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„Krawattenzwang“

Ja, gerne Provinz und Pampa

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Ja, gerne Provinz und Pampa.

Krawattenzwang: Bernhard Rentsch
  • Dossier

Im Rahmen einer kleinen Podiumsdiskussion habe ich mich am Freitagabend im Umfeld des First Friday in der Bieler Altstadt mit Nicolae Schiau, dem Bieler Programmleiter beim westschweizer Radiosender Couleur 3 "duelliert". Es ging um die aktuelle Frage "Zukunft der Medien". Unterschiedliche Ansichten und unterschiedliche Lösungsansätze sind mit Blick auf die unsicheren und offenen Prognosen logisch und normal.

Die Jungen, so Schiau, verlangen einen aktuellen, schnellen Newsfluss auf dem Smartphone, dem einzigen Ort, von wo sie heute Informationen beziehen. Und das Ganze soll dann noch jederzeit verfügbar und gratis sein. Die Verbreitung via Social Media würde ohnehin eine geregelte Veröffentlichung übersteuern. Nein, falsch – meine Antwort. Ich bin der Ansicht, dass nicht alles einfach gleich sofort in die "Mülltonne" der Newsmaschinerie geschmissen werden soll.

Redaktionen sind wichtige Orte der Auswahl und der Gewichtung. Die Nutzer der Medien verlangen nach Einordnung und nach Kommentierung durch Dritte – um dann entscheiden zu können, was Recht und Unrecht ist. Vereinfacht: "Ich will wissen, was du darüber denkst. Um dann zu behaupten, dass du falsch liegst."

Die Gratiskultur gilt es zu bekämpfen. Unsere Arbeit kann und wird nie kostenlos zu konsumieren sein. Wer Qualität beansprucht, wird immer dafür bezahlen. Wieviel und auf welchem Weg, muss aber in der Tat diskutiert werden. Die (einfache) Verfügbarkeit und die (einfache) Bezahlbarkeit unserer Leistungen ist eine Pendenz der ganzen Branche.

Entscheidend sind Themen und Inhalte und deren Umsetzung. Gerade in Biel und im Seeland passiert so viel, das uns alle interessiert – das aber im Strom des "grossen" Infoflusses untergeht. Nur wir sagen, wie die Region tickt und was sie meint. Aktuelles Beispiel: Wenn die UBS 600 Stellen nach Biel verschiebt, freut uns das und wir heissen die künftigen in Biel tätigen Menschen schon heute willkommen – in Zürich beklagt man hingegen das Abschieben in die Pampa. Ja, gerne Provinz und Pampa. Es lebt sich gut, wir sind stolz hier – und wir pflegen unsere eigenen Medien.

Spannend ist und bleibt das Thema allemal. Innerhalb der Groupe Gassmann wollen wir dranbleiben und immer wieder oder immer mehr den Dialog mit den Lesern, Usern, Zuschauern und Zuhörern suchen. Sie sind es, die uns indirekt unseren Auftrag erteilen. Sie sind es, die uns am Leben erhalten und zu täglich neuen journalistischen Taten motivieren. Die Palette der Umsetzungen ist nie ausgeschöpft. Klar ist, dass es weitere (grosse) Veränderungen braucht und geben wird. Dabei könnte es gar passieren, dass alles (noch) besser wird... Es braucht Atypisches. Seien Sie wie wir offen und bereit für Neuerungen. Neugier und Toleranz begleiten uns – Sie auch?


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

 

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