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Biel

Jetzt entscheidet das Modell

Hirslanden hat vorgelegt, gestern hat Swiss Medical Network reagiert. Bis am Donnerstag müssen die Aktionäre der Linde entscheiden, in wessen Hände sie ihre Klinik geben wollen.

Bild: Matthias Käser

Tobias Graden

Was allgemein erwartet worden war, wurde am Freitag Realität: Die Hirslanden-Gruppe hat ihrem indikativen Angebot für die Aktien der Bieler Privatklinik Linde nun ein verbindliches folgen lassen. Dieses ist insbesondere finanziell noch einmal nachgebessert worden. Die Linde-Aktionäre – es sind zur Mehrheit die Belegärzte der Klinik – erhalten innert weniger Tage 3000 Franken in bar pro Aktie, wenn sie ihre Anteile der Hirslanden-Gruppe verkaufen. Damit legte Hirslanden vor: Das bislang bestehende Angebot von Swiss Medical Network (SMN) lag in bar bei 2500 Franken pro Aktie.

Hirslanden habe das Angebot rasch unterbreiten können, weil die Due-Diligence-Arbeiten (die Prüfung des Unternehmens) schneller als erwartet hätten abgeschlossen können, schreibt Hirslanden in ihrem Angebot, das dem «Bieler Tagblatt» vorliegt. Auch lägen bereits alle Zustimmungen der entsprechenden Gremien vor. Die Unternehmensprüfung habe positive Ergebnisse gezeitigt, weswegen das indikative Angebot angepasst werde. Lange Zeit für ihren Entscheid haben die Aktionäre nicht. Die Angebotsfrist von Hirslanden endet am Donnerstag, 22. Juni, – am selben Datum, an dem auch das ursprüngliche Angebot von Swiss Medical Network terminiert war. Die Finanzierung des Kaufpreises sei für Hirslanden «kein Problem», heisst es weiter, «wir können den Kaufpreis innert 6 Werktagen nach Zustandekommen des Kaufs überweisen».

«Ein klares Signal»

Dabei ist es nicht geblieben. Nach Eingang des verbindlichen Hirslanden-Angebots hat der Linde-Verwaltungsrat SMN eine Frist bis Montag gesetzt, um allenfalls zu reagieren. Noch am Sonntag hat SMN seinerseits das bestehende Angebot nachgebessert. In bar bietet die Tochter der Aevis Victioria SA nun auch 3000 Franken pro Aktie, also gleich viel wie Hirslanden. Etwas höher ist das Angebot, wenn die Aktionäre ihren Anteil in Aevis-Aktien umtauschen, dann kriegen sie einen (derzeitigen) Gegenwert von 3200 Franken. Verlängert wurde die Frist nicht, auch dieses Angebot endet am 22. Juni.

Gegenüber dem «Bieler Tagblatt» bestätigte Linde-Verwaltungsratspräsident Kurt Aeberhard den Eingang des verbindlichen Hirslanden-Angebots. Hirslanden habe dieses von sich aus auf 3000 Franken erhöht. «Dies ist ein klares Signal, dass die Privatklinik Linde strategisch und wirtschaftlich sehr gut aufgestellt ist und in den letzten Jahren gute Führungsarbeit geleistet hat», teilte Aeberhard mit. Der Verwaltungsrat sei weiter der Meinung, dass die Integration in eine starke Gruppe der richtige Weg sei. Die Aktionäre hätten nun die Wahl zwischen zwei Geschäftsmodellen. Aeberhard schreibt: «Der Verwaltungsrat der Linde Holding Biel AG bleibt bei seiner Empfehlung vom 17. Mai 2017.» Das heisst im Klartext: Der Verwaltungsrat favorisiert das Angebot von SMN.

Damit ist aller Voraussicht nach klar, dass sich bis am Donnerstag der Übernahmekampf um die Linde entscheidet. Zwar kommen beide Angebote nur zustande, wenn jeweils 50 Prozent plus eine Aktie angedient werden. Allerdings ist nun kaum mehr davon auszugehen, dass ein gewichtiger Teil der Aktionäre nicht verkaufen will. Ein grosser Teil der Anteilseigner dürfte substanzielle Gewinne einfahren, für den Entscheid zwischen den beiden kaufwilligen Gruppen sind nun aber nicht mehr die finanziellen Komponenten entscheidend, sondern die Pläne der Gruppen.

SMN hat bereits zugesichert, 25 Millionen Franken in die Linde investieren zu wollen. Laut Medienmitteilung sei seitens SMN auch der «Fortbestand der Unabhängigkeit der Belegärzte» garantiert sowie «deren Einbezug in die Führung der Klinik». Die Linde soll die «führende Position im Regionalnetzwerk Neuenburg-Bern-Solothurn übernehmen mit der Möglichkeit, dieses auf die Kantone Jura und Freiburg auszudehnen».

Hirslanden schreibt unter anderem, «wir haben Zugang zu Kapital und investieren nachweislich stark in die Infrastruktur unserer Kliniken». Die Belegärzte würden «weiterhin in der Führung vertreten sein». Hirslanden beteuert auch, sie habe «viele Male erfolgreich bewiesen, dass wir Kliniken kulturerhaltend integrieren können». Auch werde die Gruppe «in Zusammenarbeit mit der Führung der Linde für mehr Belegung sorgen».

Hubert zuversichtlich

In einem Interview mit Schweizeraktien.net zeigt sich Antoine Hubert, Verwaltungsratsdelegierter von Aevis-Victoria, bereits siegessicher. Er bekräftigt darin den Glauben an das Potenzial der Klinik – der Neubau sei in den letzten Zahlen der Linde noch gar nicht abgebildet gewesen. Das medizinische und strategische Konzept von SMN sei mit dem Verwaltungsrat von Linde verhandelt und entwickelt worden. Der Verwaltungsrat (der zur Mehrheit aus Linde-Belegärzten besteht) habe «seine Unterstützung und seine Empfehlung für unser Angebot bestätigt». Hubert folgert daraus: «Wir gehen davon aus, dass die anderen Aktionäre von Linde der Empfehlung des Verwaltungsrats folgen werden.»

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