Interview: Hannah Frei
Erich Fehr, wie viel wird diese Aktion am Zentralplatz zum jetzigen Zeitpunkt noch bringen?
Erich Fehr: Die Zahlen steigen im Moment wieder ziemlich stark an, auch in den Spitälern. Eine erneute Verschärfung der Massnahmen will ich auf jeden Fall verhindern. Und ich möchte, dass wir die verbleibenden Massnahmen möglichst schnell aufheben können. Dies wird aber nur möglich sein, wenn sich mehr Leute impfen lassen. Deshalb muss man diese Botschaft immer wieder an die Leute herantragen.
Wer lässt sich heute denn noch überzeugen, wenn er sich bisher nicht hat impfen lassen?
Es gibt immer noch Menschen, die unentschlossen sind, sich ungenügend informiert fühlen und bis heute zugewartet haben, auch in meinem persönlichen Umfeld. Ich muss ehrlich sagen, das erstaunt auch mich sehr. Aber wenn die Betroffenheit steigt, was sie zurzeit aufgrund der steigenden Fallzahlen tut, kann man die Leute besser erreichen. Deshalb macht diese Aktion zum jetzigen Zeitpunkt Sinn – auch in Hinblick auf die Wintermonate.
Versuchen Sie also auch immer noch, Ungeimpfte in Ihrem persönlichen Umfeld von einer Impfung zu überzeugen?
Mit Impfskeptikern, die auf die individuelle Freiheit pochen, kann ich gut über Solidarität und Freiheit sprechen. Ich bin überzeugt, dass die individuelle Freiheit in unserer Gesellschaft dort aufhört, wo man die Freiheit des nächsten einschränkt. Und es gibt auch immer noch Menschen, die eine falsche Vorstellung von mRNA-Impfstoffen haben und sich deshalb nicht impfen lassen wollen. Ich finde es wichtig, diese Menschen weiterhin aufzuklären.
Es wird deutlich, dass Sie noch darüber diskutieren mögen.
Also es ist klar: Hardcore-Impfgegner und Verschwörungstheoretiker werde auch ich nicht mehr umstimmen können. Aber ich gehe davon aus, dass mehr als die Hälfte der Ungeimpften nicht zu dieser Gruppe gehört.
Was machen Sie, wenn heute Abend ausschliesslich Impfgegner am Zentralplatz mit Ihnen diskutieren wollen?
Wenn es Menschen sind, die mir nur ihre Meinung überstülpen wollen – was bei vielen Impfgegnern ja der Fall ist – würde ich versuchen, die Diskussion kurz zu halten. Ich bin aber davon überzeugt, dass es auch andere Menschen vor Ort haben wird, die mit uns den konstruktiven Austausch suchen werden.
