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Wochenkommentar

Lakelive: Nachsicht
 oder Konsequenz?

Rückblende: Soeben ist ein Grossanlass zu Ende gegangen. Tausende sind ans Seeufer gekommen, haben Unterhaltung genossen, Stände besucht, sich auch sportlich betätigt. Die Veranstalter sind zufrieden und sagen, sie möchten bleiben, der Ort sei schön.

Tobias Graden 
Teamleiter Wirtschaft
  • Dossier

Klingt ein bisschen nach Lakelive, nicht?

Weiter ging es so: Man ist sich einig, dass der Anlass eine gute Sache ist. Doch bei der konkreten Umsetzung gibt es Probleme. So wird mehr Unterstützung seitens der Stadt und der touristischen Akteure gefordert. Diese kommt aber nicht. Man sei für gute Rahmenbedingungen zuständig, nicht aber für direkte Unterstützung privater Akteure, heisst es. Es gibt weitere Gründe, aber schliesslich verlässt der Anlass auch darum die Region, das Bedauern ist gross.

Die Rede ist von den Bikedays, die von 2004 bis 2006 in Biel gestartet sind und sich mittlerweile als national beachtetes Event in Solothurn etabliert haben. Jahrelang kümmern sich die Städte Biel und Nidau danach nicht gross um die Nutzung des ehemaligen Expo-Geländes. Sie bewilligen ab und zu einzelne Anlässe und sind froh, wenn es nicht zu viele Lärmklagen gibt. 2017 dann der halbe Paradigmenwechsel: Nun sind es die Städe, die einen Anlass wollen, und zwar von Anfang an einen richtig grossen. Unterhaltung, Sport und Kultur soll er bieten, mehrere Tage dauern, Internationales und Lokales verbinden, teilweise gratis zugänglich sein. Der Grundsatz bleibt: Die Städte garantieren die Rahmenbedingungen und unterstützen ein bisschen in Form von nicht geldwerten Dienstleistungen, der Rest ist Sache des Veranstalters, der den Wettbewerb gewonnen hat.

Nach der ersten Ausgabe von Lakelive hat dieser Veranstalter nun gemerkt, was funktioniert und was nicht. Schlager zum Beispiel funktioniert in diesem Rahmen offenbar nicht, ebensowenig zahlungspflichtige Unterhaltung mit elektronischer Musik am 31. Juli, wenn ohnehin in der ganzen Seebucht Party ist. Die Lakelive GmbH zahlt Lehrgeld in der Höhe von etwa 200 000 Franken. «Wir waren zu gutmütig», hat Mitorganisator Lukas Hohl schon kurz nach Ende des Festivals gesagt.

Mitleid ist allerdings nicht nötig. Die Lakelive GmbH hat die Bedingungen von Anfang an gekannt und ist das unternehmerische Risiko aus freien Stücken eingegangen. Erstaunlicher ist eher, dass die erfahrenen Eventprofis dieses offenbar ein bisschen unterschätzt haben. Ebenso wenig wäre es nun aber angebracht, nachträglich öffentliche Gelder zur Defizitdeckung zu verwenden. Das ist allerdings nicht das Ziel der Organisatoren. Der Bieler SVP-Stadtrat Olivier Wächter (SVP) irrt, wenn er in seiner dringlichen Interpellation davon ausgeht, die Lakelive GmbH wolle bei der Stadt die hohle Hand machen. Vielmehr versuchen die Organisatoren, bis Mitte Oktober das Geld aus privaten Quellen zusammenzubringen.

Fraglich ist, was passiert, wenn dies nicht gelingt. «Dann gibt es kein Lakelive mehr», sagt Lukas Hohl – 
diese Aussage dürfte zwar sachlich richtig sein, sie ist aber auch ein gar nicht so subtiles Druckmittel. Denn ein guter Teil des Bieler Stadtrates dürfte dann versucht sein, dem Lakelive unter die Arme zu greifen. Dass sich der Gemeinderat in einem solchen Fall nicht wehrt, zeigt die heurige Subventionierung der Eisplanade, die auf ein Postulat zurückgeht. Aus ordnungspolitischer Sicht ist diese Praxis nicht sehr konsequent – sie dürfte aber dem politischen Mehrheitswillen entsprechen.

Besser wäre es allemal, wenn ein solcher Schritt bei Lakelive gar nicht nötig wird und Biel und Nidau im nächstjährigen Bewilligungsprozess höchstens etwas Flexibilität bei der Anpassung des Konzepts aufbringen müssen – sodass der Anlass seinen Charakter nicht verliert, aber auch wirtschaftlich funktioniert. Dass die Organisatoren dies im zweiten Anlauf zustande bringen, ist ihnen durchaus zuzutrauen. Und den aktiven Menschen in der Region ist es zu gönnen, wenn dieser Grossanlass gekommen ist, um zu bleiben.

E-Mail: tgraden@bielertagblatt.ch

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