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Sion 2026

«Mehr als Eishockey 
war in Biel nie geplant»

Der Bieler Hans Stöckli, OK-Vizepräsident der Olympiakandidatur «Sion 2026», sagt, dass es nach wie vor sein Ziel sei, dass die Tissot Arena in Biel olympisch werde.

Hans Stöckli, OK-Vizepräsident «Sion 2026» und SP-Ständerat

Hans Stöckli, der Bundesrat will die Schweizer Kandidatur für die Olympischen Winterspiele «Sion 2026» mit acht Millionen Franken unterstützen, erhält das Projekt den Zuschlag, zeigt er sich gewillt, knapp eine Milliarde auszugeben. Sind Sie erleichtert ob dieses Entscheids?
Hans Stöckli: Der Entscheid entspricht unseren Erwartungen. Der Bundesrat übernimmt das Konzept, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf die Finanzierung. Er gibt uns nun die Möglichkeit, das Projekt zu vertiefen, damit Ende Jahr eine Botschaft ausgearbeitet werden kann.

Mit dem Bundesratsentscheid wurde die erste politische Hürde genommen.
Die hat Signalwirkung!

Mit der Botschaft wird sich das Schweizer Parlament befassen.
Wir haben bis dahin nun eine ganze Reihe von Aufträgen erhalten, die wir zu erfüllen haben.

Zum Beispiel?
Es geht um Ergänzungen und Vertiefungen. Wichtig sind diesbezüglich die vom Bundesrat gesprochenen acht Millionen Franken, um die Kandidatur erfolgreich zu gestalten.

Das restliche Geld für die Kandidatur kommt auch von den möglichen Standortkantonen.
Acht Millionen kommen von Swiss Olympic, acht Millionen vom Bund und die restlichen acht Millionen tragen die Kantone. Jetzt müssen wir noch eine halbe Million Franken von privater Seite organisieren, da wir auf die Spende von Christian Constantin verzichten.

Constantin, der Präsident des FC Sion, hat die Kandidatur «Sion 2026» mit angestossen, er verliess das OK aber kurz nach seinem körperlichen Angriff auf TV-Experte Rolf Fringer. Hat das Komitee gegenüber Constantin offensiv kommuniziert, dass es auf sein Geld verzichten wolle?
Nein. Es war eine logische Folge. Wenn Constantin sich aus dem Komitee zurückzieht, muss er sich auch nicht mehr verpflichtet fühlen, uns die Spende von einer halben Million zu entrichten.

Hätte man das Geld trotzdem genommen, wäre das Komitee in ein schlechtes Licht gerückt worden, nicht?
Das ist schon so, ja. Wir müssen konsequent sein.

Der Widerstand gegen das Projekt wird sich nach diesem ersten politischen Entscheid nun formieren, bereits hat die SVP sich ablehnend geäussert. Wie schwierig wird es sein, im Bundesparlament eine Mehrheit für die 995 Millionen Franken zu finden? Sie dürften im Parlament ja der «Cheflobbyist» sein.
Schritt für Schritt werden wir das Projekt vertiefen und insbesondere das Vermächtnis entwickeln. Selbstverständlich wird eine grosse Überzeugungsarbeit zu leisten sein, in allen Parteien und bei den Vertretern aus allen Landesteilen. Ich werde aber nicht Lobbyist sein, sondern als einer der Initianten und Vizepräsidenten des Komitees für die Idee kämpfen.

VBS-Chef Guy Parmelin (SVP) hielt an der Pressekonferenz des Bundesrats fest, dass einzig die Teilnahme des Gastgeberkantons Wallis zwingend sei. Sollte sich einer der anderen Standortkantone gegen das Projekt aussprechen, könnten Alternativen geprüft werden.
Ich bin mit dem Bundesrat einig, dass das Projekt ohne den Kanton Wallis nicht aufrechtzuerhalten ist. Bei den anderen Kantonen bin ich zurückhaltend, ich denke, es wäre gut, wenn wir das Projekt so eingeben könnten, wie es nun vorbereitet wurde. Mein Ziel ist immer noch, dass die Tissot Arena in Biel olympisch wird.

Gehen Sie davon aus, dass im Kanton Bern eine Volksabstimmung nötig sein wird?
Das kann ich nicht sagen, dazu müsste sich Regierungsrat Christoph Ammann äussern (die Volkswirtschaftsdirektion von Christoph Ammann (SP) liess gestern verlauten, dass sie im November den Termin für «die voraussichtliche Volksabstimmung» festlegen werde, die Red.).

Für das Komitee wäre es doch wünschenswert, dass man durch Volksabstimmungen Klarheit über den Rückhalt in der Bevölkerung schafft?
Wir müssen die Verfassung und die Gesetze einhalten. Wenn diese vorsehen, dass es eine Volksabstimmung braucht, dann wird eine solche durchgeführt. Wenn nicht, werden wir nicht wegen Olympia unsere Gesetzgebung anders interpretieren. In der Schweiz gibt es auf eidgenössischer Ebene kein Finanzreferendum, dementsprechend gibt es auch keines für die Olympischen Spiele.

Der Kanton Wallis wird sicher abstimmen, er sagte zuletzt Ja zu Olympischen Winterspielen, das liegt allerdings schon 20 Jahre zurück.
In der Schweiz war im Wallis die Volksstimmung zumindest bisher betreffend solchen Veranstaltungen am positivsten. Man darf aber nicht vergessen: Vor 20 Jahren hatten wir in Biel auch eine Abstimmung zu einem Grossevent, zur Expo, und auch die war positiv.

Der «Bund» hatte berichtet, dass im Projekt «Sion 2026» Biel als Standort für Eisschnelllaufen Thema gewesen sei. Bislang war aber stets nur von Eishockey die Rede. Wurde Biel als Standort überarbeitet?
Es stand nie zur Diskussion, dass man in Biel nebst dem Eishockey weitere Sportveranstaltungen durchführen könnte. Aber, und das ist sehr erfreulich, es wird eine Unterkunft für die Sportler in Magglingen geben.

Es wird aber nicht das ganze Athletendorf, das in Thun vorgesehen war, nach Magglingen verschoben?
Nein. Wir sehen vor, die bestehende Infrastruktur im Kanton Bern zu nutzen und die Unterbringung in der Umgebung Kandersteg, in Bern und in der Region Biel zu organisieren.

In Magglingen dürfte also die Unterbringung der Frauennationalmannschaften im Eishockey geplant sein.
Richtig. Es ist eine super Gelegenheit, die Erweiterung der Unterbringungsmöglichkeiten von Athleten in Magglingen zu unterstützten. Interview: Lino Schaeren

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