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Kaufen Sie Fussballclubs und Flughäfen

Bettina Epper ist stellvertretende. Chefredaktorin des Gesundheitsmagazins Drogistenstern. Sie kauft am liebsten regionale Produkte auf dem Bieler Markt ein.

Bettina Epper

«Danke! dass Sie in der Schweiz einkaufen», steht auf einer Tafel auf dem Bieler Märit. Sie steht dort, weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar den Euro-Mindestkurs aufgehoben hat. Seit 2011 hatte die SNB an den Devisenmärkten immer wieder Euro gekauft, um den Euro-Kurs bei 1.20 Franken zu halten. Kostete der Euro mehr, war also der Franken stärker, griff die Notenbank ein. Das tut sie seit Januar nun nicht mehr.

Jetzt fahren viele Menschen aus der Schweiz ins nahe Ausland zum Einkaufen. Nach Konstanz in Deutschland zum Beispiel. Die dortigen Geschäfte freut’s, wie «focus.de» schreibt: «Wer (…) durch Konstanz läuft, hat den Eindruck, als hätten sich die Geschäfte extra mit den Rabattschildern geschmückt.» Und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet aus Konstanz über brechend volle Einkaufswagen: «Eine Familie aus der Schweiz habe sich etwa mit 24 Packungen Milch eingedeckt, hiess es aus einem Einkaufszentrum in Konstanz.»

Aber auch die, die noch in der Schweiz einkaufen, haben Vorteile, wie «Spiegel.de» schreibt. Für die Schweizer würden importierte Produkte billiger, «insbesondere aus dem Euroraum. Davon profitieren die Verbraucher (Anm.: Konsumenten), die weniger für Autos, Smartphones oder Benzin bezahlen müssen.» Die «Aargauer Zeitung» ergänzt: «Am schnellsten sinken die Lebensmittelpreise. Doch auch bei Autos, Spielwaren und Kosmetika purzeln die Preise. (…) So kostet ein aus dem Euro-Raum importierter Kopfsalat nun 13 Prozent, Peperoni 14 Prozent und Knoblauch 17 Prozent weniger.» Und auch Tanken oder Ferien im Ausland sind billiger geworden. Kurz zusammengefasst – und die Probleme von Stellenabbau und Lohnkürzungen bei Export- oder Tourismusunternehmen ausblendend: Die Menschen in der Schweiz haben mehr Geld.

Jetzt stellt sich die wichtige Frage, wohin wir mit all dem gesparten Geld sollen. Natürlich, Sie können, wenn Sie schon mal im Ausland sind, einen Abstecher in ein Casino machen. Da aber beim Glücksspiel am Ende doch immer nur die Bank gewinnt, hier ein anderer Vorschlag, bei dem Sie auch nicht gewinnen, aber zumindest etwas Sinnvolles tun: Investieren Sie in Afrika.

Die Zeitschrift «schweizer monat» gibt Anregungen: «Schaffen Sie Arbeitsplätze in Afrika! (…) Starten Sie das Integrationsprogramm für Afrikaner, integrieren Sie Afrika in den Weltmarkt! (…) Kaufen Sie Fussballclubs, Marathonteams und Modelagenturen! Investieren Sie in Tro-Tros, Tuk-Tuks, Taxiunternehmen und Fernbusse! Kaufen Sie stillgelegte Eisenbahnstrecken, Bahnhöfe, Flugplätze und Inseln! Geben Sie Kapital für Internet-Cafés, TV-Sender, Tankstellen, Schweinefarmen, Sägereien, Bierbrauereien, Schneckenzuchten, Schweineborstenfarmen, Naturkautschuk-Wälder!»

Wir haben es jetzt also in der Hand, mit unserem unverdienten zusätzlichen Reichtum Gutes zu tun.

1.: Kaufen Sie in der Schweiz ein, und 2: Investieren Sie in Entwicklungsländer. Danke! dass Sie in Afrika investiert haben.

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