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„Krawattenzwang“

Mein Adventskalender spuckt Gummibärli

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Mein Adventskalender spuckt Gummibärli.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Der zweijährige Jan springt mir in die Arme und sagt mit seinen erst anrollenden Sprachmöglichkeiten strahlend: «Päckli!!» Ja, denke ich, es ist bald Weihnachten und da ist es klar, dass Kinder die Festtage primär mit Geschenken in Verbindung bringen. Das ist so. Der wahre Hintergrund und die Inhalte der Advents- und Weihnachtszeit werden erst später erklärt, den Genuss der ruhigeren Tage im Familienkreis erkennt man sowieso erst als Erwachsener.

Bald merke ich aber, dass der Bub seine Adventskalender meint. Mehrzahl. Denn Eltern, Götti, Grossvater und Grossmutter waren aktiv und kreativ und haben den Knirps überschwemmt. Er bekommt täglich ein Schöggeli, er bekommt Spielsachen, er bekommt Überraschungs-Geschenkli. Die Adventszeit wird zum kindlichen Stress – jeden Tag darf oder muss die Päckli- respektive Törlikaskade abgearbeitet werden. Und nur einmal pro Tag, dafür lange Zeit.

Die an sich besinnliche Vorweihnachtszeit mit dem Advents-Countdown wird durch die Päckliflut etwas getrübt. Ob wirklich alles kommerzialisiert werden muss? Ob süss oder sauer, ob gross oder klein. Es gibt sie in jeder Form, die Adventskalender. Eigentlich komisch, dass noch niemand die Voradventszeit-Angebote eingeführt hat. Zum Beispiel so ab Mitte Oktober. Früher – ja, einmal mehr: früher – mussten wir uns beim Törliöffnen mit überraschenden Bildchen zufriedengeben. Selbstgebastelte Adventskalender im Familienkreis zählten später zu den Höhepunkten: Vier Personen waren für je sechs kleine Überraschungen zuständig. Das Öffnen brachte die eine oder andere Überraschung und vor allem viele gute kurze Momente im Familienkreis.

Auch heute muss ich nicht auf die 24-teilige Überraschung verzichten. Das Umfeld weiss, dass ich Adventskalender gerne habe. Aktuell spuckt der Kalender täglich Gummibärli aus – ganz im «Päckli-Zeitgeist». Es waren in früheren Jahren auch schon mal 24 Büchsen Bier ... Da fehlte dann allerdings der Überraschungseffekt und zudem war es mir unmöglich, die Biermenge in der Zeit bis Weihnachten zu geniessen. Das Abarbeiten dauerte bis in den nächsten Sommer. Die Gummibärli schaffe ich ...

Wie sieht Ihr Adventskalender aus? Wie geniessen Sie den Abzählmodus bis Weihnachten? Schreiben Sie mir – ich erstelle gerne eine Best-of-Liste als Ratgeber für nächstes Jahr. Denn die Adventszeit 2019 steht bald vor der Tür.


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

 

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