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Carte Blanche

Jeder Mann und jede Frau
 hat das Recht auf Ferien

Während der grossen Schulferien ist es nur recht einmal darüber nachzudenken, wieso wir überhaupt Ferien haben. Heutzutage hat jeder Anrecht auf ein Ferienkontingent.

Ueli Schärrer, Syndicom Biel

Manche erhalten diese in Wochen, andere in Tagen, je nach Arbeitsvertrag. Wenn man aber in Arbeitstagen rechnet, ist es angebracht, sich nach den Details zu erkundigen. Es gibt immer noch Betriebe, welche die Sechstagewoche haben. Vor allem sind das öffentliche Betriebe, die aber normalerweise die Ferienzeit in Wochen angeben. Welche Firma hat nun welche Ferienformel? Das ist wie mit einem bunten Blumenstrauss. Der Fantasie sind da fast keine Grenzen gesetzt. Respektive war das so, bis die Landesregierung gesagt hat, was dann was ist. Und dieses Was ist jetzt mit vier Wochen geregelt. Bei Lehrlingen sind es zwei Wochen mehr. Es ist allerdings noch gar nicht so lange her, da galt noch gar keine Ferienregel.

Im alten Rom waren die «feriae» (Festtage) fest im Kalender vermerkt oder wurden von den Priestern angeordnet. Ferien waren lange für die Schweizer Arbeitnehmenden ein Fremdwort. Die erste Ferienregelung stammt aus dem Jahre 1879 und galt nur für Staatsangestellte. Bis zum Ersten Weltkrieg gab es in der Privatwirtschaft kaum Ferienregelungen. Es war schliesslich der Sauerstoffmangel in den Büros, der die Idee von Ferien aufkommen liess. Denn nur so liesse sich «geistige Ermüdung» bekämpfen. Das galt zunächst nur für Büroangestellte, nicht aber für die Arbeiter, die draussen schufteten. Denn die hatten ja genügend frische Luft.

Ab jetzt kamen die Gewerkschaften langsam zum Zuge. Denn diese schauten, dass mit der Zeit auch körperliche Belastungen als Grund für Urlaubstage akzeptiert wurden.

Ab 1920 erhielten auch Arbeiter regelmässig Ferien. Gesetzlich verankert wurde der Anspruch aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Zunächst nur in einzelnen Kantonen, später auf Bundesebene. Ab 1966 legte das Arbeitsgesetz ein Minimum von zwei Ferienwochen fest. Ab 1984 sind im Obligationenrecht für alle Angestellten vier bezahlte Wochen garantiert. Das führte schon damals zum grossen Aufschrei in der Wirtschaft. Den Aufschrei, den wir bei Wahlen und Abstimmungen immer wieder hören: «Die Firmen werden ins Ausland abwandern!»

Dabei machte aber gerade diese Wirtschaft damit ihre grössten Gewinne: Dank ausgeruhten und zufriedenen Fachkräften. Dank den Gewerkschaften, die diese Ferientage lange erstreiten mussten. Nun denn, ich wünsche allen schöne und geruhsame Ferientage.

Info: Ueli Schärrer ist Sektionssekretär der Gewerkschaft für Medien und Kommunikation Syndicom Biel/Bienne.

kontext@bielertagblatt.ch

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