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Gewerbe & Gastronomie

Mehr Energie, Leichtigkeit und Freude

Deborah Martin verbindet in ihrer Praxis in Biel Tai-Chi und Tanz zu Chi-Dance. Warum es dabei kein Richtig und Falsch gibt, was sie bei ihren Klientinnen und Klienten wecken möchte und wie Positives ins Rollen kommen kann.

«Wir sind mehr als ‹nur› ein physischer Körper.» Deborah Martin will Bewegung ins Leben der Menschen bringen. © Anita Vozza

von Raphael Amstutz

Deborah Martin tanzt, auch wenn sie sitzt und spricht. Ihre Arme, Hände und Finger unterstreichen das Gesagte mit fliessenden Bewegungen und malen Geschichten in den Raum.

Die Energie in Fluss bringen, das möchte Deborah Martin bei ihren Klientinnen und Klienten. Vor fünf Jahren hat sie begonnen, Chi-Dance anzubieten – eine Mischung aus Tai-Chi und Tanz – und ist damit eine Pionierin. Am Anfang dieses Fusionsprozesses stand die Freude. «Nach über 20 Jahren, in denen Tai-Chi bei mir im Zentrum gestanden und das Tanzen ein wenig in den Hintergrund gerückt ist, habe ich die Freude am Improvisations-Tanzen wiederentdeckt», erzählt sie. «Plötzlich war da dieses Feuer.» Ein Feuer, die beiden Ausdrucksformen zusammenzubringen. «Ich habe erfahren dürfen, wie sie sich gegenseitig befruchten und eins werden können», sagt sie.

Bewegung ist für Deborah Martin seit frühester Kindheit ein wichtiges Thema. Bereits mit vier Jahren hat sie mit Ballett begonnen. Später kamen Tai-Chi und Impro-Tanz, nun ist es das Chi-Dance.

Es gehe immer um mehr als das, was zu sehen sei, erklärt sie. «Meine Klientinnen und Klienten dürfen erfahren, dass sie sich ausdrücken, dass sie sich zeigen, wirklich zeigen können.» Das seien jeweils enorm befreiende und beglückende Momente. «Durch Chi-Dance kann mir bewusst werden, welche tiefliegenden Bedürfnisse ich habe, welche Themen mich beschäftigen, mit welchen Ängste ich lebe, welche Ziele ich erreichen möchte», so Martin.

Beim Chi-Dance gebe es kein richtig oder falsch. Es gehe einzig darum, dem Urbedürfnis nach freiem Ausdruck nachzugeben und alles zuzulassen. Rahmen gebe es nur einen. Jenen der Sicherheit. Jede und jeder könne seine Eigenart ausleben, bewertet werde nicht. Es dürfe aber durchaus gelacht werden. Die Heiterkeit habe ihren Platz. «Die Menschen inspirieren und motivieren sich gegenseitig», beschreibt es Martin.

Sie merke, wie erleichtert die Klientinnen und Klienten seien, wenn es für einmal nicht um Leistung gehe, so Martin. Was jeweils aus einem Kurs oder einer Einzelsitzung werde, sei offen. Vieles ergebe sich aus dem Moment.

Seit drei Jahren bietet Deborah Martin auch geistiges Heilen an. Für sie hat sich das organisch aus dem bisherigen Angebot ergeben. «Auch hier: Es fliesst ineinander. Ich bringe meine Erfahrung mit, das, was mich ausmacht und ich kreiere einen Raum der Geborgenheit.»

Bereits als Kind habe sie «Energien gespürt». Während der Schulzeit sei ihr das «abgewöhnt» worden – solche Empfindungen hätten keinen Platz im klassischen Schulunterricht. Nun wolle sie dem Metaphysischen wieder Raum geben, ihre medialen und sensitiven Fähigkeiten in all ihre Wirkungsfelder fliessen lassen.

Wenn sie Menschen für Beratungen treffe, würden die drei Elemente – Tanz, Gespräch, Heilen – je nach Bedürfnis in unterschiedlicher Stärke in den Vordergrund treten. Eigentlich kommt noch ein viertes dazu. Martin komponiert Stücke und spielt Klavier. «Ich bitte um eine Melodie, die bestärkend ist für eine bestimmte Person zu einer bestimmten Zeit. Dann lasse ich es fliessen.»

Wenn sie ihre Arbeit einem Laien mit einem Wort umschreiben müsste, würde sie denn auch sagen: Flow- oder Energie-Coaching.

«Energie kann dabei alles sein», sagt sie. «Worte, Klänge, Bewegung.» Improvisation trifft auf Intuition und so wird Martin zur Vermittlerin und Übermittlerin. Sie wolle den Menschen Lust machen auf eine Horizonterweiterung. «Sie sollen erfahren, wie unglaublich viel in ihrer eigenen Kraft liegt. Sie sollen erkennen, dass sie selber etwas ankurbeln und in Schwung bringen können.» Sie wünsche den Menschen, dass sie erfahren dürfen, dass sie mehr sind als «nur» ein physischer Körper.

Das aktuelle Weltgeschehen erlebt sie bei ihren Klientinnen und Klienten als Katalysator. «Was da ist an Themen, wird nun verstärkt», sagt sie. Es gebe weniger Möglichkeiten, auszuweichen oder sich abzulenken. Sie empfinde die Gegenwart als Chance, um «auf den Weg des inneren Friedens und der Selbsterkenntnis zu gehen» und sich dabei den grossen Fragen zu stellen: Was gibt es neben der Angst und den Sorgen? Was ist mir wichtig? Wohin will ich mich entwickeln?

Abschliessende Rezepte und fixe Vorgaben gebe es dabei nicht. Die Antworten und Schlussfolgerungen seien immer individuell – und müssten auch immer wieder neu gefunden werden. Alles ist im Fluss, ein Leben lang. «Ich möchte in meinen Klientinnen und Klienten einen Forscherinnengeist wecken», beschreibt es Martin. Es gehe dabei aber nicht darum, irgendetwas schönzureden oder oberflächlich anzugehen, sondern um eine echte und tiefe Auseinandersetzung mit sich selber, für mehr Flow, das heisst Leichtigkeit, Energie und Freude im Leben.

Wichtig sei ihr, die Menschen für einen Weg raus aus der Routine und der Trägheit zu begeistern, weg von den negativen Gedankenkarussells, die uns lähmen würden, hinein in die Aktion, in die Bewegung, ins Neue. «Es braucht gar nicht so viel, bis etwas Positives ins Rollen kommt», ist sie überzeugt.

Und da tanzen sie wieder durch den Raum; ihre Arme, Hände und Finger.

Info: Chi-Dance, Jean-Sessler-Strasse 7, Biel. www.chi-dance.ch

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