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Impfen bald für alle möglich

Pünktlich zum morgigen Grippeimpftag hebt Swissmedic den Auslieferungsstopp für die Impfstoffe von Novartis auf. Das entlastet auch Spitäler in der Region.

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JACQUELINE LIPP

Kurz vor dem nationalen Grippeimpftag, der morgen stattfindet, hat Swissmedic den Auslieferungsstopp für die Impfstoffe von Novartis beendet. Die beiden Impfstoffe Agrippal und Fluad können damit ab sofort wieder ausgeliefert und angewendet werden. Die Wirksamkeit und Sicherheit sei nicht beeinträchtigt.

Swissmedic hatte den Auslieferungsstopp am 24. Oktober vorsorglich verordnet, nachdem in Italien mögliche Verunreinigungen in Form weisser Partikel gemeldet worden waren. Die wissenschaftlichen Untersuchungen haben laut Swissmedic ergeben, dass es sich bei den weissen Partikeln nicht um externe Verunreinigungen handelt, sondern um kleine Verklumpungen natürlicher (Eiweiss-)Bestandteile. «Das ist ähnlich wie bei einer Brausetablette, die sich nicht vollständig aufgelöst hat», sagt Daniel Lüthi, Mediensprecher von Swissmedic. Durch leichtes Schütteln der Spritze vor der Injektion würden sich die festen Teilchen auflösen.

Ein Zusammenhang zwischen dem Entscheid von Swissmedic und dem Nationalen Grippeimpftag existiere nicht, so Lüthi. «Es geht uns um die Qualität des Produkts und damit um die Sicherheit der Bevölkerung.» Dennoch hält er fest: «Es ist ein guter Zufall, dass wir den Stopp gerade noch vor dem Impftag aufheben konnten.»

Impftag wird nicht propagiert
Soll ich mich gegen die Grippe impfen oder nicht? Diese umstrittene Frage stellt sich jedes Jahr aufs Neue. Bis vor kurzem stellte sich jedoch vielmehr die Frage: Kann ich mich überhaupt gegen Grippe impfen oder nicht? Denn Lieferschwierigkeiten von zwei der fünf Produzenten sowie ein vorsorglicher Auslieferungsstopp für die Impfstoffe der Novartis sorgten für Engpässe. Gestern hat Swissmedic, die Zulassungs- und Kontrollbehörde für Heilmittel in der Schweiz, diesen Stopp aufgehoben (siehe Infobox).

Das ist eine gute Nachricht im Hinblick auf den Nationalen Grippe-Impftag, der morgen stattfindet. An diesem Tag kann man sich bei vielen Hausärzten und in Apotheken ohne Anmeldung, auch in der Region, impfen lassen. Damit will das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Risikogruppen zur Impfung bewegen. Zu denen gehören Personen ab 65 Jahren, schwangere Frauen und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie etwa Herz- und Lungenkrankheiten, Diabetes oder Asthma.

Aufgrund der Lieferengpässe hatte das BAG darauf verzichtet, den nationalen Impftag zu propagieren. Der Entscheid von Swissmedic ändere daran nichts. «Wir propagieren den Impftag weiterhin nicht. Die Aufhebung des Anwendungsstopps des Grippeimpfstoffs von Novartis durch Swissmedic entschärft die Situation beim Grippeimpfstoffengpass etwas», sagt Sprecherin Eva van Beek. Das BAG werde in den nächsten Tagen die Versorgungslage mit den Herstellern abklären.

Spitäler spürten Engpässe
Die Ärzte und Spitäler in der Region sind von dem Entscheid unterschiedlich betroffen – je nachdem bei welchem Hersteller sie Kunde sind. Das Spitalzentrum in Biel (SZB), bezieht einen Teil der Impfstoffe von der Novartis und begrüsst daher die Aufhebung des Auslieferungsstopps. Denn die Lieferschwierigkeiten hatten spürbare Auswirkungen. «Im Moment ist die Impfaktion für die Mitarbeitenden am pausieren und wird wieder aufgenommen, sobald genügend Impfstoff vorhanden ist», sagt Madeleine Rothen, leitende Ärztin Infektiologie.

Durch den Entscheid von Swissmedic wird dies in absehbarer Zeit der Fall sein. Bis dahin werden im SZB in erster Linie Risikopersonen geimpft sowie diejenigen, die mit Risikogruppen in Kontakt stehen. «Andere Interessenten werden auf eine Warteliste aufgenommen», sagt Rothen.

Auch im Spital Aarberg konnten bis heute keine Patienten gegen Grippe geimpft werden, weil man bei Novartis bestellt hatte. «Es gab zuerst eine Verzögerung der Auslieferung», sagt Patrik Muff, Leiter der Spitalpharmazie. «Als wir die Spritzen endlich hatten, kam die Meldung von Swissmedic, dass wir mit der Anwendung warten sollen.»

Auf das richtige Pferd gesetzt
Anders die Lage der Hausärzte in Biel: Die Grosszahl von ihnen war vom Auslieferungsstopp nicht betroffen. Die meisten Hausärzte in Biel sind Mitglied in einem der beiden Ärztenetze MedNet Biel-Bienne oder Medix Bern. Diese haben die Impfdosen für ihre Mitglieder bestellt – und zwar nicht bei Novartis.  «Da wir bei einer Firma bestellt hatten, die keine Lieferprobleme hatte, sind die Impfdosen problemlos anfangs Oktober geliefert worden», sagt Anna Maria Marti, Ärztin aus Brügg und Mitglied bei MedNet Biel-Bienne. Die rund 40 Hausärzte, die dem Ärztenetz MedNet angeschlossenen sind, hätten daher keine Engpässe bei den Impfdosen.

Ähnlich tönt es bei Medix Bern: «Auch wir haben auf das richtige Pferd gesetzt», sagt Adrian Wirthner, Geschäftsführer der Medix Bern, dem knapp 20 Hausärzte aus Biel angehören. Ein Vorteil sei zudem gewesen, dass man frühzeitig die Bestellung tätigte, wie sowohl Wirthner als auch Marti vermuten.

Doch auch wenn die Produzenten die Impfdosen erst in einem Monat hätten ausliefern können, wäre dies kein Problem gewesen. «Da die Grippewelle typischerweise erst zwischen Januar und März auftritt, reicht es, wenn man sich im Dezember impft», sagt Marti. Denn der Körper braucht nur rund zehn Tage, um die Abwehrkräfte aufzubauen.

Entscheid der Swissmedic
Swissmedic hat am 24. Oktober die Auslieferung der Impfdosen von Novartis vorsorglich gestoppt. Dies nachdem in Italien in diesen Impfstoffen weisse Partikel gefunden worden waren. Auch von der Anwendung der bereits ausgelieferten Impfstoffe wurde abgeraten. Davon betroffen waren rund 160 000 Impfdosen. Gestern hat Swissmedic den Auslieferungsstopp aufgehoben. Die Partikel seien nicht externe Verunreinigungen, sondern Verklumpungen natürlicher Bestandteile.

 

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