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Biel

Menschen verbinden, Barrieren abbauen

Menschen verschiedener Glaubensbekenntnisse haben am vergangenen Samstag in der Bieler Pauluskirche das abendliche Fastenbrechen der Muslime gefeiert. Der organisierende Verein Tasamouh verteilte 350 Mahlzeiten.

Das muslimische Fastenbrechen in der Pauluskirche stand im Zeichen der Begegnung. Bild: Enrique Muñoz Garcia

Jeremy Jaquet/pl

Am vergangenen Samstag öffnete die Pauluskirche in Biel ihre Tore für den interreligiösen Dialog: Unter dem Dach der christlichen Gemeinde feierten Menschen verschiedener Glaubensrichtungen gemeinsam mit den Muslimen das abendliche Fastenbrechen während des Ramadans. Die Veranstaltung wurde vom Bieler Verein Tasamouh mit Unterstützung freiwilliger Helfer ausgerichtet.

Tasamouh setzt sich mit basisnahen Aktivitäten dafür ein, das Risiko von religiösem Fundamentalismus und Radikalisierung von jugendlichen Muslimen zu verringern. Tuncay Katpan, der Ko-Präsident der Vereinigung, sieht im gemeinsamen Abendmahl vom Samstag auch ein Zeichen politischen Willens: «Wir möchten Barrieren abbauen, Menschen verbinden und gemeinsam marschieren.»

Interkultureller Dialog
Während des islamischen Fastenmonats Ramadan dürfen die Gläubigen erst nach Sonnenuntergang essen. Dieses abendliche Fastenbrechen wird Iftar genannt. Dass eine christliche Gemeinde Menschen mit muslimischer Kultur zum gemeinsamen Feiern geladen hat, ist schon aussergewöhnlich.

Jedenfalls zeigen sich hier die Früchte des interkulturellen Dialogs, der in Biel besonders gepflegt wird. «Gutes Zusammenleben setzt persönliche Verantwortung voraus, und diese entwickelt sich aus dem Interesse am Anderen», so eine Teilnehmerin des Anlasses.

Ähnliches forderte auch Mansour Ben Yahya, Präsident der Liga der Muslime der Schweiz: «Wir müssen Muslime und Migranten ermuntern, sich in das staatsbürgerliche Leben einzubringen.» Naima Serroukh, eine bekannte Stimme, wenn es um interreligiösen Dialog geht, sagte: «Auch ich mache Politik. Immerhin konnte ich Christen, Juden und Muslime an einem Tisch vereinen.»

Das Abendessen in der Pauluskirche wurde von verschiedenen Darbietungen umrahmt, von Tanz, Musik und Humoristischem. Auch für die Kinder war gesorgt. Im Rahmen des Festes entdeckte das Publikum die Cartoons der jungen Bieler Künstlerin Nidonite. In unbestechlicher Weise nimmt die Zeichnerin Szenen aus dem Zusammenleben von Schweizern und Muslimen auf Korn. Nidonite gehört zu jenen Menschen, die den Einfluss unterschiedlicher Kulturen in ihrer Persönlichkeit vereinigen konnten. So ist es für die junge Schweizerin selbstverständlich, dass sie nächstes Jahr in die Rekrutenschule einrücken wird.

Freiwillige Helfer gesucht
Das interkulturelle Abendmahl begann nach dem Gebetsruf kurz vor 21 Uhr. Viele Anwesende warteten das Ende der Segnung nicht ab und stürzen sich auf die süssen Datteln auf dem Tisch. Nach den langen Stunden des Fastens war man nachsichtig.

Insgesamt wurden 350 Mahlzeigen serviert – gratis und an alle, die Appetit zeigten. Naima Serroukh blickte aufmerksam in die Runde: «Ich bin sehr zufrieden. An den Tischen sitzt ein gemischtes Publikum, darunter auch Muslime, die ihren Glauben nicht praktizieren.»

Im nächsten Jahr will die Schweizer Muslimin die gute Erfahrung wiederholen. Dafür sucht sie noch freiwillige Helferinnen und Helfer.

Link: www.tasamouh.ch

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