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Corona-Blog

Mein Lockdown und die Lockerung

Nach den Lockerungen des Bundesrates kann ich wieder ins Büro. Endlich. Ich habe die Redaktion vermisst.

Symbolbild Keystone
  • Dossier

Margrit Mast Beyer, Redaktorin/Sekretariat

 Ein lebhafter Betrieb mit viel Austausch und Begegnungen. Ansonsten habe ich in der Coronazeit nicht viel vermisst: Morgens hat mir mein Mann den Kaffee serviert. Neben mir am Fernsehen läuft mein Lieblingssender «Bon Gusto» und mein einjähriger Berner Sennenhund Timo liegt neben mir – obwohl ich dem Vierbeiner auch Mal mit dem Bürostuhl die Pfote gerammt habe. Er verzeiht mir und fordert viele Streicheleinheiten ein. Auch meine Katzen leisten mir Gesellschaft: Jerry beobachtet mich hoch oben auf dem Büroschrank und Lola tanzt über meine Tastatur. Während dieser Zeit habe ich unser Haus mit Garten noch mehr schätzen gelernt. Wie schwierig muss es doch für Menschen gewesen sein, die in einer kleinen Wohnung leben müssen. Es gibt aber schon einiges, das mir während dieser Zeit gefehlt hat und das mich traurig gestimmt hat. Vermisst habe ich die die Seele wärmenden Umarmungen meiner besten Freundinnen und meiner Familie, vermisst habe ich auch die Waiseneltern meiner Gesprächsgruppe. Oder einen festen ehrlichen Händedruck. Oft denke ich auch an die Familien der Verstorbenen, die sich nicht mit einer schönen Abdankungsfeier von ihren Liebsten verabschieden konnten.

Genervt haben mich die Leute, die die Abstände nicht einhalten. Mehr als einmal habe ich gefragt: «Kennen Sie die Zwei-Meter-Regel nicht?» Verdutzte und oft verärgerte Blicke trafen mich dann. Meine Hoffnung nach dem Lockdown: Dass die Coronazeit die Menschen zum Guten verändert und dass sich die Natur weiterhin erholen kann. Ein frommer Wunsch?

Seit gestern bin ich pensioniert – nach über 39 Jahren bei dieser Zeitung. Ich trenne mich noch nicht ganz von meiner «zweiten Familie». Ich werde noch einige Monate meinen gewohnten Weg ins Medienzentrum gehen und meine Kollegen und Kolleginnen geniessen sowie einen Teil meines Jobs, der mir in all den Jahren nie langweilig wurde, mit Freude weitermachen. Vermissen werde ich die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Sie haben mich auch in den schlimmsten Momenten meines Lebens getragen. Ich fand nach dem Tod meines Sohnes immer Trost und offene Ohren für meine Trauer. Dafür möchte ich auf diesem Wege allen danken, die diesen langen Arbeitsweg mit mir gegangen sind.

mmast@bielertagblatt.ch

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