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Nidau

Kita-Initiative fordert bessere Betreuung

Wartelisten bei den Kitas und fehlende Angebote während der Schulferien: Die Kinderbetreuung ist ungenügend, sagt die SP Nidau – und hat deshalb eine Initiative für eine familienfreundliche Stadt lanciert.

Michael Kramer (vorne) ist enttäuscht, dass die Kita-Initiative nicht angenommen worden ist. Anne-Camille Vaucher

von Carmen Stalder


Zwei Kindertagesstätten gibt es in Nidau, und bei beiden häufen sich so viele Anfragen, dass es Wartelisten gibt. In der von der Stadt subventionierten Kita Aarehüpfer warteten im letzten Sommer fast 50 Kinder auf einen Platz. Auch bei der privaten Kita Himmelchen ist die Nachfrage grösser als das Angebot.

Eltern in Nidau, die ihre Kinder fremdbetreuen lassen möchten, bleibt häufig nur die Möglichkeit, auf eine private Kita in einer anderen Gemeinde auszuweichen. Für viele ist diese Option allerdings zu kostspielig, da dort die Tarife nicht einkommensabhängig und damit teurer sind.

«Das Angebot in Nidau ist ungenügend», sagt Michael Kramer, Stadtrat und Vorstandsmitglied der SP Nidau. Gemeinsam mit anderen Parteikollegen hat er deshalb im Mai die Kita-Initiative für ein familienfreundliches Nidau lanciert. Diese fordert zum einen ein der Nachfrage entsprechendes Angebot an Betreuungsmöglichkeiten für Säuglinge, Kinder und Jugendliche (siehe Infobox).

Einsicht ist vorhanden
Zum anderen will die SP ein besseres Betreuungsangebot während der Schulferien. Diese Forderung geht zurück auf einen Vorstoss von Stadträtin Bettina Bongard (SP). In ihrer Motion beauftragte sie den Gemeinderat, die Betreuung für Schulkinder während der Ferien auszubauen. In seiner Antwort hielt der Gemeinderat allerdings fest, dass er das Angebot nicht anpassen wolle, das Anliegen wurde abgeschrieben.

«Darüber waren wir sehr enttäuscht», sagt Kramer. Gerade weil sogar der Gemeinderat selbst ein Manko festgestellt habe:«Erfahrungsgemäss reichen die von der Stadt Nidau für schulpflichtige Kinder angebotenen Ferienbetreuungsplätze nicht aus. Unsere Abklärungen haben dies bestätigt», schrieb der Gemeinderat in seiner Antwort im Rahmen der Stadtratssitzung im letzten November. Der finanzielle Aufwand für einen Ausbau sei allerdings zu hoch, begründete der Gemeinderat damals seinen Negativ-Entscheid. Für Kramer kein schlüssiges Argument. Über den Daumen gepeilt rechnet er mit einem mittleren fünfstelligen Betrag pro Jahr, um die aktuelle Situation zu verbessern. «Das sollte für eine Stadt wie Nidau möglich sein.»

Bessere Zusammenarbeit
Die Initiative hat indes nicht zum Ziel, dass Nidau selbst mehr Kitaplätze anbietet oder neue Ferienangebote organisiert. Viel mehr soll die Stadt vermehrt mit anderen Gemeinden und privaten Partnern zusammenarbeiten. Damit solle das vergleichsweise kleine Nidau Synergien in der Region nutzen.

Ein Beispiel: In Biel gibt es einen Ferienpass, in Nidau nicht. Kinder aus Nidau können zwar die Kurse in Biel besuchen, müssen als Auswärtige jedoch einen höheren Tarif bezahlen:Eine ganztägige Betreuung mit Ferienpass und Mittagessen kostet für Bieler 37, für Nidauer 81 Franken. Würde sich Nidau finanziell am Ferienpass beteiligen, könnten die Kinder ebenfalls Kurse zum normalen Tarif buchen.

Ein weiteres Beispiel: Ab Januar 2019 können alle Berner Gemeinden Gutscheine für die Betreuung von Kindern in Kitas ausstellen. Die Eltern lösen diese Gutscheine dann bei einer Kita ihrer Wahl ein – auch über die Gemeindegrenze hinweg, was ihnen mehr Flexibilität geben soll. «Uns ist wichtig, dass die Gemeinde dann auch genug von diesen Gutscheinen ausstellen wird», sagt Kramer.

Betreuung zahlt sich aus
Für das Initiativkomitee ist klar: Nidau würde von einem verbesserten Angebot «extrem profitieren». Es nennt dafür fünf Gründe: Nidau würde für Familien zu einem attraktiveren Standort, durch die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde sich das Erwerbseinkommen steigern, eine flexible Arbeitsteilung fördere die Gleichstellung zwischen Mann und Frau, gute Betreuungsangebote seien positiv für die Chancengleichheit der Kinder und jeder von der öffentlichen Hand investierte Franken fliesse um ein Mehrfaches zurück – sei es durch höhere Steuereinnahmen oder weniger Ausgaben für Sozialleistungen.

Bis im Herbst muss die SP Nidau 250 Unterschriften sammeln. Man sei auf gutem Weg, versichert Kramer.

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Das will die Initiative:

Die Stadtordnung von Nidau würde bei Annahme der Initiative mit folgendem Artikel ergänzt:

  • Die Stadt Nidau gewährleistet in Zusammenarbeit mit Privaten und umliegenden Gemeinden ein der ausgewiesenen Nachfrage entsprechendes und qualitativ gutes, breit gefächertes Angebot an familienergänzenden Betreuungsmöglichkeiten für Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis zum Abschluss der obligatorischen Schulpflicht.
  • Das Betreuungsangebot wird insbesondere auch während der Schulferien gewährleistet.
  • Der Elternbeitrag wird subventioniert. Die Höhe der Subvention richtet sich nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Eltern. Der Gemeinderat legt die Ausführungsbestimmung fest.

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