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Biel

Im Spital werden Masken geklaut

Sowohl im Spitalzentrum Biel als auch in der Privatklinik Linde werden Schutzmasken und Desinfektionsmittel langsam Mangelware. Zum einen wird nur noch langsam geliefert, zum anderen wurden sie im Spitalzentrum zu Diebesgut.

Knapp wird es in den Spitälern nicht nur bei den FFP2-Masken, sondern nun auch bei den OP-Masken - auf dem Bild eine Operation im Bener Inselspital. Bild: Keystone
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Hannah Frei

Der Bestand an herkömmlichen Masken bei Operationen reicht für kaum mehr eine Woche. Dies ist einem internen Schreiben des Spitalzentrums Biel zu entnehmen. Bei besagten Schutzmasken handelt es sich nicht um die FFP2-Schutzmasken, die bei der Behandlung von leicht übertragbaren Krankheiten wie dem Coronavirus zum Einsatz kommen. Sondern um solche, die gebunden werden und im OP benutzt werden. Von denen werden gemäss Schreiben im Spitalzentrum Biel pro Monat bei normalem Verbrauch zirka 3800 Stück benötigt. Zurzeit betrage der Bestand noch knapp 600 Masken.

Auch in den Sozialen Medien berichten Spitalangestellte aus Deutschland und der Schweiz, darunter auch eine Person aus Biel, über den Materialmangel in den Spitälern. Sie ärgern sich über die Hamsterkäufe von Privaten, die sich mit den Masken vor einer Ansteckung schützen wollen – obwohl diese OP-Masken gar keinen Schutz vor dem Virus bieten.

Lieferungen kommen – spät

Dass das Material nun auch in den Spitälern knapp wird, bestätigt Kristian Schneider, Direktor des Spitalzentrums Biel. Man sei zwar noch mit Material ausgestattet, aber es könne nicht mehr mit dem gewohnten Vorrat gerechnet werden. Grund dafür seien die Lieferengpässe aufgrund der erhöhten Nachfrage. Man könne zwar noch bestellen, aber es würden kleinere Mengen geliefert und mit längeren Lieferzeiten. «Dieses Problem haben zurzeit praktisch alle Spitäler, auch im Ausland», sagt Schneider. Die hohe Nachfrage sei aber auch den Hamsterkäufen von Privaten und Institutionen geschuldet. Im Spitalzentrum selbst habe man auch wiederholt Materialschwund festgestellt: Seither halte man Masken und Desinfektionsmittel vermehrt unter Verschluss.

Der Spitaldirektor betont jedoch, dass der Betrieb trotz logistischen Nachschubschwierigkeiten bei einzelnen Materialien weiterhin gewährleistet werden kann. Für die Patienten habe dies keine Auswirkungen, das Personal hingegen müsse sich teils umstellen. Diese Woche habe man die Spitalangestellten darauf hingewiesen, mit bestimmten Material sparsam umzugehen. Schneider betont hierbei die Unterschiede der verschiedenen Maskentypen. Aufgrund der Lieferengpässe sei zum einen bei den FFP2-Schutzmasken ein sorgsamer Umgang gefragt. Laut Schneider hat sich deren Preis innert einiger Wochen bereits verzehnfacht. Von 75 Rappen auf 7.50 Franken. Bis heute seien die Preise jedoch nochmals gestiegen, auf dem privaten Markt gebe es Angebote um die 50 Franken. «Eigentlich eine Zumutung», findet Schneider.

Zum anderen herrsche auf dem Markt ein Mangel an den klassischen Schutzmasken für Operationen, die mittels zweier Laschen am Hinterkopf festgebunden werden und von denen in der anfangs erwähnten internen Mitteilung die Rede war. Dieses Modell könne aufgrund des Mangels durch OP-Masken mit Gummiband ersetzt werden – für Operationen unter 120 Minuten. Laut Schneider gewährleisten sie denselben Schutz, werden jedoch mit der Zeit etwas unangenehm zum Tragen und schneiden ein.

Millionen Masken vom Bund

Das Spitalzentrum erhalte von allen Modellen weiterhin regelmässig neue Lieferungen – jedoch teils mit Verzögerung. Für den schlimmsten Fall sei das Spital aber über den Kanton abgesichert. Gestern habe die kantonale Gesundheitsdirektion die Spitäler darüber informiert, dass bei akutem Mangel ein gewisses Kontingent aus dem Bundeslager zur Verfügung stehen würde. Schneider versichert, dass es sich dabei um mehrere Millionen Masken handelt. Davon würde jedes Spital eine dem Bedarf entsprechende Anzahl erhalten. Soweit sei man zurzeit aber nicht. Schneider geht davon aus: «Der Peak einer möglichen Pandemie ist noch nicht erreicht.»

Morgen wird das Spitalzentrum Biel an einer Pressekonferenz ausführlich darüber berichten, wie sie sich als Zentrumsspital im Kontext der Coronavirus-Epidemie für die Zukunftsszenarien wappnen. Dazu Schneider: «Es ist eine Situation, die wir bisher noch nie erlebt haben. Aber wir sind gut vorbereitet auf die kommende Zeit.»

Linde: Vorrat für eine Woche

Aus der Klinik Linde gibt es in Bezug zum Materialvorrat ähnliches zu berichten: Laut Mediensprecherin Bettina Widmer-Renfer muss das Klinikpersonal nun besonders sparsam damit umgehen. Die Lieferungen würden zurzeit verspätet eintreffen. Ohne Nachlieferungen reiche der aktuelle Bestand an chirurgischen Gesichtsmasken noch für rund eine Woche, die FFP2-Masken für zwei Wochen und das Händedesinfektionsmittel für einen Monat. Widmer-Renfer wirft jedoch ein, dass die Klinik Linde als Teil einer internationalen Spitalgruppe «laufend weitere Bezugskanäle prüfe und mit Hochdruck daran arbeite, Nachschub sicherzustellen». Inwiefern sie dabei Unterstützung von Bund und Kanton erhalten, werde zurzeit abgeklärt. «Genaue Informationen dazu liegen noch nicht vor», so Widmer-Renfer.

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