Sie sind hier

Abo

Tissot Arena

Kraftwerk auf Stadiendach in Betrieb

Gestern ist das Solarkraftwerk auf dem Dach der neuen Bieler Sportstadien ans Stromnetz angeschlossen worden. Die Anlage im Besitz des Energie Service Biel versorgt bis zu 500 Haushalte.

Jetzt produziert die Anlage auf dem Dach der Tissot Arena Strom. Bild: Peter Samuel Jaggi

von Lino Schaeren

Perfektes Wetter für die Inbetriebnahme eines Solarkraftwerks. Die Sonne brannte gestern auf das Dach der Tissot Arena, als Energie Service Biel-Direktor Heinz Binggeli auf der Besucherplattform erklärte, dass man mit dem hier produzierten Strom aus erneuerbarer Energie 2000 Racletteöfen betreiben könnte. Oder anders gesagt: Das Kraftwerk auf dem Stadiendach versorgt bis zu 500 Haushalte mit Strom. Seit gestern Morgen ist die Anlage ans Schweizer Stromnetz angeschlossen - der Energie Service rechnet damit, dass sie etwa zwei Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert.

Rasch fertiggestellt

Das Kraftwerk war im Bözingenfeld beeindruckend schnell fertiggestellt. Die Helion Solar AG, die den Zuschlag für die Installation bekam, brauchte letztlich nur sechs Wochen, um die immerhin 8100 Solarpanels auf einer Fläche von 16 500 Quadratmetern zu installieren. Die Arbeiten wurden letzte Woche abgeschlossen. Die Anlage ist die weltweit leistungsstärkste auf einem Stadiondach. Darauf ist Binggeli sichtlich stolz und auch Noah Heynen, Geschäftsführer von Helion, sagt, es sei eine grosse Freude gewesen, dieses Kraftwerk realisieren zu dürfen. Helion hat Panels von zwei Herstellern auf dem Stadiendach montiert, dies, um kein Klumpenrisiko einzugehen, sollten plötzlich kurzfristig viele Ersatzteile benötigt werden. 60 Prozent der Solarpanels hat die Firma Jinko Solar mit Sitz in Shanghai geliefert, 40 Prozent die Firma Hanwha Solar mit Sitz in Seoul.

Auch Schweizer Herstellern wäre es möglich gewesen, die Module zu liefern, sagt Andrea Wucher, Geschäftsleitungsmitglied beim Energie Service Biel. Beim Entscheid für die asiatischen Hersteller seien nicht nur die Kosten ausschlaggebend gewesen. «In der Ausschreibung wurden nicht nur die energie- und betriebswirtschaftlichen Komponenten berücksichtigt, sondern auch die Nachhaltigkeit der Anlage», sagt Wucher. Kurze Wege für die Serviceteams und die Montage sowie die Betrachtung für den Energieeinsatz inklusive grauer Energie während der gesamten Lebensdauer seien ebenso ausschlaggebend gewesen. Auch in diesen Bereichen seien die asiatischen Module durchaus konkurrenzfähig. Der Energie Service Biel, eine Tochterfirma der Stadt Biel, hat drei Millionen Franken in das Solarkraftwerk investiert.

Die Panels auf den Stadiendach sind nach Osten und Westen ausgerichtet. Damit soll verhindert werden, dass die Anlage über den Mittag Spitzenresultate erzielt und damit das lokale Stromnetz überlastet. Mit der Ost-West-Ausrichtung haben mehr Panels auf dem Dach Platz als bei der Süd-Ausrichtung - und die Stromproduktion ist über den ganzen Tag ausgeglichener verteilt. Heynen von der Firma Helion sagt, dieses Vorgehen sei bei Projekten dieser Grösse üblich.

Warten auf Entscheid

Allerdings werden heute in der Schweiz nicht mehr so viele grosse Solarkraftwerke realisiert wie auch schon. Heynen sagt, dies liege daran, dass National- und Ständerat noch keinen Entscheid betreffend der Energiestrategie 2050 gefällt haben. «Wir fordern einen raschen Entscheid, weil sonst die Investitionssicherheit fehlt.» Auch Binggeli äusserte sich gestern zur Energiestrategie. «Wir leisten einen Beitrag», sagte er, in erster Linie einen im Sinne eines Zeichens für erneuerbare Energie. 2011 haben Bundesrat und Parlament den Grundsatzentscheid für einen schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie gefällt.

*******

 

Der Weg des Kraftwerks

• Kurz nach der ersten Volksabstimmung 2007 über die Realisierung der Stades de Bienne stand erstmals die Idee eines Solarkraftwerks auf dem Dach im Raum.

• Die Anlage wurde 2008 für die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) des Bundes angemeldet. Die Schweizerische Stromnetzgesellschaft (Swissgrid) musste wegen der Verzögerung des Baustarts der Stadien mehrfach Fristverlängerung gewähren.

• Der Bieler Stadtrat hat 2012 – noch vor dem Bauentscheid der HRS Real Estate AG – einen Kredit über 4,9 Millionen Franken für den Bau des Kraftwerks genehmigt.

• Die Verzögerungen beim Baustart haben auch eine gute Seite: Die Solarmodule sind heute deutlich günstiger, die Anlage kostete «nur» drei Millionen Franken. lsg

Nachrichten zu Biel »