlichen Radionukliden abgeklärt werden. Dafür wurde im Luftschutzkeller des Spitals ein Dekontaminationsraum eingerichtet.

Geschminkte Figuranten
Die Akteure arbeiten an diesem Mittwoch Hand in Hand; es herrscht Disziplin und Ruhe. Hektik wäre in diesem Augenblick fehl am Platz, erklärt Christian Grossenbacher, der Sicherheitsverantwortliche des SZB: «Wir sorgen dafür, dass Gefühlsregungen möglichst wenig Platz einnehmen, denn nur bei kühlem Kopf bleibt unsere Arbeit effizient.» Immerhin war die Übung möglichst naturgetreu einem denkbaren Ernstfall nachempfunden. Aus diesem Grund waren die Figuranten derart geschminkt, dass ihre Verletzungen wirklichkeitsnah aussahen. Zudem wurde ein radioaktiver Marker auf ihre Haut aufgetragen. Selbstverständlich war die Strahlungsintensität dieses Produktes in keiner Weise gesundheitsschädlich. Auch wenn die groben Züge der Übung im Voraus bekannt waren, wurde nicht bis in alle Einzelheiten geplant. Dadurch öffnete sich für die Teilnehmenden ein breiter Raum für eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Aber gerade das Unverhoffte wurde unter diesen Bedingungen zur Herausforderung. «Wenn plötzlich Patienten zu Dutzenden eintreffen würden, hätten wir ein Problem», bestätigte denn auch Christian Grossenbacher anlässlich der Übung.

Eine weitere Ambulanz trifft auf dem Vorfeld ein. Diesmal kann der Verunfallte selbst laufen, aber sein Gesicht zeigt erhebliche Verletzungen. Als er durch die Schranke mit dem Geiger-Zähler schreitet, löst er Alarm aus: Er ist mit radioaktiven Substanzen kontaminiert.

Profis am Werk
Schon anlässlich der Kontrolle auf Radioaktivität kümmern sich mehrere Ärzte um die Verletzten. Sie stellen eine erste Diagnose und teilen die Patienten nach Dringlichkeit ein. Kontaminierte Personen werden in einen besonderen Raum geführt. Dort werden sie entkleidet. Dann wird ein Inventar ihrer Wertgegenstände aufgenommen. Und schliesslich wird ihre Habe in versiegelten Behältern aufbewahrt. Dann werden die Patienten einzeln in den Dekontaminationsraum geleitet. In der Regel reicht eine warme Dusche mit Seife, um die Spuren der strahlenden Substanzen zu entfernen. Sollte nach der folgenden Kontrolle immer noch Radioaktivität gemessen werden, muss die Dusche wiederholt werden. Die Prozedur dauert im Durchschnitt fünf Viertelstunden. An der Übung vom vergangenen Mittwoch wurden auf diese Weise 19 Personen «dekontaminiert». Die Operation sei sehr zufriedenstellend verlaufen, bilanzierte Grossenbacher: «Die Leute haben wirklich sehr professionell gearbeitet.»

«Segensreiches Training»
Im SZB finden jährlich bis zu zwei Mal Notfallübungen statt. Dabei geht es um die Vorbereitung des Spitals auf besondere Ereignisse: grosse Strompannen, Naturkatastrophen, Unfälle mit vielen Verletzten. Die Belegschaft muss in der Lage sein, auf derartige Herausforderungen möglichst zeitnah zu reagieren. «Wir können uns im Notfall nur dann erfolgreich aufstellen, wenn wir rasch verlässliche Informationen über die Opferzahlen erhalten», erklärt Grossenbacher.

Immerhin hat auch das Spitalzentrum Biel bereits seine Feuertaufe erlebt: Nach dem Gewittersturm, der Zelte des Eidgenössischen Turnfestes von 2013 verwüstet hatte, musste das Bieler Spital auf einen Schlag rund 50 zum Teil schwer verletzte Personen versorgen. In diesem Moment hatte sich gezeigt, wie wichtig routinemässige Notfallübungen sind. Grossenbacher erinnert sich an die strapaziösen Stunden: «Das regelmässige Training unserer Teams hat sich im Ernstfall als segensreich erwiesen.»

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